Nutzlos und schön: ,,Diametrale“ geht in die dritte Runde
Die „Diametrale“ startet am Freitag in seine dritte Ausgabe. Präsentiert werden Experimentalfilme, die sich nicht zu ernst nehmen.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck –„Denkraumrückeroberungsmission“. Diesen großen Begriff haben sich die Initiatoren des kleinen Innsbrucker Filmfestivals „Diametrale“ heuer auf ihre Fahnen geschrieben. Gelingen soll diese Mission mithilfe von experimentellen sowie komischen Filmen, die Konventionen und Alltagslogik brechen und ein Denken über Bestehendes anregen. Starten wird die Mission am kommenden Freitag mit der Warm-up-Veranstaltung. Das Besondere dabei ist die Nische, die sich das Festival geschaffen hat: Neben dem Experiment ist den Initiatoren nämlich auch der niederschwellige Zugang zum Film ein Anliegen.
„Wenn nicht über Humor, wie dann?“, fragt Initiator Marco Trenkwalder. Man sei es leid, dass sich experimentelle Filme allzu ernst nehmen, erklärt er weiter. Die Filme auf der Diametrale dürfen, wie das diesjährige Motto verrät, „nutzlos und schön“ sein, ebenso wie abgedreht und unkonventionell. Dass das Treffen einer Auswahl in diesem Fall kein leichtes Unterfangen ist, davon darf man ausgehen.
Über 300 eingesandte Kurzfilme mussten die Veranstalter – der Diametrale-Verein sowie das Kulturkollektiv Contrapunkt – nach geeignetem Material für den Kurzfilmbewerb durchforsten. Die Vergabe des „Goldenen Rahmens“ ist aber nur ein Aspekt des Festivals. An insgesamt vier Tagen (29. März sowie 11., 12. und 13. April) werden mehr als 30 Filme über die Leinwand laufen. Gefördert wird das Projekt u. a. von Land (8000 Euro) und Stadt (6000 Euro). Ein schmales Budget im Gegensatz zur Dichte des Programms.
Die Rahmenveranstaltungen seien auch aufgrund der bescheidenen Förderungen bescheiden geblieben und setzten auf Qualität und nicht auf Quantität, erklärt Trenkwalder. In diskursiven Formaten etwa werden Filme besprochen – mit anwesenden Regisseuren oder auch mit Filmtheoretiker Drehli Robnik. Einen Mehrwert bieten soll auch der Brückenschlag zwischen Film und Musik: Ergänzend zum abgedrehten Bandporträt „Spit’n’Split“ werden die zuerst vorgestellten Musiker der The Experimental Tropic Blues Band danach ein Konzert in der p.m.k spielen. Nicht das einzige Mal, dass die Bogenmeile angesteuert wird: Auch der offizielle Abschluss des Festivals (13. April) findet, u. a. mit einem Konzert von Les Trucs, dort statt.
Auch wenn die Diametrale das Musikprogramm im Vergleich zum Vorjahr reduzierte, Parallelen zur Musik lassen sich dennoch finden. Mit „Au Poste!“ bringt die Diametrale etwa das neueste Werk von Quentin Dupieux auf die Leinwand; bekannt geworden war der Filmemacher als Musiker Mr. Oizo, dessen Hit „Flat Beat“ kurz vor der Jahrhundertwende durch die Charts brummte.
„Wir wollen ein Festival für all jene, die sich überraschen lassen wollen“, meint Mitorganisatorin Judith Salner. Für Filmliebhaber dürfte der Programmpunkt „Die Weibchen“ von 1970 (12. April, 22.30 Uhr) wohl die größte Überraschung sein, steckt dahinter doch Uschi Glas’ – leider einziger – Kannibalenfilm.
Wem das Programm bis zum Abschlussabend noch nicht genug Denkraum einbrachte, der darf auf das B-Sides-Screening (13. April) hoffen, wo dann auch all jenes Platz findet, das „zu zach für die große Leinwand“ ist. Hier verbirgt sich sicher die ein oder andere nutzlose und schöne Überraschung.
Diametrale — Klappe, die Dritte.
Der goldene Rahmen. Der Kurzfilmwettbewerb findet am Samstag, 13. April, um 19 Uhr statt. Über 300 Einreichungen gab es heuer; die Jury (Evelin Stark, Christian Quendler und Christoph Hinterhuber) wird aus zehn ausgewählten Kurzfilmen den Sieger küren. Dieser wird im Anschluss an den Bewerb mit dem nicht-dotierten Preis „Der goldene Rahmen" ausgezeichnet.
Zu Besuch. Auch heuer finden Vorführungen in Anwesenheit der Regisseure statt: so etwa Jérôme Vandewattyne („Spit'n'Split", 29.3., 20.30 Uhr), Johannes Grenzfurthner („Glossary of Broken Dreams", 12.4., 16 Uhr), Robin Klengel („Operation Jane Walk", 12.4., 18.30 Uhr), Sandra Trostel („All Creatures Welcome", 12.4., 18.30 Uhr), Anna Vasof („When Time Moves Faster" und „Things And Wonders 2227", 13.4., 17 Uhr) sowie Matja? Ivani?in („Playing Men", 13.4., 17 Uhr.
Sidekicks. Neben Konzerten umfasst das Rahmenprogramm auch eine Lesung von Schriftsteller Daniel Kulla (10.4., 20 Uhr, p.m.k) oder die „Cinephilie Diskurs-Disco" mit Wissenschafter Drehli Robnik (13.4., 21.30 Uhr).
Orte, Tickets und Programm. Die Veranstaltungen finden im Leokino, im Cinematograph, in der p.m.k und im Brennpunkt Coffee statt. Der Festivalpass für 25 Euro ist gültig für alle Veranstaltungen. Das vollständige Programm ist unter www.diametrale.at abrufbar.