Internationale Pressestimmen zum Brexit
Wien (APA/dpa) - Zum Brexit-Streit in Großbritannien schreiben internationale Tageszeitungen am Montag:...
Wien (APA/dpa) - Zum Brexit-Streit in Großbritannien schreiben internationale Tageszeitungen am Montag:
„Times“ (London):
„In der endlosen Brexit-Saga sieht es danach aus, dass die Abgeordneten entschlossen sind, sämtliche Optionen auszuprobieren, die keine Lösung bringen. Das jüngste Beispiel dafür ist die zunehmende Spekulation, die Premierministerin könnte versuchen, das Parlament aufzulösen und vorgezogene Neuwahlen anzusetzen. Weniger als zwei Wochen bevor dieses Land die EU verlassen soll, ohne dass es bisher ein bestätigtes Austrittsabkommen gibt, ist das aus vielerlei Gründen eine furchtbare Idee. (...) Dieses Land braucht, was es schon seit Juni 2016 benötigt: eine klare Option für die Zukunft. Diese Entscheidung erneut zu verzögern, um Wahlkampf zu betreiben, ist lediglich eine weitere Methode, sich davor zu drücken.“
„De Telegraaf“ (Amsterdam):
„Die anhaltende politische Misere um den Brexit zerreißt nun auch die fragile Einheit der Regierung. Anhänger eines weicheren Brexits und diejenigen, die wollen, dass die Briten notfalls ohne Vertrag gehen, drohen offen mit ihrem Rücktritt, sollten sie sich mit ihren jeweiligen Vorstellungen nicht durchsetzen. Neuwahlen scheinen der einzige Ausweg in Richtung einer möglichen Lösung zu sein. Das britische Kabinett ist in Sachen Brexit genauso gespalten wie das Land.(...) Theresa May hat die Kontrolle über ihre Partei vollständig verloren. Sie scheint die Einzige zu sein, die glaubt, dass es keine Alternative zu ihrer Brexit-Vereinbarung gibt. Kritik daran überhört sie geflissentlich.“
„La Vanguardia“ (Madrid):
„Die Briten, die für den EU-Austritt gestimmt haben, weil sie von der Wiedererrichtung des alten Empire und der Wiedererlangung der an die EU abgetretenen Souveränität träumen, könnten von einer Zerstückelung ihres Königreichs überrascht werden. Es könnte eine neue Unabhängigkeitsabstimmung in Schottland und auch einen Antrag auf ein Referendum in Nordirland geben. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hat ja jüngst erklärt, dass sie Schottland nach dem Brexit als ein unabhängiges Land sieht (...) Möglicherweise hat Sturgeon ihren Landsmann Arthur Conan Doyle gelesen, der in ‚Der Hund von Baskerville‘ geschrieben hat: ‚Es gibt doch nichts Anregenderes als einen Fall, wo sich alles gegen dich stellt.‘ Die Erste Ministerin glaubt, dass der Brexit ein absolutes Desaster ist, das für Schottland aber zur Chance werden könnte“.
„24 Tschassa“ (Sofia):
„Als eine Ironie des Schicksals wird heute, am 1. April, das britische Parlament es zum zweiten Mal versuchen müssen, mit Testabstimmungen eine funktionierende Lösung für den Brexit zu finden. Auch in Großbritannien lügt man an diesem Tag und der, der reinfällt, wird ‚April fool‘ (Aprilnarr) genannt. Es ist beruhigend, dass die Scherze nur bis zum Mittag erlaubt sind, die Abgeordneten aber gewöhnlich am Abend abstimmen. Die Vorstellungen der führenden britischen Politiker sind so unterschiedlich, dass sich einige unumgänglich in der Rolle des Narren erweisen werden, sollten sie entscheiden, einen Kompromiss mit ihren Prinzipien zu machen, damit eine Lösung der Krise zustande kommt. (...)
Die einzige Möglichkeit für einen Aufschub (des Brexit) wäre, falls irgendein alternativer Vorschlag bis 10. April käme, wenn es wieder ein Treffen der europäischen Führer zum Brexit geben wird - und falls er (dieser Vorschlag) akzeptabel genug für sie ist.“