Thailand - Demokratie wurde vom Militär erzwungen

Bangkok (APA) - Im Zentrum der thailändischen Hauptstadt Bangkok steht ein riesiges Monument: Das Demokratiedenkmal. Es erinnert an den Umst...

Bangkok (APA) - Im Zentrum der thailändischen Hauptstadt Bangkok steht ein riesiges Monument: Das Demokratiedenkmal. Es erinnert an den Umsturz von 1932. Die „Siamesische Revolution“ führte zur Einführung der konstitutionellen Monarchie im damaligen Königreich von Siam. Durchgeführt wurde der Coup von der Armee. Errichtet wurde das Denkmal 1939 während der Militärdiktatur von General Phibun.

Geehrt werden dort die vier Teile der Streitkräfte - Heer, Marine, Luftwaffe und Militärpolizei - die am Putsch gegen König Prajadhipok (Rama VII.) beteiligt waren. Bis dahin regierten, zumindest formal, die Monarchen der seit 1782 herrschenden Chakri-Dynastie absolutistisch.

Zu den prominentesten Königen zählen Mongkut (1804-68/Rama IV.) und Chulalongkorn (1853-1910/Rama V.), die als Reformer und Modernisierer gelten. Vor allem bei älteren Thais genießt Chulalongkorn - ein Zeitgenosse von Kaiser Franz Joseph - große Verehrung.

Nach Chulalongkorn ist eine der renommiertesten Universitäten des Landes benannt. Er bereiste Europa und brachte seinen Landsleuten bei, statt mit den Fingern mit Gabel und Löffel zu essen. Außerdem gelang es ihm, durch territoriale Konzessionen gegenüber den Kolonialmächten Frankreich und Großbritannien die Unabhängigkeit seines Landes zu wahren. Wie seine Vorgänger verfügte auch Rama V. über einen ansehnlichen Harem und hatte entsprechend viele Nachkommen.

Unter seinen Nachfolgern ging der politische Einfluss des Königshauses zurück. Der vom Militär seiner absoluten Macht beraubte Rama VII. trat 1935 zurück. Seit dem Putsch von 1932 wechselten Regierungen in rascher Reihenfolge, in der Regel durch das Eingreifen des Militärs. Zu den führenden Politikern dieser Zeit zählten die Rivalen Pridi Phanomyong und Plaek Phibunsongkhram (Phibun).

Durch ein Bündnis mit Japan konnte sich Thailand aus dem Zweiten Weltkrieg weitgehend heraushalten, musste aber eine Stationierung japanischer Truppen zulassen. Nach dem Krieg kam es zu einer stetigen Abfolge von demokratischen Wahlen, Regierungskrisen, Unruhen und Militärputschen sowie wechselnden Verfassungen, die bis ins 21. Jahrhundert das politische Geschehen in Thailand bestimmen sollte.

Nach dem bis heute ungeklärten Tod von König Ananda Mahidol (Rama VIII.) 1946 wurde dessen Bruder Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) dessen Nachfolger. Er sollte bis zu seinem Tod 2016 auf dem Thron sitzen. Bhumibol und seine Frau Sirikit hielten sich weitgehend aus dem politischen Geschehen heraus und repräsentierten vor allem in den 1960er-Jahren ihr Land als Glamour-Paar nach innen und außen. Nur während der massiven Studentenunruhen 1973 entzog der König den Militärherrschern offen seine Unterstützung.

In die politischen Turbulenzen der letzten Jahrzehnte mischte sich der schwer erkrankte Bhumibol nicht mehr ein. Er genoss aber weiter große Verehrung unter seinen Landsleuten. Die Ausführung der königlichen Amtsgeschäfte lag und liegt in den Händen des Kronrates, dessen Präsident derzeit der 98-jährige General Prem Tinsulanonda ist. Nach dem Tod Bhumibols war er vorübergehend Regent, bis Kronprinz Maha Vajirlongkorn als Rama X. zum König ernannt wurde. Die feierliche Krönung soll Anfang Mai in Bangkok in pompösem Rahmen über die Bühne gehen.

Der neue König, ein ausgebildeter Militärpilot, der in Bayern ein Anwesen besitzt, hat inzwischen neue Akzente gesetzt. So hat er Änderungen in der von der Militärjunta 2016 verabschiedeten Verfassung durchgesetzt und auch die Kandidatur seiner Schwester Ubolratana bei den kommenden Wahlen untersagt. Er begründete dies damit, dass das Königshaus über der Politik zu stehen habe.

Das Königshaus ist das Symbol der staatlichen Einheit. Seit den Zeiten Chulalongkorns schützen spezielle Gesetze die Chakri-Dynastie vor Anfeindungen. Seit 1977 liegt das Strafmaß für Majestätsbeleidigung bei fünfzehn Jahren Gefängnis. Menschenrechtsorganisationen werfen der herrschenden Junta vor, das Gesetz willkürlich anzuwenden und ohne Rechtsgrundlage Regimekritiker damit zu bestrafen.