Neun Millionen Euro für neue Biokäserei Walchsee
57 Landwirte der Genossenschaft Biokäserei Walchsee investieren in ein neues Werk. Damit hofft man auf mehr Präsenz am Käsemarkt.
Walchsee –Den Anforderungen am Käsemarkt könne man mit dem derzeitigen Standort nicht mehr gerecht werden, meinte Thomas Loferer, Obmann der Biokäserei Walchsee, gestern bei einer Pressekonferenz mit optimistischem Blick in die Zukunft. Für neun Millionen Euro soll mit Baubeginn im Mai bis Sommer 2020 eine neue, moderne Käserei der Genossenschaft entstehen. Damit könne der Verband der Landwirte, der im vergangenen Jahr 4,1 Mio. Euro umsetzte, seine Präsenz am Markt ausbauen.
Seit 1904 würden in der alten Käserei im Zentrum Milchprodukte veredelt, „die räumlichen Kapazitäten sind seit langer Zeit mehr als erschöpft“, meint Loferer. Drei Mio. Liter Biomilch von 57 Bauern aus Walchsee und Rettenschöss könne man derzeit verarbeiten, jedoch nur eine einzige Käsesorte produzieren. Schlecht für die Präsenz im Supermarktregal – Hauptabnehmer der Biokäserei Walchsee sind der österreichische Diskonter Hofer mit seiner Marke „Zurück zum Ursprung“ sowie der deutsche Bio-Großhändler dennree.
Weitere 1,3 Mio. Liter Milch im Jahr verkaufe man außerdem nach Sterzing in Südtirol, weil die Produktionskapazitäten vor Ort nicht ausreichen. „Künftig hoffen wir, diese wieder vor Ort veredeln zu können“, so Loferer. In der neuen Produktionsstätte könne man im Jahr sechs Mio. Liter Milch verarbeiten, weitere Käsesorten seien zudem in Kooperation mit der Käseentwicklung in Rotholz in Planung. Damit dürfte sich auch die Zahl der Lieferanten erhöhen. Immerhin zahle die Genossenschaft ihren Mitgliedern mit aktuell 59 Cent pro Liter Biomilch vergleichsweise viel. Wenig verwunderlich, dass 80 Prozent der Bauern in der Umgebung Teil der Genossenschaft sind. Bis in die 1990er galt Walchsee als Silosperrgebiet – Biobauern haben hier quasi behördlich bedingt eine lange Tradition.
Entstehen wird das neue Werk auf dem 4500 Quadratmeter umfassenden ehemaligen Strabag-Grundstück in Moosen direkt an der B172. Die Zahl der Mitarbeiter soll dabei von derzeit acht auf 15 wachsen. „Wir stellen damit die Weichen für die nächsten 100 Jahre“, ist Aufsichtsratobmann Andreas Fuchs überzeugt. Der Beschluss der 57 Mitglieder zum Neubau fiel einstimmig. Von Land und Bund rechnet man mit einer Unterstützung von 2 Mio. Euro. Neben der Käserei soll das Werk auch einen Verkaufsladen und ein Bistro erhalten. Das alte Gebäude im Zentrum dürfte noch mal 1,5 Mio. einbringen. „Die Gemeinde gab ein positives Signal, dass dort alles möglich sei, auch Wohnbau“, so Loferer. (jazz)