Überörtliches Denken muss in der Bevölkerung beginnen
Die Landesregierung beschloss gestern den Raumordnungsplan „Lebensraum Tirol – Agenda 2030“. Dieser gibt Leitlinien für die Landesentwicklung vor.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck –Ohne die Gemeinden geht gar nichts. Auch wenn das, was gestern von der schwarz-grünen Landesregierung mit dem „Lebensraum Tirol – Agenda 2030“ an raumordnungspolitischen Zielsetzungen vom Bauen über den Verkehr bis hin zum Landschaftsschutz so beschlossen wurde, demnächst in Gesetze und Verordnungen gegossen werden soll, so stehen und fallen diese Strategien mit dem Grad an überörtlichem Denken in der Bevölkerung. Denn aus deren Mitte rekrutieren sich die Dorfparlamente. Das Verstehen interkommunaler Zusammenhänge und überregionaler Notwendigkeiten müsse deshalb von der Basis getragen werden. Darin sind sich Raumordnungslandesrat Johannes Tratter (VP) und Abteilungsvorstand Robert Ortner einig. Ansonsten dürfte das Kirchturmdenken nicht zu durchbrechen sein.
Was einst Zukunftsraum hieß, ist jetzt der Lebensraum. Ein Strategiepapier mit Leitlinien und Handlungszielen für die Entwicklung des Landes bis zum Jahr 2030. Über drei Jahre harter Arbeit stecken in diesem Raumordnungsplan. Basis hierfür bildet eine datenbasierte Ist-Analyse des Landes. Eine, die mit so manch landläufiger Mär aufräumt. Wie etwa der Frage nach den Baulandreserven. „Im Inntal sind sie rückläufig, was grundsätzlich ein positiver Trend ist“, sagt Ortner. Denn das heißt, dass die Gemeinden zu mobilisieren beginnen. Dort, wo am wenigsten Nachfrage herrsche, gibt es den größten Überhang – im Bezirk Reutte. Dass Tirol als Zuzugsland wachse, bedinge letztlich in den Zentralräumen auch, dass „sich die verständliche Sehnsucht nach einem Einfamilienhaus auf Dauer nicht mehr spielen wird“, ergänzt Tratter. Des Rätsels Lösung liege in der Verdichtung.
Aber auch für Wirtschaftsstandorte gilt es, zukunftsfit zu planen. Regionale Zusammenarbeit und Leerstandsnachnutzung gehören auch hier zu den zentralen Kriterien. Weiters könnte eine bedarfsgerechte Versorgung (Bsp.: Bildung, Nahversorgung, Gesundheit) sowie Mobilität nur aus dem überregionalen Blickwinkel heraus langfristig abgesichert werden. Grün- und Freiräume gelte es über die jeweilige Gemeindegrenze hinaus zu betrachten.
Einige dieser Ziele, wie etwa landwirtschaftliche Vorsorgeflächen oder die Neuordnung der Planungsverbände, habe man bereits vorab auf Schiene gebracht, sagte Tratter gestern. Nun gelte es, auch den Rest des Masterplans Lebensraum in die Umsetzung zu bringen. Ob das gelingt, soll sich in einer Evaluierung nach fünf Jahren zeigen. Und zwar nach der nächsten Landtagswahl. Davor würde dies – wahlkampfbedingt – wohl kaum was bringen.