Tierschutz

Menschenaffen-Forscherin Jane Goodall wird 85: Die Erben von Dr. Jane

Jane Goodall liegen die Schimpansen immer noch am Herzen.
© Jane Goodall Institute

Weil Jane Goodall weiß, dass ihre Mission noch lange nicht beendet ist, führen 30 Institute weltweit ihre Arbeit weiter, eines in Österreich. Die Organisation geht andere Wege als WWF oder Greenpeace.

Von Matthias Christler

Das Stofftier „Jubilee“ bekam sie im Alter von einem Jahr.
© jane goodall institute

Wien – 5000 Schimpansen und Gorillas leben in Schutzstationen der Jane-Goodall-Institute, fast 150.000 Hektar Lebensraum konnten von der Umweltschutzorganisation bewahrt werden, und jedes Jahr werden allein in Österreich Kinder aus knapp 500 Schulklassen von der Lebensleistung einer Frau inspiriert.

Mit 23 reiste sie erstmals nach Afrika.
© jane goodall institute

Jane Goodall, die heute 85 wird, hat aus ihrer Liebe zu Tieren eine Weltverbesserungsmission gemacht. Und sie reißt viele Menschen mit, darunter Diana Leizinger, die Geschäftsführerin des Jane-Goodall-Instituts in Österreich. „Es ist unglaublich, mit welcher Energie sie auch mit 85 Jahren noch auf der Bühne steht. Mir kommt vor, die Mission trägt sie und sie bekommt Kraft zurück von den Menschen“, beschreibt Leizinger die Britin, die beinahe nonstop auf Reisen ist.

Drei Jahre später kam sie ins Schimpansen-Reservat Gombe (Tansania).
© jane goodall institute

Einmal pro Jahr besucht sie auch das Institut in Österreich und bei ihren öffentlichen Auftritten spielen sich rührende Szenen ab, wie Leizinger erzählt. „Ich bin wirklich kein Groupie, aber es berührt mich schon auch, wenn ich sehe, dass junge Leute nach Gesprächen mit Jane Tränen in den Augen haben.“

Erst 1989 ließ sie Gombe hinter sich und begeistert seither Kinder für den Tier- und Umweltschutz.
© jane goodall institute

Jane Goodall gründete 1977 das erste Institut, anfangs, um Gelder für die Forschungsarbeit aufzutreiben, doch inzwischen hat sich daraus mehr entwickelt. Es reicht von Schimpansenschutzprojekten vor Ort in Afrika bis zur Klimaschutzpolitik. Vor allem mit dem Jugendnetzwerk „Roots and Shoots“ (übersetzt „Wurzeln und Triebe“) soll nachhaltig die Welt verbessert werden. Die Kinder, die Goodall liebevoll „Dr. Jane“ nennen, sind ihre Erben. „Ich glaube, dieses Netzwerk zu gründen, ist die größte Leistung von ihr. Einige dieser Kinder kommen später in Führungspositionen und sehen dann das große Ganze“, ist sich die Geschäftsführerin des Österreich-Instituts sicher. Man sei weniger radikal als Greenpeace und betreibe weniger politische Lobbyarbeit als etwa WWF. „Das ist Jane beides nicht.“ Vor allem die Bildungsarbeit nach wissenschaftlichen Standards folge hingegen ganz dem Willen der Gründerin.

Jedes Jahr besucht sie Wien, 2017 traf sie Bundespräsident Van der Bellen
© APA

Eines wünscht sich Leizinger für Jane Goodall: „Dass sie einmal das Gefühl hat, dass sich alles in eine bessere Richtung bewegt und es für sie in dieser Funktion keine Notwendigkeit mehr gibt.“

Drei Fragen an Jane Goodall

Vor 60 Jahren begann Jane Goodall das Leben der Schimpansen zu erforschen, um die Menschen macht sie sich heute mehr Sorgen.

1. Wenn Sie einen Wunsch zum 85er frei hätten, was würden Sie ändern?

Die Zerstörung des Lebensraums zu stoppen, ist ein großer Wunsch. Oft werde ich gefragt, was es für Auswirkungen hat, wenn die eine oder andere Tierart nicht mehr existiert. Es liegt auf der Hand, dass Artenvielfalt und intaktes Ökosystem für alle Lebewesen lebensnotwendig sind. Krankt unsere Umwelt, spüren wir es alle. Wenn ich noch einen zweiten Wunsch äußern dürfte: Vor rund 60 Jahren begann mein Weg in Gombe. Diese Forschungsstation in Tansania zu erhalten, wäre ein absoluter Herzenswunsch.

2. Wie traurig macht es Sie, wenn Sie sehen, wie der Mensch die Natur weiter zerstört?

Es stimmt mich sehr, sehr nachdenklich, wenn ich die weltweite Entwicklung betrachte. Die Veränderung des Klimas, die Umweltverschmutzung vor allem durch Plastikmüll, der Raubbau an der Natur. Obwohl wir uns als intelligenteste Spezies bezeichnen, sind wir die Verursacher all jener Probleme, mit welchen wir heute konfrontiert sind. Dafür müssen wir die Konsequenzen und die Verantwortung tragen.

3. Welche Mission treibt Sie nach wie vor an?

Ich reise noch immer mehr als 300 Tage im Jahr und versuche möglichst viele Menschen zu treffen, um sie zu motivieren und zu aktivieren. Es ist nicht meine Art und auch nicht der richtige Ansatz, Menschen zu verurteilen, sie zu verärgern oder ihnen ihren Lebensstil zu verbieten. Durch Verbote wird man Menschen nicht überzeugen können, etwas zu ändern. Viel eher möchte ich die Ursachen und die Folgen unserer Probleme aufzeigen. Und Hoffnung geben.

(chris)

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