Iffland-Ring an Jens Harzer: Schnipsel vom Ensemble und Jubel
Wien (APA) - Zum Abschluss des Gastspiels des Thalia Theaters Hamburg an der Volksbühne Berlin mit Peter Handkes „Immer noch Sturm“ gab es F...
Wien (APA) - Zum Abschluss des Gastspiels des Thalia Theaters Hamburg an der Volksbühne Berlin mit Peter Handkes „Immer noch Sturm“ gab es Freitag Abend eine „grüne Papierschnipselwolke“ vom Ensemble und stehenden Jubel des Publikums für den neuen Träger des Iffland-Rings, Jens Harzer. So berichtet die Berliner Theaterkritikerin Katrin Pauly auf Twitter von dem „denkwürdigen Abend“.
„Allerletzte Vorstellung von ‚Immer noch Sturm‘ vom Thalia Theater als Gastspiel auf der Volksbühne. Mit dem neuen Träger des Iffland-Rings Jens Harzer, der am Schluss vom Ensemble in eine grüne Papierschnipselwolke getaucht, vom Publikum stehend bejubelt wird“, lautet ihr Tweet. Der deutsche Schauspieler Jens Harzer wurde vom Mitte Februar verstorbenen Bruno Ganz testamentarisch zum neue Träger des Iffland-Rings und damit zum „bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters“ bestimmt. In den Tageszeitungen wurde diese gestern, Freitag, veröffentlichte Entscheidung durchwegs begrüßt. Im Folgenden eine Auswahl:
Für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ist es „eine so großartige wie folgerichtige Wahl“. Die Ehrung werde einem Schauspieler zuteil, „der wie kein zweiter das darstellerische Erbe von Bruno Ganz verkörpert. Mit seinem zögernden, fast scheuen Auftreten, der vorsichtig Wörter und Ausdruck zerdehnenden und doch zusammenhaltenden Diktion, die ebenso schnell in einen Verzweiflungsschrei wie ein gellendes Lachen umkippen kann, verkörpert er nicht einfach den von der Moderne gebrochenen Helden, sondern einen Traumtypen ganz eigener Art.“
Auch für die „Süddeutsche Zeitung“ ist es „eine würdige Wahl“, der 47-Jährige Schauspieler sei „eine Ausnahmeerscheinung. Einer der ganz großen, fein- und tiefsinnigen Menschendarsteller und Textdurchdringer“. Dabei sei er „alles andere als ein Testosterondarsteller. Etwas Zartgespinstiges, Feines, Jetztzeitloses umgibt all seine Figuren.“
Die „Zeit Online“ sieht in der Entscheidung von Ganz „etwas Ergreifendes: Es muss Ganz, wenn er Harzer auf der Bühne erlebte, so vorgekommen sein, als sehe er einen jüngeren, größer gewachsenen Bruder vor sich, vielleicht sogar einen Sohn. Er hätte keine bessere Wahl treffen können.“ Harzer sei „eine im deutschen Theater singuläre Erscheinung mit unverwechselbarem Ton.“
„Der Standard“ bezeichnet Harzer als „würdigen Nachfolger“. Der Schauspieler sei „ein wahrhafter Schöpfer von Wortmusik, ohne dabei je auch nur im Anflug betulich zu werden. Auf diesem schmalen Grat entsteht seine Poesie. Seine Sätze schwingen. Mit allergrößter Ernsthaftigkeit geht dieser fiebrige Mime ans Werk.“ Und Harzer und Ganz seien „in ihrer ganz eigenen, profund gepflegten Suada künstlerisch innige Verwandte.“
„Die Presse“ bezeichnet Harzer als „würdigen Gralshüter“. Ganz habe mit dem Schauspieler jemanden gewählt, „der ihm stilistisch nahesteht, ein poetischer Künstler, eine Art Gralsritter der Schauspielkunst“.
Für die „Kleine Zeitung“ steht es „außer Zweifel, dass Harzer die Ehre verdient hat ... er zählt zu den spannendsten Bühnenkünstlern der jüngeren Generation“.
Der „Kurier“ bezeichnet Harzer als „fiebriges Nervenbündel“ und findet nichts dabei, dass Ganz eine Begründung für seine Wahl schuldig geblieben ist: „Es hätte auch keiner bedurft.“ Hätte man auf Harzer wetten können, „die Quote wäre niedrig ausgefallen“.
„Keinen würdigeren Träger“ des Iffland-Rings hätte Ganz nach Ansicht der „Salzburger Nachrichten“ verfügen können. Harzer sei „ähnlich wie Bruno Ganz ein Passionierter seines Metiers“.
„Bis zur Unheimlichkeit wandelbar“ bezeichnet die „Tiroler Tageszeitung“ Jens Harzer, dessen Spiel „eine starke Körperlichkeit“ eigen sei, „vom Witz schafft er es in einem Wimpernschlag zum Wahnsinn, vom Kalauer zur Krise“.