Biberfamilien halten Stummer Dorfchef auf Trab
Im einst künstlich angelegten Märzener Gießen behindern Biberdämme den Wasserfluss. Die Gemeinde muss handeln – aber naturverträglich.
Von Angela Dähling
Stumm –Er wurde einst künstlich angelegt, um die Felder der Stummer Bauern zu entwässern: der Märzener Gießen. Inzwischen längst Gemeindegut, hat der Bürgermeister dafür Sorge getragen, dass das Wasser gut abfließen kann, indem der Entwässerungsgraben immer wieder ausgebaggert und gereinigt wurde.
So auch im Vorjahr. Da wurde der Gemeindearbeiter zudem beauftragt, einen Biberdamm um 40 cm niedriger zu machen, damit das Wasser wieder fließen kann. „Daraufhin wurde ich angezeigt, weil durch diese Maßnahme 500.000 Fischeier in den Ziller geschwemmt worden seien“, blickt Stumms Bürgermeister Fritz Brandner zurück. Der Dorfchef verstand die Welt nicht mehr. „Es ist schließlich auch meine Aufgabe, Hab und Gut vor Naturgefahren zu schützen. Und den Feldern der Bauern drohte die Überschwemmung“, argumentiert er. Brandner kam mit einer Ermahnung davon. Doch er steht heuer vor demselben Problem. Drei Biberfamilien haben es sich laut Brandner inzwischen im Märzener Gießen gemütlich gemacht und mit Bauten und Dämmen die Entwässerungsrinnen „verschönt“.
„Das ist ein künstlich angelegter Graben, aber der Landesumweltanwalt hält ihn für schützenswert“, schüttelt Brandner den Kopf. Die Reinigungspläne für den Gießen muss der Dorfchef nach dem Schreiben des Landesumweltanwaltes jedenfalls ad acta legen, wenn er keine neuerliche Anzeige kassieren will. Auch sein Vorschlag, den Graben einmal noch in gewohnter Art reinigen zu lassen und dann ein naturverträgliches Konzept zu erarbeiten, wurde abgelehnt. Das Problem ist schließlich nicht neu und hätte längst schon angegangen werden können.
„So ein Konzept zu erstellen, dauert halt lange. Und dann die enormen Kosten“, ist der Bürgermeister nicht begeistert. Aber er weiß, er muss einlenken. Zunächst aber müsse rasch eine Lösung bezüglich der Biberdämme her, die zum Rückstau des Wassers führen. „Ich werde versuchen, mit der Biberbeauftragten eine Lösung zu finden“, sagt Brandner. Grundsätzlich habe er kein Problem mit dem pelzigen Nager, der auch im angrenzenden Renaturierungsgebiet lebt. Es stoppen aber halt auch einige seiner dortigen Dämme den Wasserfluss des Märzener Gießens.