Im Zweifelsfall ein bisschen Leichtigkeit
Der Liedermacher Pippo Pollina nahm seine Konzertbesucher im Innsbrucker Treibhaus mit auf eine Reise in den Süden.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck –32 Jahre sei es inzwischen her, sagt Treibhaus-Professor Norbert Pleifer, dass Pippo Pollina zum ersten Mal im Treibhaus seine Songs zum Besten gab. Inzwischen hatte schon der Sohnemann, der als Faber auftritt, sein erstes musikalisches Stelldichein mit dem Innsbrucker Konzerthaus; vor rund einem Jahr legte der 26-Jährige einen grandiosen Gig hin.
Was die beiden verbindet, ist die Intensität ihrer Performance. Anders ist, abseits der Musik, nur noch das Publikum. Am Freitag vernahm man im gerappelt vollen Konzertraum einen starken bayerischen Einschlag. Das lag wohl an den Musikerkollegen, die Pippo Pollina erstmals mit auf die Innsbrucker Bühne brachte. Mit den Bayern Werner Schmidbauer und Martin Kälberer verbindet ihn bereits eine lange Freundschaft. Das Trio erzählt von gemeinsamen Silvesteraufenthalten in Sizilien, der Heimat von Pippo Pollina, und intensivem Touren bis 2013. Bis dahin hatten die drei das Album „Süden“ aufgenommen, getrieben von der Lebenslust des oft besungenen Südens.
Zusammengetan hatte man sich anfänglich für 100 Konzerte. In der Arena di Verona schlossen sie vor sechs Jahren das Projekt „Süden“ ab.
Doch die Sehnsucht nach dem Süden trieb das Trio wieder zusammen. 2018 entstand „Süden II“, das, wie schon das erste Album, Bayerisch und Italienisch verbindet.
Dieser Mix (beim Auftritt laufen die Songtexte auf Deutsch auf einer Leinwand mit) macht auch den besonderen Zauber der Lieder aus.
Einmal abgesehen davon, dass die Musiker technisch äußerst versiert sind. Kälberer etwa ist für die Percussion verantwortlich und gibt mit Djembe, Congas und Hang (das in Tirol durch Manu Delago bereits eine gewisse Bekanntheit erlangte) die feinsten Rhythmen vor. Pollina und Schmidbauer ergänzen den Sound mit zwei Gitarren.
Pollina wechselt hie und da (etwa für den emotionalen Höhepunkt „Io e te“, geschrieben für seinen verstorbenen Bruder) auch an die Keys. Die technische Exzellenz der drei war im Instrumentalstück „Südhang“ am besten zu hören, wo Pollina dem Tamburin ungeahnte Klänge entlockte.
Ansonsten lebt der Auftritt vor allem durch die Intensität der Stimmen von Schmidbauer und Pollina. Besonders dem italienischen Liedermacher nimmt man seine Texte ab. Abseits der Leichtigkeit, dem Feeling von Meer und Sonne, vergisst Pollina auch auf die angespannte politische Situation im Süden nicht. So etwa in „Die Stadt der Weißen“, in dem er die Perspektive eines geflüchteten Kindes einnimmt, das Fragen an die neue Heimat stellt. In etlichen politischen Songs („Stolz drauf“) vermittelt das Trio eine starke Message, auch wenn die Musik nie ihre Leichtigkeit verliert. Das ist laut Pollina die Kraft des Südens. Der nicht enden wollende Beifall gab ihm Recht.