Tiroler Projekt: Konsumenten und Bauern gehen gemeinsamen Weg
Solidarische Landwirtschaft bringt allen Vorteile: Bioprodukte aus der Region für die Konsumenten, Absatzsicherheit und Planbarkeit für Tirols innovative Landwirte.
Von Brigitte Warenski
Raitis, Absam –Klassisches Gemüse wie Karotten, Erdäpfel, Kraut, zehn verschiedene Apfelsorten, Birnen, Zwetschken, aber auch Beeren, Artischocken, Physalis, essbare Blüten und vieles mehr bauen Regula Imhof, Barbara Czerny und Thomas Huber auf ihren Feldern und in ihren Gärten in Raitis, Absam und Heiligkreuz an.
Die Produkte sind nicht nur bio und regional, das Projekt verbindet auch Produzenten und Konsumenten auf eine besondere Art. „Wir haben im letzten Jahr das solidarische Landwirtschaftsprojekt ,ErdApfel – C’est LaWi‘ gegründet. Das Grundkonzept der Idee ist, dass Konsumenten für ein Jahr eine Vereinbarung mit den landwirtschaftlichen Betrieben eingehen“, erklärt Barbara Czerny. Für einen gewissen Anteil (Menge der Produkte) zahlt man einen monatlichen Fixbetrag, „als Gegenleistung erhält man die Produkte der Höfe, so lange der Vorrat reicht“, so Czerny. Für Konsumenten gibt es dafür nicht nur bestes Obst und Gemüse, sondern man weiß auch genau, woher die Produkte kommen, man kennt die Menschen dahinter und die Transportwege sind kurz. „Zudem hat man die Möglichkeit, sich bei der wöchentlichen Ausgabe der Produkte mit den Produzenten – unter anderem über Rezepte – auszutauschen und Fragen zu stellen“, erklärt Czerny. Und einmal pro Jahr können auch die Felder und Obstgärten besucht werden und es wird gemeinsam ein Erntedankfest gefeiert.
Auch für die Landwirte selbst hat das Konzept viele Vorteile: „Diese Form des Wirtschaftens bringt eine Sicherheit bei der Abnahme und ermöglicht eine gute Planbarkeit im Voraus, um die Produktionskosten dann tatsächlich zu decken“, so Czerny. Ganz wichtig ist für die drei Tiroler Landwirte aber auch, „dass du Feedback zu deinen Produkten bekommst, was sonst völlig verloren gegangen ist“.
Das solidarische am gemeinsamen Weg von Produzenten und Konsumenten ist, „dass man den Fixbeitrag auch in den Monaten zahlt, in denen die Betriebe nur Ausgaben – zum Beispiel durch den Kauf des Saatgutes –, aber noch keine Einnahmen haben wie im April oder Mai“, sagt Czerny. Im schlimmsten Fall wie bei den immensen Frostschäden vor zwei Jahren „greift die solidarische Landwirtschaft, indem größere Ernteausfälle abgefedert werden“. Die drei kleinen Tiroler biologisch wirtschaftenden Betriebe hoffen, dass sie heuer weitere Interessenten für „ErdApfel – C’est LaWi“ gewinnen können. „Für uns ist das eine große Chance, denn für Betriebe wie wir ist das Überleben alles andere als einfach und fix. Konkurrenz- und Preisdruck samt zunehmender Wetterkapriolen erleichtern das Wirtschaften nicht“, weiß Czerny.
Und die Konsumenten können mit ihrer Mitgliedschaft ein Stück weit mitentscheiden, „ welche Art von Landwirtschaft in ihrer unmittelbaren Region erhalten bleiben soll“.
Informationen
Homepage: Auf der Internetseite www.gutefruecht.at gibt es alle Infos zum Projekt ErdApfel — C'est LaWi, im Blog kann weitergeschmökert werden.
Abholorte: Die Produkte können wöchentlich in Absam oder Innsbruck abgeholt werden. Die genauen Preise der Anteile stehen demnächst fest.