Nachfrage nach Fertighäusern 2018 gestiegen
Wien (APA) - Massivbauweise oder Fertigteilhaus - das ist eine Frage der Lebensphilosophie. In Österreich hat die Nachfrage nach Fertighäuse...
Wien (APA) - Massivbauweise oder Fertigteilhaus - das ist eine Frage der Lebensphilosophie. In Österreich hat die Nachfrage nach Fertighäusern im abgelaufenen Jahr jedenfalls angezogen. Die Herstellerumsätze legten gegenüber dem Jahr davor um 6,5 Prozent auf 759,4 Mio. Euro zu, sagte der Geschäftsführer des Österreichischen Fertighausverbands, Christian Murhammer, unter Verweis auf den aktuellen Branchenradar.
„Jedes dritte Einfamilienhaus ist ein Fertighaus“, so Murhammer am Freitag vor Journalisten in Wien. „Was nicht gelingt ist, dass man irgendwann 50 Prozent erreicht“, räumte er ein. Der Grund dafür seien „Vorurteile und tradierte Werte“, also auch das zum Teil schlechte Image, das noch aus der Nachkriegszeit herrühre, als man rasch Häuser gebraucht und gebaut hat. Die Jüngeren gelten als aufgeschlossener, bei den älteren Gruppen gebe es noch „diese Vorbehalte im Kopf“.
Billiger ist ein Fertighaus auch nicht. In niedriger Ausbaustufe kostet ein durchschnittlich großes Haus zwischen 150.000 und 180.000 Euro, schlüsselfertig ab 200.000 Euro. „Es geht nur schneller - es ist in drei Monaten fertig“, stellte Verbandspräsident Roland Suter fest, der auch Chef der Hartl Haus GmbH ist. Außerdem fällt beim Fertighaus die „Nachbarschaftshilfe“ weg, also gegenseitiges „Ziegelschupfen“ und Handwerken in Schwarzarbeit. Insgesamt wurden hierzulande laut Branchenradar 4.187 Fertigteilhäuser gebaut. Das entspreche einem Anteil an den Ein- und Zweifamilienhäusern von 28 Prozent.
Im europaweiten Vergleich ist das hoch: „Deutschland kämpft seit Jahren, dass sie auf 20 Prozent kommen“, so Suter. In der Schweiz und in Italien erreichten die Mitglieder des Europäischen Fertigbauverbands nicht einmal einen Marktanteil von 10 Prozent. Nur in den skandinavischen Ländern und in Österreich komme man auf so hohe Werte.
Die Mitgliedsunternehmen des österreichischen Verbands, die hierzulande den Angaben zufolge mit einem Anteil knapp 64 Prozent mehr als die Hälfte der Branche repräsentieren, verkauften im abgelaufenen Jahr 2.558 Einfamilienhäuser im Inland - das waren um gut 2 Prozent mehr als 2017. Im großvolumigen Bau - bei der Errichtung von Reihenausanlagen, Objektbauten wie Kindergärten, Schulen, Gemeindezentren und dergleichen - lag der Zuwachs bei fast 4,5 Prozent. Der Umsatz der Verbandsmitglieder stieg 2018 aber nur um 0,4 Prozent auf 702 Mio. Euro.
Dennoch ist der Optimismus in der Branche heuer im Vergleich zu Anfang 2018 „etwas zurückgegangen“, berichtete Murhammer. Derzeit meinen 50 Prozent der Unternehmen, es gehe gut weiter; im Vorjahr hatten noch 27 Prozent erwartet, dass es sehr gut weitergehe. Die Betriebe des österreichischen Verbands wollen heuer 20 Mio. Euro in ihre Produktionsstätten und Musterhäuser investieren. „Ich denke, dass diese Investitionen notwendig sind, weil die Kapazitätsgrenzen erreicht sind“, stellte Murhammer fest.
Auf die Stimmung drückt vor allem auch ein „fast schon dramatischer Mangel“ an geeigneten Vertriebsmitarbeitern, die sowohl bei der Gestaltung als auch bei der Haustechnik beraten. „Vor allem Damen sind hier komplett untervertreten“, so Murhammer. Der Verband bemüht sich derzeit darum, den „Fertighausberater“ als Lehrberuf zu installieren. „Das Fachwissen der Kunden steigt, somit muss auch das Wissen der Berater zunehmen“, stellte Murhammer fast. Gesucht werden auch ausdrücklich Frauen, die den Wiedereinstieg in den Beruf suchen.