Algerischer Langzeit-Präsident Bouteflika reichte Rücktritt ein 2

Algier (APA/dpa) - Nach der Rücktritts-Ankündigung ohne Datum war der Kampf um die Nachfolge in eine neue Phase eingetreten. Gegen mehrere w...

Algier (APA/dpa) - Nach der Rücktritts-Ankündigung ohne Datum war der Kampf um die Nachfolge in eine neue Phase eingetreten. Gegen mehrere wichtige Geschäftsleute eröffnete die algerische Justiz gerade eben Verfahren wegen Korruption und sprach Reiseverbote aus. Darunter ist mit Ali Haddad auch ein enger Vertrauter Bouteflikas.

Wichtige Unterstützer, wie Salah oder der frühere Premierminister und Koalitionspartner Ahmed Ouyahia, hatten sich angesichts des öffentlichen Drucks zuletzt abgewendet und offen den Rückzug Bouteflikas gefordert.

Bouteflika war 1999 als Wunschkandidat des Militärs zum Präsidenten gewählt worden. Die Algerier sprechen von der Staatsführung häufig nur als „le pouvoir“ (die Staatsmacht, das System). Darunter wird eine Machtelite aus Regierung, Geheimdienst, Militär und einflussreicher Wirtschaftselite verstanden.

Salah brachte eine Absetzung Bouteflikas aus gesundheitlichen Gründen ins Spiel. Eine Machtübernahme durch das Militär halten Beobachter aber nicht für sehr wahrscheinlich. Die Generäle wollen eine Situation wie Ende der 1980er-Jahre verhindern, als das Militär die Macht übernahm und das Land in einen blutigen, zehn Jahre dauernden Bürgerkrieg fiel. Seit dem Einbruch des Ölpreises 2014 hatte das Umfeld Bouteflikas die Macht zunehmend bei sich gebündelt und die anderen Teile des Systems - wie etwa das Militär - an den Rand gedrängt.

Mehrfach haben sich in den vergangenen Wochen Vertreter verschiedener Oppositionsparteien getroffen, um über eine gemeinsame Strategie zu beraten - ohne Erfolg. Die Opposition ist zersplittert und hat in den Augen der meisten Algerier zu lange das „System Bouteflika“ gestützt. Politikwissenschaftler raten der Opposition und den Demonstranten, eine charismatisch Führungsfigur zu finden.