„Krone“-Konflikt nach Benko-Einstieg eskaliert: Dichand klagt Funke
Der Konflikt zwischen den Eigentümern der „Kronen Zeitung“ – der Familie Dichand und der deutschen Funke-Gruppe – eskaliert wieder. Nachdem die deutschen Hälfteeigentümer die Entlassung von Chefredakteur Christoph Dichand einklagen wollen, kontert dieser mit einer „Ausschlussklage“ gegen die „Funke“-Gruppe.
Wien – Eskalation im Konflikt zwischen den Eigentümern der Kronen Zeitung – der Familie Dichand und der deutschen Funke-Gruppe: Nachdem die deutschen Hälfteeigentümer die Entlassung von Krone-Chefredakteur Christoph Dichand wegen ungerechtfertigter Spesen einklagen wollen, kontert dieser nun mit der Ankündigung einer „Ausschlussklage“ gegen Funke.
Dichand wirft der Funke-Gruppe „zahlreiche Treuwidrigkeiten“ vor. Er beklagt „kreditschädigende Anschuldigungen“ und den Versuch, ihn als Chefredakteur abzusetzen. „Dies ist ein Angriff auf die Unabhängigkeit der Krone und ihrer Redaktion – und damit letztlich auch auf die Pressefreiheit“, so der Herausgeber des Blatts in einer Aussendung. Außerdem kritisierte Dichand „Finanzinvestoren“, die die Krone „unter ihre Kontrolle bringen und ein laufendes Schiedsverfahren negativ beeinflussen wollen“. Damit spielt Dichand auf den Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko an, der im Vorjahr bei der Funke-Beteiligung an der Krone eingestiegen ist, ohne seinen Namen allerdings direkt zu nennen.
„Die Krone ist kein Spekulationsobjekt, sondern eine unabhängige Zeitung“, sagt Dichand weiter. Er habe eine Verantwortung für die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses und diese Verantwortung werde er wahrnehmen. „Die Sicherstellung dieser Unabhängigkeit ist ein Vermächtnis und Auftrag meines Vaters. Ich nehme diese Verpflichtung ernst und werde sie gemeinsam mit der Redaktion mit aller Kraft verteidigen“, so Dichand.
Funke wirft Dichand ungerechtfertigte Spesen vor
Der Funke Mediengruppe, die unter anderem die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) herausgibt, und der Familie Dichand gehört jeweils die Hälfte der Kronen Zeitung. Laut einem Bericht der Tageszeitung Österreich vom Donnerstag will Funke beim Arbeitsgericht auf Entlassung von Chefredakteur Christoph Dichand klagen. Der Vorwurf: Angeblich ungerechtfertigte Spesen, die Dichand dem Verlag verrechnet hat, aus Sicht der „Funke“-Gruppe aber privat hätte bezahlen müssen. Unter anderem geht es um Flüge der Familie mit Privatjets und 20.000 Euro Spesen für Anreise und Aufenthalt bei Schiedsgerichtsverfahren gegen die Funke-Gruppe in Zürich. Wirtschaftsprüfer der Kanzlei Deloitte prüfen dem Bericht zufolge die Vorwürfe.
Dichands Anwältin Gheneff wies die Vorwürfe im Standard als „absurd“ und „kreditschädigend“ zurück. Die fraglichen Rechnungen seien „mehrfach geprüft und als betriebsnotwendig im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Chefredakteurs anerkannt“. Der kolportierte Plan einer arbeitsrechtlichen Klage auf Absetzung Dichands als Chefredakteur und Herausgeber sei außerdem juristisch nicht möglich.
Benko-Einstieg befeuerte Konflikt
Befeuert wurde der Konflikt zwischen den beiden Krone-Gesellschaftern im vorigen November durch den Einstieg von Rene Benko (bzw. dessen Signa Holding). Benko hält nun 49 Prozent an der WAZ Ausland Holding, also an jener Firma, in der die „Funke“-Gruppe ihre Anteile an Krone und Kurier gebündelt hat, und ist laut Medienberichten an einer Totalübernahme der deutschen Anteile interessiert. Die von Dichand geführte Kronen Zeitung kündigte daraufhin einen Kampf um ihre „Unabhängigkeit“ an.
Der Konflikt zwischen den Dichands und ihren deutschen Partnern schwelt bereits seit Anfang der 2000er-Jahre und hatte sich damals an der Nachfolge des legendären Krone-Gründers Hans Dichand und der Bestellung Christoph Dichands zum Chefredakteur entzündet. Die beiden Eigentümerseiten deckten sich in der Folge über Jahre mit dutzenden Klagen ein.
Ein von der „Funke“-Gruppe angestrengtes Schiedsgerichtsverfahren punkto Gewinnverteilung haben die Dichands im Vorjahr gewonnen. Dabei ging es um eine „Rahmenvereinbarung“, laut der Familie Dichand ein „Vorabgewinn“ aus dem Zeitungsgeschäft zusteht, für den die deutschen Miteigentümer im Zweifelsfall haften müssten. Ein weiteres Schiedsgerichtsverfahren zu diesem Thema wurde mittlerweile eingebracht. Unterstützt wird Christoph Dichand im aktuellen Konflikt von der Tageszeitung Heute, die von seiner Frau Eva Dichand geführt wird. Die titelte am Freitag online mit einem Bericht über „Benkos Raubrittter-Angriff auf die Kronen Zeitung“. (TT.com, APA)