Diagonale 2019 - „Melancholie der Millionäre“: Depressiver Hauswirt

Graz/Wien (APA) - Manche Menschen sind so charismatisch, so skurril, dass es beinahe reicht, eine Kamera auf sie zu halten und sie erzählen ...

Graz/Wien (APA) - Manche Menschen sind so charismatisch, so skurril, dass es beinahe reicht, eine Kamera auf sie zu halten und sie erzählen zu lassen, um einen guten Film zu bekommen. Aber eben nur beinahe. Filmemacher Caspar Pfaundler unterliegt in der am Mittwoch bei der Diagonale präsentierten „Melancholie der Millionäre“ just diesem Trugschluss. Dabei hätte er mit dem alten Dr. H. den richtigen Protagonisten.

Dr. H. hat seit fünf Jahren Depressionen und einen durchaus unkonventionellen Lebensweg, der vom unglücklichen Juristen im Staatsdienst zum Bhagwan-Jünger in Indien und den USA zurück ans Wiener Patentamt und schließlich zum Vertrauten einer reichen Wiener Hausbesitzerin führte. Von der erbte Dr. H. schließlich ein millionenschweres Zinshaus in der Innenstadt, das er seither mit eigenwilligen Gestalten füllt.

Pfaundler beschränkt sich allerdings auf drei lange Gesprächssequenzen, in denen Dr. H. zweimal der Herr Gerald und einmal der Herr Bottler zur Seite stehen. Die genauen Verhältnisse bleiben offen. Gerald hat offensichtlich im Haus - und mit Zustimmung Dr. Hs. - ein Bordell eröffnen wollen. Und auch wenn Herr Bottler als Wahlbruder bezeichnet wird, fragt sich der Zuschauer, ob dahinter mehr als nur brüderliche Liebe steckt.

In jedem Falle hat Bottler kein Zeitgefühl mehr seit einem Herzinfarkt inklusive mehrminütigem Herzstillstand. Dr. H. und ein befreundeter Tierarzt wollen den im Koma liegenden Patienten mittels Wundertropfen wieder unter die Lebenden befördert haben.

Diesen surrealen Charakteren rückt Pfaundler ganz im Stile eines Kammerspiels auf den Leib, das Haus bleibt bis auf wenige Sekunden in der letzten Einstellung abstrakt. „Ich wollte sicher keinen Hochglanzfilm machen“, unterstrich der Filmemacher. Entsprechend grobkörnig und im Gegenlicht sind die unausgeleuchteten Aufnahmen gehalten. „Es war manchmal ein Einzelkampf - aber ich habe es dann gerne gemacht“, so der Regisseur nach der Projektion seines Films.

(S E R V I C E - Weiteres Screening im Rahmen der Diagonale am heutigen Donnerstag um 21.15 Uhr im UCI. www.diagonale.at/filme-a-z/?ftopic=finfo&fid=9283)