Bühne

“Er ist wieder da“: Der Diktator als Komiker

Der Diktator, verkörpert von Schauspieler Ingo Paulick, erwacht sichtlich irritiert im Berlin der Gegenwart.
© Tauber

Das Westbahntheater bringt die Hitler-Persiflage „Er ist wieder da“ auf die Bühne.

Von Gerlinde Tamerl

Innsbruck –Adolf Hitler erwacht mitten in der Holocaust-Gedenkstätte in Berlin. Die Menschen begegnen dem sichtlich derangierten Diktator mit Humor und Offenheit. Sie halten ihn für einen Spinner und schmunzeln über seine „Verkleidung“.

Ein TV-Sender entdeckt jedoch sein „Potenzial“ und engagiert ihn schließlich für eine Comedy-Show. Niemand erkennt, dass es sich um den „leibhaftigen Hitler“ handelt. Dieser einfache, aber eindringliche Plot basiert auf dem verfilmten Bestseller „Er ist wieder da“ des Schriftstellers Timur Vermes.

Das Innsbrucker Westbahntheater widmet sich derzeit diesem Stoff unter der Regie von Torsten Schilling, der sich an der umstrittenen Bühnenfassung von Axel Schneider orientiert. Schneider lässt am Ende Hitler nämlich nicht wie im Kinofilm zu einem gefeierten Star aufsteigen, sondern der Diktator wird von Rechtsradikalen beinahe zu Tode geprügelt. Schneider setzt damit eine provokante Pointe. Die Neonazis erkennen im wiederauferstandenen Diktator nicht ihr vermeintliches Vorbild, im Gegenteil: Hitlers Kritik an der NPD versetzt die Schergen in Rage.

Torsten Schillings Inszenierung folgt dieser Idee, aber sein ambitioniertes Vorhaben scheitert. Das ist auch auf die grundsätzliche Schwierigkeit zurückzuführen, dass Hitler in Gestalt eines „Borderline-Komikers“ nicht überzeugt. Der 1986 geborene Schauspieler Ingo Paulick verkörpert Hitler und mimt den „Komiker-Diktator“ der Vorlage gemäß mit Reden im TV, die in ohrenbetäubendes Gebrüll münden.

Und obwohl dieses Stück als Satire angelegt ist, sucht man den Humor darin vergeblich. So verkündet der Diktator etwa: „In Deutschland trennen die Leute ihren Müll besser als die Rassen.“ Kann man darüber lachen?

Zudem leidet das Stück an seiner schwachen Besetzung, denn an der Seite von Paulick spielen zu viele Laiendarsteller. Für ihn ein sichtbar schweißtreibendes Unterfangen, denn er allein muss die Dramaturgie über zwei Stunden stemmen. Die Laien scheint diese Aufführung zu bereichern, für den Zuschauer jedoch ist sie eine pointenlose Zumutung (nächste Vorstellung: 22. März).

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