Begegnungszone in Prutz: Für Baustelle wird ganzes Tal umgeleitet
In Prutz beginnt der Bau der ersten Begegnungszone Tirols auf einer Landesstraße. Der Verkehr zu fünf Gemeinden muss ausweichen.
Von Matthias Reichle
Prutz, Kaunertal – Sie ist unter Normalbedingungen ein Nadelöhr – zwei Pkw finden dort kaum nebeneinander Platz, kommt ein Lkw, steht alles still. Was aber, wenn die Kaunertalstraße durch die enge Häuserschlucht von Prutz komplett gesperrt wird?
Es wird richtig eng. Für zweieinhalb Monate blockiert der Bau der neuen Prutzer Begegnungszone die reguläre Zufahrt zu fünf Gemeinden: Faggen, Kauns, Kaunerberg, Kaunertal und Fendels. „Anrainern und Hinterliegern steht keine leichte Zeit bevor“, weiß auch Bürgermeister Heinz Kofler und appelliert an die Disziplin: „Es ist machbar, wenn sich jeder an die Regeln hält. Wenn aber jemand anfängt, gegen die Einbahn zu fahren, haben wir das Chaos perfekt.“ Auf die Kaunertaler wartet ein echter Baustellenslalom.
Baustart: Bereits am Dienstag fahren die ersten Bagger auf. Das Projekt soll langfristig der Verkehrsberuhigung dienen, betont Kofler, „es war so nicht mehr tragbar“. Wenn die Arbeiten erst abgeschlossen sind und die Begegnungszone verordnet wurde, gilt durch den Ort eine 20er-Beschränkung.
Die neue Begegnungszone reicht vom alten Greiterhaus bis zur Einmündung in die Ballhausgasse (auf der Kaunertalstraße) sowie dem Parkplatz des ehemaligen Gasthaus Rose (Dorfstraße) und umfasst auch den Raum um das Gemeindehaus und den Innopark, erklärt der Dorfchef den Plan. Die gesamte Straße, inklusive des Dorfplatzes, wird neu gestaltet.
Umfahrung: Die Umfahrungsstrecken passen sich dem Fortschritt der Arbeiten an (Grafik). Die erste Bauphase dauert voraussichtlich bis Karsamstag (19. April). „Während der Osterfeiertage schauen wir, dass die Kaunertalstraße wieder befahrbar ist“, so Kofler. Danach wird der zweite Teilabschnitt in Angriff genommen und bis 7. Juni fertiggestellt. Für die Bauzeit gelten zwei verschiedenen Einbahnlösungen – über die Mühl- und Kugelgasse für den talauswärts fahrenden Verkehr, über die Dorfgasse bzw. die Feldgasse (Bauphase 2) für die Pkw, die Richtung Feichten unterwegs sind. In einer dritten Bauphase werden die Gas- und Wasserleitungen bis zum Parkplatz an der Kreuzung Kaunertalstraße-Obergasse zusammengeschlossen. In dieser Zeit wird der Verkehr einspurig geregelt.
Lkw über 3,5 Tonnen werden während der Bauzeit komplett aus dem Ortszentrum verbannt, so Kofler. Sie müssen auf die Schwerverkehrsstraße hinter dem Tiwag-Krafthaus ausweichen. Für landwirtschaftliche Fahrzeuge gilt eine Ausnahme – „die Heuernte steht an“.
Parallel zur Baustelle wird derzeit auch rechtlich alles vorbereitet, denn beim Projekt handelt es sich um eine Premiere, wie Robert Zach von der Abteilung Verkehr und Straße des Landes bestätigt: „Man kann sagen, dass es die erste Begegnungszone Tirols auf einer Landesstraße ist“, erklärt er. „Das alles rechtlich auf Schiene zu bringen, war gar nicht so einfach“, betont er in Hinblick auf die zahlreichen Beteiligten am Projekt. Vom Bürgermeister bekam er dafür besonderes Lob. Die Begegnungszone wird sowohl von der Gemeinde als auch von der BH Landeck verordnet.
Billig ist das Projekt nicht. „Mit der Gestaltung des Platzes kostet es gut eine Million Euro“, so Kofler. 250.000 Euro davon übernimmt das Land. „Für Prutz wird das eine gute Lösung“, ist sich Zach sicher.