Musik

Lylit-EP: “Weniger Kommerz, mehr ich“

Vom Exklusivvertrag zum eigenen Label: Die EP „Aurora“ der oberösterreichischen Sängerin Lylit erscheint morgen
© Ink Music

Nach drei Jahren darf Lylits erste eigene EP morgen erscheinen. Nebenbei schrieb die Musikerin an Conchitas musikalischem Neustart.

Von Barbara Unterthurner

Innsbruck –„Endlich angekommen – und zugleich damit überfordert.“ Mit dieser Aussage endet die Geschichte zur neuen EP der Musikerin Lylit, die morgen erscheint. Ein Neustart für Lylit, ist das zu veröffentlichende Material doch das erste, das die oberösterreichische Musikerin seit drei Jahren unter ihrem Namen veröffentlichen darf.

Der Grund für diese Sperre ist zugleich der Höhepunkt und Tiefpunkt der bisherigen Karriere von Lylit, die eigentlich Eva Klampfer heißt: 2012, nachdem sie u. a. schon als Sängerin mit dem DJ Parov Stelar auf der Bühne stand, schaffte sie den Sprung nach Amerika. Kedar Massenburg, ehemaliger Leiter der legendären Motown Records, nahm sie damals unter Vertrag. „Eigentlich ein Traum für jeden Musiker“, erzählt Lylit im Gespräch. Ein Traum inklusive Studio und einer Wohnung in New York – und einer großen Enttäuschung: Zwei EPs entstehen bis 2015, ein Song wurde gar von iTunes zur Single der Woche erkoren, dann aber verebbt die Kooperation. Massenburg ging pleite, seine Künstler, u. a. die von ihm als Newcomerin angekündigte Lylit, steckten in ihren Exklusivverträgen fest. Drei Jahre durfte Lylit keine eigene Musik veröffentlichen.

Geschrieben habe sie in der Zeit, in der Anwälte um die berufliche Zukunft von Lylit kämpften, zwar immer. Aber keine eigene Musik: Als Songwriterin arbeitete sie u. a. für die deutschen Hip-Hopper Blumentopf. Komplett aus ihrer Feder stammt auch das neue Album von Tom Neuwirth, alias Conchita, das demnächst veröffentlicht wird.

Darauf werde Lylit seit Veröffentlichung der ersten Songs natürlich öfter angesprochen. Das Elektronik-Album steht auch bei Conchita für einen Neuanfang, der Abschluss einer Transformation von der Diva Conchita hin zum männlicheren Wurst, der sich bereits zu Beginn des Schreibens abzeichnete. Intensiver persönlicher Kontakt half Klampfer dabei, die Songs auf den Interpreten abzustimmen. Besonders die Texte sollten auf diese starke Veränderung eingehen, erklärt Klampfer.

Auch wenn sie als Songwriterin natürlich beauftragt wird, stecke laut Lylit in allen Songs, die sie schreibe, auch ein Stück von ihr selbst. Auch stilistisch decken sich die Wurst-Songs mit den eigenen. War der Beginn von Lylit 2012 noch sehr poppig und passte ins Bild, das ihr amerikanischer Produzent für sie entwarf, ist die Künstlerin inzwischen in der elektronischen Musik angekommen, live bedient sie die Synths. „Weniger kommerziell – mehr ich“, meint Lylit dazu. Die Umorientierung war aber keinesfalls ein einfacher Schritt, zuerst musste Lylit mit der Erfahrung in den USA abschließen. „Die wiedergewonnene Freiheit überlastete mich zunächst komplett“, erzählt Klampfer. Erst nach einiger Zeit flossen die Ideen für neue, eigene Songs.

Und nun liegt „Aurora“ vor, vier atmosphärische Songs, die auch den Prozess des Sich-Befreiens widerspiegeln. In „Me“ sowie „Over“ findet Lylit klare Worte dafür. Genauso wie für die Arbeit als Frau in der männerdominierten Musikbranche. Lylit weiß inzwischen, was in die heutige Zeit passt. Wie es weitergeht, zeigt sich im Herbst. Da erscheint ihr Debütalbum.

Elektronikpop Lylit: Aurora. Ink Music.

Live: Am 28. März gastiert Lylit im Innsbrucker Treibhaus.