Landespolitik

Gurgiser fordert von Platter die Notbremse

Peter Haßlacher (Cipra), Fritz Gurgiser (Transitforum) und Paul Steger (Alpenvereinssektion Zillertal; v.l.) sehen nur in touristischen Endausbaugrenzen ein taugliches Mittel. Den Anfang soll das Zillertal machen.
© Mitterwachauer

Transitforum und Cipra wollen Neuverhandlung des Seilbahnprogramms – mit dem Ziel: Endausbaugrenzen.

Von Manfred Mitterwachauer

Weer, Innsbruck –Das Ultimatum, das Transitforumchef Fritz Gurgiser gestern dem für Tourismus und die Transitfrage zuständigen Landeshauptmann Günther Platter (VP) stellte, läuft bis zum 30. September. Bis dahin, also vor dem Start der kommenden Wintersaison, seien alle Einfahrtsstraßen nach Tirol mit einer Dosierampel für den gesamten Verkehr auszustatten. Gurgiser reicht’s – einmal mehr: „Das war die wildeste Wintersaison, die wir je hinter uns gebracht haben.“ Und damit meint er verlässlich nicht die heurigen Schneefälle. Fast tägliche Megastaus am Fernpass, auf der Loferer Straße, im Zillertal – „solche Missstände für die Einheimischen habe ich noch nie erlebt.“ Der Hauptverursacher ist für Gurgiser klar ausgemacht: die Skigebiete, die Hotels, kurz: der Verkehrsmagnet Tourismus. Und: die Landespolitik in den schwarz-grünen Regierungsfarben, die sich laut Gurgiser „vor vier bis fünf Liftbetreibern scheut“.

Gurgiser und der Österreich-Vorsitzende der internationalen Alpenschutzkommission Cipra, Peter Haßlacher, forderten deshalb gestern Platter dazu auf, das Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm, kurz TSSP, neu am grünen Tisch zu verhandeln. Denn das, was beim TSSP erst kurz vor Jahreswechsel fortgeschrieben wurde, geht den beiden viel zu wenig weit. Weil eben abermals keine Endausbaugrenzen eingezogen wurden. Diese – in Anlehnung an jene Grenzen, die bereits in den Programmen des Landes von 1996 und 2000 ausverhandelt waren – brauche es aber, um die Bevölkerung zu entlasten – allen voran vom Verkehr.

Landesweit sollen solche Endausbaugrenzen festgezurrt werden, den Beginn soll das Zillertal machen, verdeutlichte Paul Steger, Vorsitzender der Alpenvereinssektion Zillertal: „Die Scheinheiligkeit hier ist überragend.“ Während einerseits prominente Politiker wie NR Franz Hörl (VP) für eine Verkehrsentflechtung im Zillertal kämpfen würden, locke Hörls eigene Bahn mit Sondertarifen an den An- und Abreisesamstagen noch mehr Tagesgäste ins staugeplagte Tal, behauptet Steger. Und so bringt es Haßlacher auf den Punkt: „Berg und Tal sind eng miteinander verbunden. Wenn oben zu viel gebaut wird, wird es auch unten zu eng.“

Wer keine fixen Grenzen setze, so hieß es gestern, brauche sich auch nicht zu wundern, wenn das touristische Wettrüsten immer neue Blüten treibe. Von einem Baustopp würde aber auch der Tourismus selbst profitieren, ist sich Gurgiser sicher. Dass Tirol letztlich nur mit Qualität international punkten könne, sei bekanntlich nichts Neues.

Gerade in Bezug auf die Verkehrsbelastung werde man nicht umhinkommen, auch die individualmotorisierten Tagesausflügler zu begrenzen, sagte Gurgiser gestern. Vorerst solle aber das geforderte Pkw-Dosiersystem greifen: „Wir wollen ein staufreies Land.“ Platter müsse deshalb beim Tourismus die Notbremse ziehen. Wenn nicht, werde die Bevölkerung das für ihn tun, so Gurgiser.

Was die Dosierung betrifft, so verweist der Leiter der Verkehrsrechtsabteilung des Landes, Bernhard Knapp, darauf, dass das Land auf der A12 (Lkw) und auf der Umfahrung Reutte (Pkw) bereits reagiert habe. Andere Verkehrsrouten würden nicht die hierfür nötigen Frequenzen aufweisen.

Und was sagt Günther Platter zu Neuverhandlungen? Er verweist gestern auf Anfrage auf das in der Regierung einstimmig verabschiedete TSSP, das bis 2024 Geltung habe: „Darin ist alles klar geregelt.“

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