Geld für den Weltsport: Seid umschlungen, ihr Sport-Millionen!
380 Millionen Dollar für zwölf Jahre Baseballspielen, 222 Millionen Euro für einen Vereinswechsel im Fußball, 80 Millionen Euro für ein Box-Comeback: Wer dem Weltsport nicht huldigt, der wird ihn wohl nie verstehen.
Von Florian Madl
Innsbruck — „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Thema die Leute langsam ermüdet", meinte einst Nasser Al-Khater, Kommunikationschef der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Sie wissen schon — jene WM, bei der man mit einem ökologisch ausgeklügelten Temperatur-Umwandlungssystem 50 Grad Hitze in angenehme Abendschwüle kippen wollte.
Die Veranstaltung findet nun doch zu Weihnachten statt, so weit scheint die Technologie dann doch nicht. Und die Fehlberechnung kaschierte der Wüstenstaat mit etwas Kleingeld. Dass hier etwas stinke, meinte auch Hans-Joachim Eckert, der kürzlich im Management Center Innsbruck seinem Unmut über FIFA-Verantwortliche freien Lauf ließ. Er tat das auch als Korruptionsjäger im Fußball-Weltverband (2013—17), doch solche Tätigkeiten, auch wenn ehrenamtlich, sind meist nicht von langer Dauer.
Doch längst ist es nicht mehr nur der Fußball, der, befeuert durch PR-süchtige Golfstaaten und ein entfesseltes China, in neue Dimensionen vorstößt. Regulierungen durch Financial Fairplay und Gehaltsobergrenzen scheitern an Umgehungsgeschäften oder Langzeitverträgen, die gestaffelt auf mehrere Jahre ein geringeres Durchschnittseinkommen ergeben oder mit Sponsorenhilfe anders dargestellt werden.
Das amerikanische Franchise-System kennt Maßnahmen wie diese, allerdings sind sie längst Teil des Systems und keiner stößt sich daran. Das galt bereits für den Umgang mit Dopingmitteln, die erst seit wenigen Jahren geächtet sind.
Die National Football League entlohnt nach eigenen Regeln: Neben dem Basisgehalt gibt es einen Unterschriftsbonus und einen „Roster Bonus" für den Verbleib im Kader, dazu Extraprämien für spezielle Einzelleistungen.
Nicht anders der Baseball-Sport: Was soll man davon halten, wenn Mike Trout für eine Vertragsverlängerung bei den Los Angeles Angels bis 2030 umgerechnet 378 Millionen Euro erhält — der höchstdotierte Vertrag der Sportgeschichte. Keine Frage, der 27-Jährige gehört zu den Besten seiner Zunft. 240 Homeruns in acht Saisonen, zweimal wertvollster Spieler der Liga eines Landes, in dem Kinder mit einem Fanghandschuh auf die Welt kommen. Nun verdient er 31,7 Millionen Euro im Jahr, was ihm so schnell keiner nachmachen wird. Aber Schallmauern gelten im Sport wenig.
Ende der Fahnenstange hieß es bereits nach Neymars Sensationstransfer vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain (222 Mio. €). Von Ronaldos einstigem Rekord beim Wechsel von Manchester United zu Real Madrid (94 Millionen Euro im Jahr 2009) redet längst keiner mehr.
Neymar legt die Praktiken seiner Branche schonungslos offen, schon sein Wechsel vom Stammverein FC Santos zum FC Barcelona (2014) wurde in sieben Verträgen dargestellt. Auf 86,2 Millionen Euro belief sich die Transaktion (ohne Gehalt), nach Angaben des Klubs landeten davon allerdings nur 25 Millionen in Brasilien. Der Rest: ein undurchschaubares Dickicht aus Nebenvereinbarungen, von denen die Familie Neymar als Nutznießer das Gros einstreifte (Bonus für die Vertragsunterzeichnung, Agent
Vater, Vermarktungsvertrag, Stiftung etc.).
