OSZE mit Nöten orthodoxer Christen in der Türkei befasst
Wien/Ankara (APA) - Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. sieht wieder Grund zur Klage über die Behandlung der Griechisch-Orthodoxen in...
Wien/Ankara (APA) - Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. sieht wieder Grund zur Klage über die Behandlung der Griechisch-Orthodoxen in der Türkei. Auch die armenische und evangelische Christen sowie die jüdische Religionsgemeinschaft betreffen seine Beschwerden, berichtete die Nachrichtenagentur Kathpress am Dienstag.
Diese wurden am Montag in Wien bei der Sondersitzung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu Toleranz, Nichtdiskriminierung und Religionsfreiheit vom „Ökumenischen Bund der Christen von Konstantinopel“ eingebracht. Der Ökumenische Bund forderte die rasche Abhaltung der längst fälligen Stiftungswahlen, eine Wiedereröffnung der vom türkischen Staat 1971 geschlossenen orthodoxen Theologischen Hochschule von Chalki sowie Erleichterungen der Rückkehr von vertriebenen Istanbuler Christen bzw. ihrer Nachkommen.
Bartholomaios I. hatte bereits am 24. März bei einer Predigt in der St.-Theodor-Kirche im heute entvölkerten Christenviertel Vlanga von Istanbul auf vergangene und akute Nöte seiner Minderheit hingewiesen und die schon seit 1936 anhaltende Interventions- und Enteignungspolitik gegenüber religiösen, schulischen und karitativen Stiftungen der Griechisch-Orthodoxen und anderer nichtmuslimischer Glaubensgemeinschaften kritisiert. Zuletzt würde seit 2013 die Neuwahl von Stiftungsvorständen verhindert, hieß es.
Laut Informationen des „Unterstützungsvereins für die griechisch-orthodoxen Gemeinde-Stiftungen“ habe die staatliche Stiftungs-Generaldirektion mit einem Rundschreiben vom 11. März den ständigen Verzicht auf Neuwahlen und die Bestellung der Stiftungsräte auf dem Ernennungswege angeordnet. Der Erlass könnte weiteren Enteignungen religiöser Stiftungen den Weg bereiten, wird befürchtet.
Unterdessen geht in der Türkei der Wahlkrimi weiter. Die Opposition siegte in den meisten türkischen Großstädten. Nach letzten Zahlen der Wahlbehörde hatte der 48-jährige Ekrem Imamoglu für die Mitte-Links-Partei CHP sogar in Istanbul einen hauchdünnen Vorsprung vor seinem AKP-Gegner, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Binali Yildirim. Ein Sieg Imamoglus über Yildirim, den alten Gefolgsmann von Präsident Recep Tayyip Erdogan, wäre nicht nur wegen der wirtschaftlichen Bedeutung Istanbuls schmerzhaft für die AKP.
In der Millionenmetropole hatte Erdogan 1994 selbst als Chef der Stadtregierung seinen Aufstieg an die Staatsspitze begonnen. In Ankara war der Vorsprung deutlicher: CHP-Kandidat Mansur Yavas (63) hat dort nach vorläufigen Ergebnissen gesiegt. Doch allgemein herrscht jetzt Angst vor einer Manipulation.
Zu den Kommunalwahlen waren rund 57 Millionen Türken aufgerufen. Welche Auswirkungen ein Sieg der Opposition auf die religiösen Minderheiten hätte, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden, doch gibt es Hoffnung auf eine Entspannung.
~ WEB http://www.osce.org/ ~ APA175 2019-04-02/11:36