Weniger Lawinentote in Tirol, auch Alpinunfälle gingen stark zurück
Die Alpinunfallstatistik des heurigen Winters fällt aus Sicht von Kuratorium für Alpine Sicherheit, Alpinpolizei und Bergrettung positiv aus: Die Unfallzahlen sind rückläufig.
Von Nikolaus Paumgartten
Innsbruck – Der Jahrhundertwinter 2018
2019 mit seinen enormen Schneefällen im Jänner hat im ganzen Land zu zahlreichen Straßensperren, abgeschnittenen Ortschaften und gesperrten Skigebieten geführt. Das Positive daran: Heuer haben sich so wenige Unfälle auf und abseits der Tiroler Pisten ereignet wie schon lange nicht mehr. „Die Schneelage hat dafür gesorgt, dass die Pistenverhältnisse gut waren und auch über die Pistenränder hinaus das Verletzungsrisiko durch Felsen und andere Hindernisse geringer war“, meint Karl Gabl, Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit. Insgesamt ereigneten sich in Tirol 1684 Alpinunfälle mit 2666 Verunfallten. Das sind um 15 Prozent weniger Unfälle und 17 Prozent weniger Verunfallte als im Jahr zuvor. Im Zehnjahresmittel verunfallen in Tirol 3461 Personen bei 2128 Unfällen.
Deutlich unter dem langjährigen Schnitt von 41 liegt 2018
19 auch die Zahl der Alpintoten in Tirol: 28 Menschen starben diesen Winter in den Tiroler Bergen – um 14 weniger als im Jahr zuvor. Zurückgegangen ist dabei zumindest in Tirol auch die Zahl der tödlichen Lawinenunglücke: Bei fünf Ereignissen kamen zwei Tschechen, ein Österreicher, ein Australier und ein Deutscher ums Leben – ein Tourengeher, drei Variantenfahrer und ein Touren-/Hochtourengeher. Im Winter zuvor starben in Tirol acht Menschen bei Lawinenabgängen.
Im Hinblick auf die Lawinensituation habe sich auch wieder gezeigt, dass schneereiche Winter ungefährlicher sind als schneearme, erklärt Gabl. „Instabile Hänge entladen sich dann durch die Schneemassen meist selbst.“ Das habe man auch beim Lawinenwinter 1999, dem Winter der Katastrophe von Galtür, gesehen: Unter den 50 Lawinentoten waren damals nur fünf Tourengeher und Variantenfahrer.
Im organisierten Skiraum starben heuer in Tirol sieben Wintersportler und damit um fünf weniger als 2017
18. Todesursache Nummer eins beim alpinen Skilauf sind Herz-Kreislauf-Störungen. 1273 Personen wurden verletzt, 322 weniger als im Jahr zuvor.
Besonders gefordert war heuer die Alpinpolizei, wie Viktor Horvath, Leiter des Alpindienstes der Landespolizeidirektion, erklärt. Er ist der Nachfolger des langjährigen Leiters der Alpinpolizei Norbert Zobl, der sich mit April in den Ruhestand verabschiedet hat. „Während der extremen Schneefälle waren in Tirol teilweise bis zu 300 Straßenzüge gesperrt“, so Horvath. Diese Sperren mussten von der Polizei auch entsprechend kontrolliert werden. Zudem wurden vorsorglich Alpinpolizisten in abgeschnittenen Gebieten stationiert.
Ebenfalls in den abgeschnittenen Gebieten im Einsatz war die Tiroler Bergrettung. Dort habe man mit Ärzten und Rettungsdiensten kooperiert und etwa auch Medikamententransporte durchgeführt, sagt Hermann Spiegl, Landesleiter der Bergrettung Tirol. Was die Rettung von Personen abseits der Pisten angeht, stellt er klar: „Es gibt kein Recht auf Rettung immer und überall.“ Die Sicherheit der Retter gehe vor. Spiegl spricht sich jedoch gegen Strafen für Wintersportler aus, die sich selbst in Gefahr gebracht haben. „Wir sehen am Beispiel von Italien, dass sich dort Auslöser von Lawinen aus dem Staub machen, um nicht angeklagt zu werden“, sagt Spiegl. Mit dem Ergebnis, dass Bergretter keine Hinweise auf mögliche Verschüttete bekommen und den gesamten Lawinenkegel absuchen müssen.
Zahlen Österreich
Gesamtunfälle: Insgesamt ereigneten sich heuer im alpinen Raum in Österreich rund 4000 Alpinunfälle — ein Minus von acht Prozent zum Vorjahr. Im Zehnjahresmittel ereignen sich in Österreich rund 4650 Alpinunfälle im Winter.
Verunfallte: Mit rund 6450 Verunfallten österreichweit ist auch hier ein deutlicher Rückgang zu 2017
18 (rund 7000 Verunfallte) zu verzeichnen. Im langjährigen Schnitt verunfallen in Österreich im Winter 7500 Menschen.
Alpintote: Heuer starben 93 Menschen im alpinen Raum in Österreich — um neun weniger als im Vorjahr. Das Zehnjahresmittel liegt bei 109 Alpintoten.
Lawinentote: Bei Lawinenunglücken verloren heuer in Österreich 19 Menschen ihr Leben. Mit sechs Toten hat Vorarlberg heuer Tirol (fünf Tote) an der Spitze dieser Statistik abgelöst. Im Vorjahr kamen in Österreich 17 Menschen bei Lawinen ums Leben, der Zehnjahresschnitt liegt bei 22 Toten.