Tirol

Deutlich weniger Flüchtlinge bei Einreise nach Tirol erwischt

(Symbolfoto)
© Julia Hammerle

Der Anzahl der von der Tiroler Polizei aufgegriffenen Migranten ist im Vorjahr um 32 Prozent zurückgegangen. Das entspricht dem Niveau vor dem Beginn der Flüchtlingskrise.

Von Thomas Hörmann

Innsbruck – Der Flüchtlingsandrang scheint vorerst gestoppt. „Bei den Aufgriffszahlen haben wir wieder das Niveau von 2013“, fasst Landes­polizeidirektor Helmut Tomac die Jahresstatistik der Tiroler Fremdenpolizei zusammen.

Die Zahlen im Detail: Tirols Polizeibeamte ertappten im Vorjahr 5014 Fremde, die ohne die erforderlichen Papiere eingereist waren. Um 32 Prozent weniger als noch 2017, damals waren es 7406 Flüchtlinge. Ein Vergleich mit 2016 zeigt noch deutlicher, wie stark der Rückgang ist: Vor drei Jahren zogen die Beamten 11.812 Migranten aus dem Reiseverkehr, 2015 waren es 10.268.

„Folge internationaler Bemühungen“

Die Entwicklung ist ein Spiegelbild der internationalen Situation. So war 2016 nicht nur in Tirol ein Rekordjahr, sondern auch in Italie­n. Über 180.000 Flüchtlinge überquerten damals das Mittel­meer und landeten auf der italienischen Halbinsel. Im Folge­jahr waren es trotz gegenteiliger Prognosen lediglich 120.000 Menschen, die das Mittelmeer in Richtung Italie­n durchquerten. Im Vorjahr schafften das nur noch 23.461 Migranten. Der Trend scheint sich auch heue­r fortzusetzen: In den ersten drei Monaten erreichten gerade einmal 425 Flüchtlinge auf dem Seeweg den Stiefel. Im Vergleichszeitraum 2018 waren es über 6000.

Für Tomac ist die Entwicklung eine Folge internationaler Bemühungen: „Die Italiener haben massiv kontrolliert, wir in Tirol das Grenzmanagement eingerichtet und die Deutschen Grenzkontrollen eingeführt.“ Damit sei die Mittelmeerroute unattraktiv geworden.

Die meisten Flüchtlinge kamen im Vorjahr aus Nigeria (888) nach Tirol. Platz zwei in der Länderstatistik belegt Marokko (493), gefolgt von Pakis­tan (417), Afghanistan (239) und Albanien (217). Das vom Bürgerkrieg verwüstete Syrien (168) liegt erst auf dem sechsten Rang. 2017 war die Reihenfolge der Herkunftsländer ähnlich: Nigeria (1446) vor Marokko (735) und Pakista­n (716). Dann kam Somalia (355), das im Vorjahr aus der Liste der Top-10-Liste fiel.

Verstärkte Zug-Kontrollen

Der Großteil der in Tirol aufgegriffenen Migranten war auch im Vorjahr männlich (82 Prozent, 3947 Personen). Dazu kamen 768 Frauen und 299 Kinder unter 14 Jahren. Wie die Aufgriffszahlen zeigen, haben Autos und Busse die Bahn als Verkehrsmittel abgelöst. Fast 59 Prozent der Migranten stoppten Tirols Polizeibeamte auf den Straßen, 41 Prozent auf den Schienen. Güterzüge haben als gefährliche Transportmittel im Lauf des Vorjahres ebenfalls an Bedeutung verloren. Entdeckten die Polizeibeamten im Jänner und Februar 2018 insgesamt noch fast 120 Personen unter Planen und auf Tank-Waggons, so gingen die Aufgriffszahlen in der Folge stark zurück. Am Ende des Jahres waren es 204 Güterzug-Passagiere, die im Fahndungsnetz hängen blieben – eine Folge der verstärkten Kontrollen am Bahnhof Brenner und beim Seehof bei Gries.

Wie die Polizei feststellen konnte, nützten Migranten bevorzugt Fernreisebusse. In der Folge „führten wir verstärkt Kontrollen der Busse durch“, sagt Harald Baumgartner, Leiter der neuen „Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung“ (FGA). Dabei konnten die Beamten 356 Flüchtlinge aufgreifen.

Auswirkungen auf Statistik

Der starke Rückgang der Migranten hat auch Auswirkungen auf die Asylstatistik. Im Vorjahr haben 574 Menschen in Tirol einen Asylantrag gestellt, 2017 waren es noch mehr als doppelt so viele (1236). In beiden Jahren stammten die meisten Asylwerber aus Syrien.

Der Brenner war nicht der einzige Grenzübergang, der von Flüchtlingen genutzt wurde. Auch in Sillian und Nauders versuchten Migrante­n ihr Glück, was in Osttirol zu 235 und im Bezirk Landeck zu 125 Aufgriffen führte.

Als Erfolgsmodell erwies sich die neue, erst im September eingeführte „Fremden- und Grenzpolizeiliche Einheit Puma“. Die speziell ausgebildeten und ausgerüsteten Beamten nahmen bei 62 Schwerpunkteinsätzen nicht nur 78 Fremde wegen illegaler Einreise fest, sondern waren auch für 33 Drogenaufgriffe verantwortlich. Als größter Erfolg gilt die Sicherstellung von zehn Kilo Haschisch in einem Fernbus. Den Besitzer fanden die Beamten unter den Passagiere­n.

Mehr Beamte durch Umstrukturierung

Innsbruck – Die EGFA (Einsatz-, Grenz- und Fremdenpolizeiliche Abteilung) ist Geschichte. Das Großressort innerhalb der Landespolizeidirektion wurde aufgeteilt. Ein Teil der Aufgaben wird seit Montag von der Einsatzabteilung (EA) abgewickelt, der andere von der Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung (FGA). An der Führungsspitze ändert sich nur wenig. Der bisherige EGFA-Chef Erich Lettenbichler ist jetzt für die EA zuständig, sein früherer Stellvertreter Harald Baumgartner für die FGA.

Die EA übernimmt von der EGFA mehrere Spezialeinheiten wie die Alpinpolizei, die Hundestaffel, die Sprengstoff- und Strahlenschutzexperten. Auch die szenekundigen Beamten, die sich um die mitunter gewaltbereiten Fußballfans kümmern, bleiben im EA-Boot. Dazu kommte noch die Bereitsschafteinheit, die aber erst aufgebaut werden muss.

Die FGA ist für Fahndung, Grenzmanagement und Analyse zuständig. Auch das Polizeianhaltezentrum (Gefängnis; Anm.) fällt in den Zuständigkeitsbereich von Baumgartner.

Durch die Umstrukturierung steigt die Anzahl der Beamten in diesem Bereich von 220 auf 276. Der vielleicht größte Vorteil wird aber erst auf den zweiten Blick sichtbar. Von den 220 EGFA-Mitarbeitern hatten nur 88 eine Planstelle, den Rest mussten andere Dienststellen beisteuern. Damit ist jetzt Schluss: Für die EA und FGA stehen 276 Planstellen zur Verfügung. Unterm Strich bedeutet das 1188 zusätzliche Beamte für die Tiroler Polizei.

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