Pressestimmen zur Wahl Caputovas zur ersten Präsidentin der Slowakei

Wien (APA/dpa) - Zum Sieg der liberalen Politikerin Zuzana Caputova bei der Präsidentschaftswahl in der Slowakei schreiben Tageszeitungen am...

Wien (APA/dpa) - Zum Sieg der liberalen Politikerin Zuzana Caputova bei der Präsidentschaftswahl in der Slowakei schreiben Tageszeitungen am Montag:

„Dennik N“ (Bratislava):

„Die Ergebnisse der Präsidentenwahlen bestätigen, dass sich die Slowakei wirklich ändert. Aber wie grundlegend diese Veränderung ist und in welche Richtung sie weitergeht, das wissen wir auch nach diesen Wahlen nicht wirklich. Wir können vorsichtig optimistisch sein, aber zum Frohlocken ist es noch zu früh.“

„Sme“ (Bratislava):

„Zuzana Caputova ist bei den Präsidentenwahlen ein überwältigender Sieg gelungen. (...) Jetzt sind die Erwartungen groß, doch es gilt nüchtern zu bleiben. Die Präsidentenwahlen, viele Umfragen, aber auch das Geschehen im Parlament und auf der politischen Bühne zeigen, dass der Kampf um den künftigen Charakter des Landes erst beginnt. Ein großer Teil der Wähler konnte unter den beiden Teilnehmern der Stichwahl keinen passenden Kandidaten für sich finden. So war die Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang die niedrigste in der Geschichte der Präsidentenwahlen.“

„Pravda“ (Bratislava):

„Die Slowakei bekommt mit Zuzana Caputova ihre historisch erste Präsidentin. Und es ist eine Präsidentin mit einer klaren Verankerung im europäischen Rahmen und dem Wertesystem der offenen Demokratie. Allein schon das sollte eine ausgezeichnete Nachricht für alle Wähler sein, unabhängig davon, für wen sie selbst am Samstag stimmten.

Zuzana Caputova ist als neues Gesicht auf die politische Bühne getreten, noch dazu als Kandidatin einer neuen politischen Partei. Wie sich zuletzt bei mehreren Wahlen zeigte, ist Neu-Sein in der Slowakei ein politischer Vorteil. Doch das Neu-Sein alleine hätte ihr nicht zum Wahlsieg verholfen ohne ihre überzeugenden Auftritte in den ersten Wahldiskussionen in den Medien. Caputova machte dabei auf sich aufmerksam mit ihrer Sachlichkeit, ihrem natürlichen und konfliktlosen Auftreten sowie mit der Offenheit, in der sie ohne taktische Umschweife auch auf heikle Fragen antwortete.“

„Pravo“ (Prag):

„Zuzana Caputova, die als erste Frau im Präsidentenpalast in Bratislava sitzen wird, hat die Slowaken mit einer konfliktfreien Kampagne erreicht. Damit einher ging das Versprechen, dass sich mit ihr die Art und Weise verändert, wie die Mächtigen das Land verwalten. Und das ist nicht wenig. Die Präsidentenwahl hat gezeigt, dass die Slowakei seit der Ermordung des Journalisten Jan Kuciak und dessen Verlobter Martina Kusnirova im vorigen Jahr ein anderes Land ist - zumindest auf Zeit. Die Massenproteste der Öffentlichkeit, die größten seit 1989, hatten das bereits angedeutet. Die Slowaken haben nicht nur die Untersuchung der Korruption bis hinauf zu den höchsten Stellen gefordert, sondern auch eine neue Politik, verständlicherweise mit neuen Gesichtern. Und Caputova hat es nicht versäumt zu betonen, dass sie als einfache Bürgerin selbst an den Protesten teilgenommen hat. Die größte Regierungspartei, der sozialdemokratische Smer, hatte es daher von Anfang an schwer.“

„Lidove noviny“ (Prag):

„Man kann den politischen Raum entweder mit Hoffnung füllen oder mit Ängsten. Zuzana Caputova hat Ersteres getan und in der slowakischen Präsidentschaftswahl gesiegt. Der tschechische Präsident Milos Zeman hat sich (bei seiner Wiederwahl) im vorigen Jahr für Letzteres entschieden und den ‚Kandidaten der Hoffnung‘, Jiri Drahos, recht überzeugend geschlagen. Gründe für das unterschiedliche Ergebnis gibt es viele. Einer davon ist, dass es Caputova gelungen ist, in der Stichwahl Wähler der populistischen und nationalistischen Parteien davon zu überzeugen, ihr die Stimme zu geben. (...) Sowohl für die Slowakei als auch für Tschechien wird es entscheidend sein, ob es Caputova nach der Wahl gelingt, das Vertrauen derjenigen zu gewinnen, die nicht für sie gestimmt haben. Denn Präsidenten, welche die Gräben zwischen den Bürgern ihres Landes vertiefen, gibt es genug. Vielleicht ist nun die Zeit für Politiker gekommen, welche die Gräben zuschütten.“