Punkte müssen her! ÖFB-Team in Israel unter Druck
Im zweiten Match der EM-Quali will das ÖFB-Team am Sonntag (18 Uhr) in Israel voll anschreiben. Das fordert das 0:1 gegen Polen und die Papierform ein.
Aus Haifa: Alex Gruber
Haifa – Nicht nur wegen Israels Teamchef Andreas Herzog und Sportdirektor Willi Ruttensteiner bedeutet das Match für den ÖFB-Tross in Haifa eine Reise in die Vergangenheit. Denn auch Ex-Sturm-Präsident Hannes Kartnig tauchte als interessierter „Fan“ bei der Pressekonferenz auf. Erinnerungen, die ÖFB-Teamchef Franco Foda, der unter Zampano Kartnig bei Sturm Graz sowohl als Trainer wie auch als Spieler werkte, ausblenden muss.
Am Sonntag wird trotz des guten Verhältnisses – „Wir haben keine Berührungsängste“ – für 90 Minuten auch Andreas Herzog wieder zum Gegner. Nach der Auslosung zur EM-Quali waren die beiden, die sich auch aus aktiven Tagen aus der deutschen Bundesliga kennen, noch länger zusammengesessen.
Das Treffen mit alten Bekannten führt auch ÖFB-Kapitän Julian Baumgartlinger aus: „Kurz nach der Auslosung hat man sich gedacht: ,Ironie des Schicksals.‘ Aber jetzt wurde das weder Team noch Verband zum Thema gemacht. Es ist weder Vorteil noch Nachteil.“
Die Papierform um FIFA-Weltrangliste (Österreich/23. – Israel/92.), Anzahl starker Legionäre oder direkte Bilanz (nur eine ÖFB-Niederlage bei vier Remis und vier Siegen in neun Duellen) weist Österreich als Favoriten aus. Die Israelis haben zudem beim 1:1-Remis gegen Slowenien Schwächen bei Standards erkennen lassen. „Es geht um Effizienz. Dann müssen wir uns nicht so viel über Probleme des Gegners unterhalten“, meinte Baumgartlinger nach dem Videostudium kryptisch. Dass Salzburgs Lainer-Kollege Munas Dabbur oder China-Legionär Eran Zahavi (Guangzhou) richtig gut kicken können, ist ebenso wie die Heimstärke der Israelis bekannt. Und die religiöse Gesinnung ist im Gegensatz zu früheren Zeiten unter Herzog kein Auswahlkriterium mehr. Die „Glaubensgemeinschaft“ gilt dem Kampf ums runde Leder.
„Wir benötigen die leichte Aggressivität wie gegen Polen und müssen unsere Chancen eiskalt nutzen“, diktierte Foda, der auf die magere Tor-Ausbeute zu sprechen kam: „Drei Tore in den letzten sechs Spielen sind zu wenig. Das steht außer Frage.“ Weil aber auch die Statistik gegen Polen genügend Abschlüsse oder Standardsituationen ausgewiesen habe, gehe es in erster Linie um den finalen Pass und goldenen Abschluss. Und eine personelle Änderung muss es nach dem verletzungsbedingten Ausfall von David Alaba ohnehin geben.
Israels Teamchef Andi Herzog kann mit seiner Truppe auch variabel (Grundordnung 3-5-2) agieren. Kapitän Bibras Natcho will folgen: „Wir wissen, dass es ein spezielles Spiel für ihn ist, und wollen einen Sieg für den Trainer“, sagt er.
Fußball-Weltbürger Herzog hat indes weder den Wiener Schmäh – „Ich kann schon besser Englisch als Deutsch“ – noch seine Arbeitsauffassung verloren: „Es ging auch schon mit den USA gegen Österreich. Man muss professionell an der Outlinie stehen.“ Mit dichterer Blockbildung, mehr Leidenschaft und wenigen Fehlern will man bestehen. Das Ergebnis steht in der EM-Quali nicht nur für Herzog für beide Teams weit über der Emotion: „Es geht um drei ganz wichtige Punkte, die wir brauchen würden.“