Bezirk Kufstein

Wörgler Bahnhofsstraße soll in einer Fußgängerzone enden

Eine verkehrsberuhigte Zone ist die Bahnhofstraße schon, jetzt wird wieder über eine Fußgängerzone diskutiert.
© Otter

In Wörgl wurde ein Bürgerbeteiligungsprozess für eine autofreie Bahnhofstraße gestartet. Verkehrsexperte empfiehlt eine Fußgängerzone.

Von Wolfgang Otter

Wörgl –2004 wurde der einjährige Probegalopp einer temporären Fußgängerzone an Wochenenden in Wörgl wieder beendet. Zu viele Ausnahmegenehmigungen und ein von den Kaufleuten monierter Geschäftsrückgang bereiteten der Idee ein jähes Ende. Seither gab es immer wieder zaghafte Versuche einer Wiederbelebung, die meist vom stürmischen Gegenwind von Geschäftswelt und Anrainern verblasen wurden.

Bürgermeisterin Hedi Wechner gehört zu den hartnäckigsten Befürwortern einer autofreien Zone. Nun, 2019, erlebt das Projekt eine Renaissance. Dazu will die Stadtchefin einen Bürgerbeteiligungsprozess starten und holte sich für die Eingangsveranstaltung Hermann Knoflacher, renommierter Experte in Sachen Verkehr, nach Wörgl. Knoflacher ist ein radikaler Verfechter der Null-Auto-Politik. Für ihn beeinflusst das Autofahren noch immer zu sehr die Stadtplanung. Sogar Parkplätze bei den Häusern müssten gestrichen und die Bauordnung entsprechend geändert werden. Seine Botschaft: „Wer sein Auto vor der Türe stehen hat, benützt es auch.“

Für ihn ist die Zeit reif, in Wörgl eine autofreie Zone einzuführen. Zudem sei dies die richtige Antwort auf die großen Einkaufszentren an den Stadträndern, die der Innenstadt das Geschäft absaugen. Da in der Bahnhofstraße derzeit 12.000 Fußgängern 4000 Pkw-Fahrten gegenüberstehen, „haben die Leute bereits mit ihren Füßen abgestimmt“. Seiner Meinung nach fahren fast 80 Prozent der Autofahrer einfach nur durch die Straße ohne anzuhalten. Vielen Pkw-Fahrern gehe es nur ums Sehen und Gesehen-Werden, „man geht Leute schauen mit dem Auto. Aber das bitte ist ja nicht der Zoo von Wörgl“, meinte er.

Die Wörgler Bahnhofstraße entspreche vom Charakter her bereits jetzt einer Begegnungszone bzw. einem Shared Space, darüber braucht man daher laut Knoflacher nicht mehr zu diskutieren.

Im Publikum gingen die Meinungen auseinander: Kaufleute erinnerten daran, dass wegfallende Parkplätze weniger Geschäft bedeuteten. Dazu regte Knoflacher eine Kaufkraftstudie an, um dieses Argument näher zu beleuchten. Parkplätze seien im Umkreis genügend vorhanden. Nur nicht gut genutzt, meinte er. Das Anfahren von privaten Stellplätzen müsse überdies weiter möglich sein. „Darauf hat man ein Recht. Eine Fußgängerzone ist nicht autofrei“, sagte der Verkehrsexperte. Befürworter der Fußgängerzone meinten, eine Stadt sei nicht nur zum Geldverdienen da, sondern auch zum Leben. Knoflacher erinnerte daran, dass „es nur gemeinsam geht“. In Arbeitsgruppen wird nun weiterdiskutiert, wie BM Wechner den Weg skizzierte. Das Ziel scheint aber klar: „Mir liegt viel am Dialog. Wahrscheinlich kommt aber irgendwann der Moment, wo man sagt, so, jetzt machen wir es.“ Letztlich gehe es um „eine attraktive Bahnhofstraße“.

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