Touristen gaffen zu viel: Amsterdam verbietet Rotlicht-Touren
Die niederländische Hauptstadt kann sich vor Touristen kaum retten. Der Grund dafür sind nicht zuletzt Führungen durch das weltberühmte Rotlichtviertel. Doch damit ist ab nächstem Jahr Schluss. Denn viele Besucher verhalten sich Sexarbeiterinnen gegenüber respektlos, heißt es aus Amsterdam.
Amsterdam – Die historische Altstadt Amsterdams ist täglich das Ziel Tausender Touristen. Dort befindet sich auch das bekannte Rotlichtviertel der niederländischen Metropole. Doch Stadtführungen durch die Gassen mit ihren „Schaufenstern“ soll es bald nicht mehr geben, weil sich viele Touristen respektlos gegenüber den Sexarbeiterinnen benehmen.
„Es ist nicht mehr akzeptabel, in diesem Zeitalter Sexarbeiterinnen als Touristenattraktion zu sehen“, sagte Stadtrat Udo Kock dem britischen Guardian. Eine Umfrage habe gezeigt, dass 80 Prozent der Prostituierten der Meinung sind, gaffende Touristen seien schlecht fürs Geschäft. Stadträte haben deshalb vorgeschlagen, das Rotlichtviertel in einen anderen Teil der Stadt zu verlagern.
Ab dem 1. Jänner 2020 soll es dann keine Stadtführungen mehr durch das Rotlichtviertel geben und die Gruppengröße für Führungen durch den Rest der Stadt wird von 20 auf 15 Personen reduziert. Die Reiseführer brauchen zudem eine öffentliche Zulassung, müssen sich einem Qualitätscheck unterziehen und strenge Verhaltensregeln befolgen.
Anwohner leiden unter Besuchermassen
Laut der niederländischen Zeitung Algemeen Dagblad haben eine starke Zunahme der Kneipentouren sowie Rundgänge mit Namen wie „Rotlicht-Tour mit Mistress Lola“ zu über 1000 Gruppen-Besuchern wöchentlich geführt. Auf dem Oudekerksplein, einem Platz inmitten des Rotlichtviertels, kam es zu einem Rekord von 48 Gruppen in nur einer Stunde.
Aufgrund billiger Flüge und Online-Angeboten kann sich Amsterdam vor den Massen an Touristen kaum retten. 2018 besuchten 19 Millionen Menschen die Stadt mit ihren 850.000 Einwohnern. Der Bürgermeister rechnet mit einem Anstieg auf 29 Millionen Besuchern bis 2025. Einwohner beklagen, dass die Stadt zunehmend unbewohnbar wird.
Die Stadträte haben bereits Maßnahmen ergriffen, um den Besuchermassen vor allem im Stadtzentrum und im Rotlichtviertel entgegenzuwirken. Straßen werden zur Reinigung an manchen Abenden geschlossen, während Stadtführer Touristen in verschiedene Richtungen schicken. (TT.com)