Innsbruck-Land

Erpresser am Telefon täuschte Mord vor: Cobra-Einsatz in Leutasch

Die Einsatzkräfte vor Ort in Leutasch.
© zeitungsfoto.at

Der Erpresser löste mit seinem fingierten Anruf bei der Polizei einen Großeinsatz in der Leutasch aus. Der Täter ist unbekannt.

Leutasch – Er habe seine Frau getötet, sei bewaffnet und halte eine Geisel: Das war der Inhalt eines Anrufs aus der Leutasch, der am Montagabend bei der Haller Polizei einging. Der Auftakt für einen Großeinsatz. Am Ende stellte sich heraus, dass der vermeintliche Anrufer keineswegs ein Mörder und Geiselnehmer, sondern selbst Opfer eines Erpressers war.

Doch der Reihe nach: Bereits am Montagmorgen erhielt ein Pensionist aus der Leutasch einen Anruf auf seinem Handy. Am anderen Ende des Funknetzes ein Erpresser, der mit computerverzerrter Stimme einen hohen Geldbetrag forderte. „Sonst wird etwas Fatales passieren“, erfuhr der Tiroler. Auf seinem Handy schien eine ausländische Nummer auf.

Am Nachmittag läutete erneut das Handy des Opfers: Diesmal ging ein WhatsApp-Anruf ein, der scheinbar vom Sohn des Opfers kam. Tatsächlich war’s wieder der Erpresser, der zum zweiten Mal die Überweisung der hohen Summe einforderte. Erneut ohne Erfolg.

Also meldete sich der Täter am späten Abend zum dritten Mal. „Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, nannte der Erpresser Details aus dem Leben des Opfers“, schildert Walter Pupp, Leiter des Landeskriminalamtes. Gleichzeitig kündigte der Täter an, dass bald die Polizei vor der Tür des Opfers stehen werde. Kein leeres Versprechen, wie der fingierte Notruf wenig später zeigte: Inzwischen ist klar, dass es der Erpresser war, der die Polizei im Namen seines Opfers über den angeblichen Mord informierte.

40 Polizisten inklusive Cobra machten sich auf den Weg in die Leutasch. Den Beamten gelang es auch, den vermeintlichen Anrufer am Telefon zu erreichen. „Der Leutascher versicherte, dass alles in Ordnung sei“, schildert Pupp: „Die Ermittlungen bestätigten das auch.“

Der Erpresser ist vorerst unbekannt. Der LKA-Chef geht davon aus, dass der Täter Telefonnummern und Lebensumstände des Opfers aus dem Internet bezog. „Vermutlich besteht keine persönliche Beziehung zwischen dem Erpresser und dem Leutascher“, sagt Pupp. Er rät, bei telefonischen Erpressungsversuchen keinesfalls auf die Forderungen einzugehen, sondern unverzüglich die Polizei zu verständigen. Vorsicht sei auch beim Installieren von Apps und Programmen geboten, vor allem in Bezug auf den Zugriff auf die Kontaktdaten des Nutzers. (tom)

Die Polizei rät in solchen Fällen:

• keinesfalls auf die Forderung des Anrufers einzugehen

• dem Anrufer keine weiteren persönlichen Umstände bekanntzugeben

• beim Installieren von Programmen und Apps auf Computer und Handys den Zugriff auf Kontaktdaten sehr restriktiv zu handhaben

• unverzüglich die Polizei zu verständigen

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