Minus bei Verkehr in Kufstein, Plus in Niederndorf
Ortschefs in der Unteren Schranne wollen Maßnahmen gegen Umwegverkehr, BH lässt Sperre für Stadtdurchfahrt prüfen.
Von Wolfgang Otter
Kufstein –„Es reicht!“ – eine Aussage, die im Zusammenhang mit der Verkehrsbelastung an Wochenenden mit Urlauberschichtwechsel in Kufstein und den Umlandgemeinden häufig zu hören ist. Zum ohnedies gestiegenen Verkehrsaufkommen kommt noch der Ausweichverkehr wegen der Vignettenpflicht und Grenzkontrollen zwischen dem Autobahnknoten Kufstein-Süd und der Staatsgrenze hinzu. Das bedeutet lange Staus an den Ortsein- und -durchfahrten. Auch 2018 ist die Belastung in manchen Orten weiter gestiegen, wie die neue, der TT vorliegende Auswertung des Landes zeigt. Und das ganz besonders in Niederndorf. So stieg das jahresdurchschnittliche tägliche Verkehrsaufkommen 2018 (JDTV) im Vergleich zu 2017 um satte elf Prozent oder 1170 Fahrzeuge. Dazu hat auch ein Anstieg der Lkw-ähnlichen Fahrzeuge (z. B. Busse) und Sattel- und Lastzüge beigetragen.
An der B175 Wildbichler Straße in Kufstein-Ebbs gab es mit 1,7 % (220 Kfz/24) zwar einen niedrigeren Anstieg, der aber trotzdem spürbar war. Auch hier waren mehr Lkw unterwegs. Bei Niederndorf-Gasthof Sebi ist der Kfz-Verkehr ebenfalls um rund 120 Fahrzeuge angestiegen.
„Die Zahlen bestätigen den subjektiven Eindruck, dass es mehr Verkehr geworden ist“, sagt der Ebbser Bürgermeister Josef Ritzer. Dies hänge nicht nur mit dem allgemeinen Wachstum des Ortes und Betriebsansiedlungen zusammen. „Das ist Umwegverkehr“, meint Ritzer. „Das spüren wir brutal“, sagt der Niederndorfer Bürgermeister Christian Ritzer. Und wenn die deutsche Autobahnmaut komme, „können wir einpacken“. In der Unteren Schranne möchte man auf alle Fälle einen Schulterschluss der Gemeinden, um Gegenstrategien zu entwickeln. „Es muss was passieren“, sind sich die beiden Ritzers einig.
Während die Umlandgemeinden von Kufstein immer mehr stöhnen, ist die Entwicklung in der Festungsstadt zwar weiter schwierig, aber die Auswertung der Daten zeigt, dass an der Zählstelle Innbrücke (B171) in Kufstein das jahresdurchschnittliche Tagesverkehrsaufkommen um 740 Kfz/24 h gesunken ist (minus 4,5 %). Entlang der B171 Tiroler Straße kam es im Grenzbereich aber zu einem Zuwachs von rund drei Prozent (rund 320 Kfz/24 h).
Die neuesten Zähldaten für Jänner 2019 bestätigen den Trend. Wobei es nur eine Momentaufnahme darstellt und dieser Monat von den starken Schneefällen beeinflusst sein dürfte. Die höchste erreichte Tagesbelastung im Jänner an der Innbrücke in Kufstein in beide Fahrtrichtungen war 2019 am Samstag, 19. Jänner, mit 18.050 Kraftfahrzeugen. Zum Vergleich: 2018 lag dieser Wert bei 19.173 Kfz (damals am 26. Jänner). Auch der durchschnittliche Tagesverkehr ist mit 14.600 Fahrzeugen (16.274 2018) im Jänner stark gesunken. In Niederndorf hingegen war auch im Jänner 2019 die durchschnittliche Tagesbelastung mit 12.049 Kfz (11.922 im Jahr 2018) höher.
Was also machen mit dem Verkehr, noch dazu, wo die deutsche Autobahnmaut über den Grenzgemeinden als Damoklesschwert hängt?
Vorgestern lud BH Christoph Platzgummer Vertreter der Exekutive und der Stadt sowie des Baubezirksamtes zum Vernetzungstreffen. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob die Stadt für den ortsfremden Verkehr gesperrt werden kann.
„Wir wollen sicher sein, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten alles unternommen zu haben, um Sicherheit, Gesundheit und Versorgung auch in verkehrlichen Sondersituationen sicherzustellen“, erklärt Platzgummer. Zum einen wurde besprochen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, wenn ein Unfall alles lahmlegt, wie zuletzt im Außerfern geschehen, wo Ortseinfahrten gesperrt wurden. Zum anderen ging es um Verkehrsmaßnahmen an starken Reisetagen. Dafür hat die Stadt bereits ein Gutachten betreffend die Krankenhauszufahrt, die Nutzung von Kreisverkehren und die Seitenstraßen in Zell und Moorsbach in Auftrag gegeben. Jetzt wird auch geprüft, welche Auswirkungen eine zeitweise Sperre der Stadtdurchfahrt für den ortsfremden Durchgangsverkehr hat. „Wir müssen wissen, was passiert, sollte eine solche Maßnahme getroffen werden müssen, und auch wie sie gehandhabt werden könnte; angesichts der Entwicklungen und bei Fortdauer der Grenzkontrollen ist in alle Richtungen vorzudenken“, so Platzgummer gegenüber der TT.