Zurück zu Verträgen: Bis zuletzt hielt der mexikanische Boxer Saúl Álvarez den Rekord für den höchstdotierten Vertrag eines Sportlers. Erst im Oktober 2018 hatte sich „Canelo" mit der Streamingplattform DAZN auf eine exklusive Partnerschaft für fünf Jahre und elf Kämpfe geeinigt, die ihm 321 Millionen Euro garantiert. Allein solche Mitbieter am Internet-Markt garantieren, dass sich die Spirale immer weiterdreht ?
Zwei Fäuste für einen Dollarregen
Berlin — 80 Millionen Gründe gibt es aktuell für den ehemaligen Box-Weltmeister Wladimir Klitschko, sich ein Comeback zu überlegen. So viele Millionen Dollar bietet der Streamingdienst DAZN dem ukrainischen Publikumsliebling, um sich für drei Kämpfe wieder die Box-Handschuhe zu schnüren. Summen, bei denen der US-Amerikaner Floyd Mayweather jr. nur lächeln kann. Der Ex-Champion (u. a.: Halbmittelgewicht) soll für den Showkampf gegen Conor McGregor (MMA-Kämpfer) insgesamt 350 Millionen Dollar kassiert haben. Dass der ehemalige Gegner von „Mister Money", der Philippiner Manny Pacquiao, nun ebenso an ein Comeback denkt, versteht sich von selbst. (suki)
Der grüne Rasen lässt Milliarden sprudeln
Nyon — Mit dem vielzitierten „Financial Fair Play" will die UEFA den ausufernden Investitionen im Fußball einen Riegel vorschieben. Vergeblich. Das Konstrukt bleibt ein zahnloser Tiger, Untersuchungen werden angekündigt, Strafen gibt es fast keine. Deshalb kann Paris SG gestützt vom Öl-Staat Katar innerhalb kurzer Zeit 222 Millionen Euro für Neymar und 180 Millionen Euro für Kylan Mbappé ausgeben. Deshalb zahlt Manchester United einem nicht mehr geliebten Trainer wie José Mourinho eine Abfindung von 22 Millionen Euro. Deshalb werden die Fußball-TV-Rechte auf verschiedene Pay-TV-Sender aufgeteilt. Der Fan soll bezahlen — und er tut das auch: Die Stadien sind voll, die TV-Quoten beeindruckend. (t.w.)
Das Alter schützt nicht vor Rekorden
Berlin — Er mag schon 61 Lenze zählen, aber was den Erfolg und vor allem das Preisgeld betrifft, spielt das fortgeschrittene Alter bei Golfstar Bernhard Langer keine Rolle. Im Februar dieses Jahres brachte dem Deutschen der 39. Turniersieg in Boca Raton (Senior Tour) nicht nur zusätzliche 255.000 US-Dollar ein, sondern ließ sein Gesamtpreisgeld auf knapp 28 Millionen anwachsen. Kein anderer Golfer erspielte sich auf der PGA-Senioren-Tour mehr Kleingeld. Und der Wahl-US-Amerikaner hat noch lange nicht genug: Langer hat längst die 45 Turniererfolge von US-Legende Hale Irwin (73 Jahre) im Visier. Wenige zweifeln daran, dass „Mister Consistency" (der Beständige) das schaffen wird. (suki)
Nächste Ausfahrt im Millionen-Kreisverkehr
London — Dass die Formel 1 nicht nur von der technischen Seite her die Speerspitze des Motorsports darstellt, hat die letztjährige Saison bestätigt. Da hat man den aktuell populärsten Rennfahrer auf dem Planeten, Lewis Hamilton, auch mit dem höchstdotierten Vertrag aller Zeiten ausgestattet. Das britische Aushängeschild von Mercedes soll 90 Millionen Dollar für zwei Jahre überwiesen bekommen. Der fünffache Champion hat damit auch seinen Hauptkonkurrenten Sebastian Vettel (GER/Ferrari) um satte fünf Millionen überboten. Nicht inbegriffen sind etwaige Bonuszahlungen. Und sollte „Ham" den Stuttgartern noch länger treu bleiben, dürfte das mit einem weiteren Geldregen belohnt werden. (suki)