Diagonale 2019 - 100 Doku-Minuten über Hans Hass zum 100. Geburtstag

Graz/Wien (APA) - Manchmal finden sich auch bei einer Tauchlegende wie Hans Hass die Schätze nicht unter Wasser. Biologiestudent Oliver Bruc...

Graz/Wien (APA) - Manchmal finden sich auch bei einer Tauchlegende wie Hans Hass die Schätze nicht unter Wasser. Biologiestudent Oliver Bruck, Fan des Tauchpioniers, stieß 2015 in einer Garage auf rund 200 Filmdosen aus dem Besitz des 2013 verstorbenen Wieners mit Weltruf. Behutsam wertete er den Fund in einer 100-minütigen Doku aus - „Exploring Hans Hass“ wurde am Mittwoch bei der Diagonale Graz uraufgeführt.

„Die 100 Minuten sind ein Geschenk zum 100. Geburtstag von Hans Hass, den er heuer am 23. Jänner gefeiert hätte“, sagte Bruck vor dem Screening im Grazer Rechbauerkino. Angefangen hatte es mit einem auf einer Auktionsplattform gefundenen Buch von Hass - der Verkäufer fragte dann, ob Bruck mehr Material von Hass haben wolle und führte ihn zu einer Garage. Da lagerten die Filme, teils noch unentwickelt. Hass selbst wollte sie entsorgt wissen. Ein Glücksfall, der Bruck redlicherweise aber Kopfzerbrechen machte - wie verwerten, wenn Hass dies offenkundig selbst nicht wollte?

Dramaturgisch gut aufgebaut bittet Bruck nun erstmal noch lebende Partner von Hass vor die Kamera und taucht schließlich selbst ab, um seinem Vorbild zu den Anfängen zu folgen - in der Alten Donau, wo der Wiener in den späten 1930-Jahren seine ersten Tauchversuche machte - und in Port Sudan, wo Hass das unter Froschmännern legendäre Wrack des im Juni 1940 von den Italienern selbst versenkten Munitionsfrachters „Umbria“ dokumentierte. Und seinen letzten Tauchgang im Leben im Jahr 2007 absolvierte. Geschickt und stimmungsvoll legen Bruck und Kameramann Sebastian Postl sowie Cutter Gernot Grassl hier historisches und aktuelles Material über die Entwicklung des künstlichen Riffs übereinander.

Die Interviewpartner Brucks - Kamera-Konstrukteur Kurt Schaefer, die Kameramänner Kurt Hirschel und Gerald Weidler, Expeditionspartner und Biologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt sowie die Tochter von Hans und Lotte Hass, Meta Raunig-Hass - zeichnen ein bemerkenswertes, teils unbekanntes Bild des Forschers und Filmers. Die offenen und bisweilen ausgesprochen witzigen Gesprächspartner wie der mit 94 Jahren immer noch hellwache Konstrukteur Kurt Schaefer rücken auch so manche Legende gerade - etwa warum Lotte Hass auf ihre erste Expedition fuhr. Angesichts der ausschließlich männlichen Crew an Bord der „Xarifa“ verordnete Hass: „Lotte ist ab jetzt ein Mann.“

Beinahe ehrfürchtig nähert sich Bruck seinen Gesprächspartnern wie Tochter Meta: „Wie haben Sie Ihren Vater erlebt?“ fragt Bruck. „Wenig“, so die trockene Antwort Metas, die von den Großeltern oft zu ihrer ein TV-Gerät besitzenden Tante ging, um das berühmte Elternpaar wenigstens im Fernsehen zu sehen. Bruck erhält in einer erfrischenden Szene von Meta Raunig-Hass quasi den Dispens, das gefundene Material zu verwenden. Von ihr erfährt man auch, dass es die von Hass entwickelte „Energontheorie“ wäre, wofür er gerne im Gedächtnis der Menschen bliebe - nicht so sehr das Tauchen. Wissenschaftlich anerkannt wurde die Theorie nicht.

Hass hatte jedenfalls - wie die Doku sehr gut zeigt - bis zu seinem Tod das Leben im Sucher - ob unter Wasser oder bei der Entwicklung seiner Energontheorie. Einen Film über sein Vorbild Hans Hass habe er schon immer machen wollen, sagte Oliver Bruck am Mittwoch nach der Uraufführung bei der Diagonale im Publikumsgespräch, der unerwartete Filmfund - vor allem unveröffentlichtes Material, Probeaufnahmen und auch Kopien - hat den letzten Anstoß gegeben.

( S E R V I C E - Weitere Vorführung von „Exploring Hans Hass“ bei der Diagonale in Graz am Samstag, 23.3. um 20.30 Uhr im UCI Annenhof. Nähere Info unter http://www.diagonale.at/filme-a-z/?ftopic=finfo&fid=9315 abrufbar.)