Neuseeland-Terror - Spur zu Jugendklub von ultrarechter EKRE-Partei
Tallinn/Riga/Wien (APA) - Der mutmaßliche Neuseeland-Terrorist Brenton Tarrant ist während seines Estland-Aufenthalts möglicherweise in Kont...
Tallinn/Riga/Wien (APA) - Der mutmaßliche Neuseeland-Terrorist Brenton Tarrant ist während seines Estland-Aufenthalts möglicherweise in Kontakt mit Mitgliedern der ultrarechten Gruppierung „Blaues Erwachen“ (Sini Äratus) gewesen. Es handelt sich um die Jugendorganisation der ultrarechten EKRE-Partei, die derzeit über eine Regierungsbeteiligung verhandelt und auch bei den Europawahlen im Mai dieses Jahres kandidiert.
Eine Woche nach dem Anschlag auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch, bei dem 50 Menschen getötet wurden, fand laut estnischen Medienberichten im regionalen Büro von „Blaues Erwachen“ in Tartu eine Vortragsveranstaltung zum Thema „Australische Kultur“ statt. Angekündigt wurde die Veranstaltung auf derselben Facebook-Seite, auf welcher auch der mutmaßliche australische Terrorist gepostet haben soll.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Druckwerk „Foundations of Culture in Australia“ (1936) von P.R. Stephensen, des Mitbegründers der faschistischen Partei Australiens „Australia First Movement“. Stephensen legte in dieser Publikation sein antisemitisches und faschistisches Gedankengut dar.
Ein Sprecher von „Blaues Erwachen“ dementierte gegenüber der Tageszeitung „Postimees“ jeglichen Kontakt der Organisation zu dem mutmaßlichen Massenmörder und sprach von einem Zufall: „Ein Mitglied von uns hatte dieses Werk („Foundations of Culture in Australia“, Anm.) unlängst gelesen und sich dann entschieden, darüber einen Vortrag halten zu wollen. Das ist alles.“ Die Veranstaltung sei bereits einen Monat vor dem Terroranschlag in Christchurch geplant worden.
Gegen Tarrant wird in Estland und in Lettland ermittelt. Der lettische Geheimdienst wollte am Montag vorerst keine weiteren Angaben dazu machen. Der gebürtige Australier soll sich nach seinem Aufenthalt in Österreich Anfang Dezember rund eine Woche lang im Baltikum aufgehalten haben.