Lambchop trotz Jazz-Anstrich „keine komplett andere Band“
Wien/Nashville (Tennessee) (APA) - Was vor 30 Jahren im Keller von Kurt Wagner begonnen hat, klingt heute ganz anders - und doch eindeutig n...
Wien/Nashville (Tennessee) (APA) - Was vor 30 Jahren im Keller von Kurt Wagner begonnen hat, klingt heute ganz anders - und doch eindeutig nach Lambchop. Die „most fucked-up Country-Band in Nashville“ (Wagner) hat sich auf dem neuen Album „This (Is What I Wanted To Tell You)“ einen jazzigen Anstrich verpasst. „Es ist aber nicht so, dass man das Gefühl hat, eine komplett andere Gruppe zu hören“, sagte Wagner im APA-Gespräch.
„Es ist eher so, dass die Band über die Jahre verschiedene Dinge gezeigt hat, die sie zu tun fähig ist“, betonte der 60-Jährige. Der typische Lambchop-Geschmack fließt dabei stets auf ganz natürliche Weise ein: „Das passiert. So sind wir eben. Ich kann das gar nicht kontrollieren oder erzwingen, es scheint immer bestens zu funktionieren“, brummte der Sänger mit der sonoren Stimme ins Telefon.
Jazz habe ihn „immer schon“ begeistert, erzählte der Amerikaner. „Vor allem, wie der Sound zwischen einer kleinen Gruppe von Musikern funktioniert. Ich habe mir also vorgestellt, wie Lambchop klingen könnten, wenn wir so einen raffinierten Sound wie ein Jazz-Trio spielen würden.“ Zugleich setzte Wagner den mit dem Vorgängeralbum „FLOTUS“ eingeschlagenen Weg fort, seine Stimme mit Auto-Tunes zu verändern.
„Für mich hat es Sinn gemacht, diese Richtung weiter zu erforschen. Ich dachte mir, wenn ich schon mal da bin, lass uns doch schauen, was es hier noch alles gibt“, lachte Wagner. „Ich habe verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, meine Stimme zu bearbeiten, so ähnlich wie beim letzten Mal, nur war mir dieses Mal viel bewusster, was ich da mache. Auf den letzten beiden Songs hört man übrigens meine Stimme ohne Verfremdung, das hat einfach so gepasst.“
Ob es eine rote Linie in den Texten gibt? „Es handelt sich um eine intime Kommunikation, als würde ich ein persönliches Gespräch mit jemandem führen“, beantwortete Wagner die Frage nach einem Konzept. „Das Album ist eine Art Interaktion zwischen dem Hörer und mir. Die Texte sind recht selbstreflektierend ausgefallen.“
Die Politik hat der Ehemann einer demokratischen Politikerin in den aktuellen Songs außen vor gelassen. „Ich muss optimistisch bleiben, ich werde nicht aufgeben, egal wer gewinnt“, hatte Wagner vor der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten in einem APA-Gespräch 2016 festgehalten. Wie er nun mit der Situation umgehe? „Ich versuche, einfach zu überleben und meine geistige Gesundheit zu bewahren. Es ist etwas ermüdend, aber ich versuche, mich an den guten Dingen um mich herum festzuhalten.“
Wie viele Kollegen beschränkt sich Wagner nicht nur auf eine kreative Ausdrucksform. „Ich male auch. Immer schon“, erzählte er. Eine Wechselwirkung zwischen den beiden Künsten gebe es, aber keine direkte. „Es ist nicht so, dass ich über eine Blume singe und dann eine Blume male... auch wenn ich das gerade mache. Nein, eher dahin gehend, wie ich meine kreativen Gedanken und Energie organisiere und sie umsetze.“
Am 19. April gastieren Lambchop im Wiener WUK. Der Schwerpunkt wird auf „This“ liegen, „wir werden allerdings auch Songs von früher spielen, natürlich. Aber sie werden anders klingen, weil wir älter sind und heute eben anders klingen“, so Wagner.
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E - https://www.thisiswhatiwantedtotellyou.com)