Verkehrs-Demo im Außerfern wird unterstützt und belächelt
Samstag in einer Woche wird die nördliche Zufahrt zu Pflach von den Grünen unterbrochen. Demonstranten sollen mit Fahrrad, Bus oder Zug kommen. Für BM Schönherr gehen die Schuldigen an der Misere auf die Straße.
Von Helmut Mittermayr
Pflach –Am Samstag, den 13. April, zu Beginn der Osterferien in vielen deutschen Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg, wird die Durchfahrt durch Pflach für drei Stunden dichtgemacht. Die Grünen rufen zu einer Demonstration auf der Straße von 9 bis 12 Uhr auf. Zwischen Kreisverkehr und ehemaliger Pfanner Stube wird protestiert. Adressat der Sperre ist der Ausweichverkehr der B179, der in den letzten Wochen bei Stau auf der Fernpassstrecke den Raum Reutte immer wieder lahmgelegt hat. „Flüchtlinge“ von der Umfahrung Reutte kämen am Samstag bei der Abfahrt Reutte-Nord nicht mehr weiter.
„Wie viel Verkehr verträgt eine Region?“, das fragt sich die grüne Bezirkssprecherin Regina Karlen und will ihn zumindest für eine Zeit lang aussperren. „Mittlerweile hat das Außerfern entlang der B179 ein lückenloses Umfahrungssystem, das mit zig Millionen an Steuergeld finanziert wurde. Eigentlich sollte das die Dörfer entlasten und die Bevölkerung vor Abgasen, Feinstaub und Lärm schützen, aber der Hunger der Menschen nach Freiheit, Abwechslung, Spaß und Erholung ist noch lange nicht gesättigt.“ Statistiken würden beweisen, dass der Pkw-Verkehr von Jahr zu Jahr zunehme. Auch das Urlaubsverhalten habe sich stark verändert: kürzer, dafür immer öfter.
Schon jetzt bitten die Veranstalter alle Einheimischen, die durch diese Aktion in Mitleidenschaft gezogen werden, um Entschuldigung. Auch sollten die Teilnehmer der Demo zu Fuß, mit dem Zug/Bus oder mit dem Fahrrad kommen, „denn ein Zuviel an Autos soll nicht mit Autos bekämpft werden“.
Politische Unterstützung erhält Karlen nur von der SPÖ. Bundesrat Stefan Zaggl will selbst zur Demo hinschauen. „Die Ausweichfahrten über Schleichwege können so nicht mehr weitergehen. Die Aktion der Bezirkshauptfrau, die den Transitverkehr mit Sperren von den Orten ferngehalten hat, hat mir sehr gut gefallen.“ Für den Bezirks-SPÖ-Frontmann ist die Demo eine Form des Bewusstmachens. Außerdem habe er an diesem Tag Geburtstag: „Dann kann ich mit vielen gleich feiern.“
Die schwarze Bezirkschefin, Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann, glaubt nicht, dass die „Demo viel bringen wird. Das ist eh schon ein Riesenthema, da braucht nicht noch mal extra darauf aufmerksam gemacht werden.“ Der VP-Politikerin ist ein „konstruktiver Weg“ lieber, wie ihn BH Katharina Rumpf beschritten habe, die sich hier „Gott sei Dank voll reinhängt“ und gemeinsam mit den Einsatzkräften auf Ereignisse spontan reagiere.
Vom freiheitlichen Bezirksobmann Fabian Walch kommt ebenso keine Unterstützung für die Veranstaltung. „Wir forcieren den parlamentarischen Bereich. Auf die Straße gehen, ist nicht unser Ding. Es steht jedem frei, hinzugehen, nur empfehlen werd’ ich’s nicht.“ Der Außerferner Blaue mit einem Seitenhieb: „So eine Demo zeigt doch nur die Ohnmacht der Grünen. Mitglied in der Landesregierung zu sein, und trotzdem nichts zu sagen haben.“
Auch in Helmut Schönherr, Bürgermeister des Demo-Ortes, finden die Grünen keinen Unterstützer, ganz im Gegenteil. „Jeder darf und kann demonstrieren. Auch in Pflach.“ Der Gemeindechef verhinderte einst selbst damit die Ansiedelung einer Deponie. „Aber solche Klein-Demos bringen nichts. Und hier gehen doch genau jene auf die Straße, die seit 40 Jahren jede gescheite Lösung für den Bezirk, wie einen Gartnerwand-Tunnel nach Nassereith, verhindert haben.“ Außerdem seien die Grünen ja selbst in der Regierung. „Warum also demonstrieren?“ Die Straßensperre bringe mit Ausweichverkehr via Kniepass jedenfalls nur erneut Chaos über den Ort. Der Demo selbst sieht Schönherr „entspannt entgegen“. Er wohne ganz nah und habe ein Haus „E+2“, könne also alles von der Höhe aus verfolgen.
Ernst wird Schönherr, wenn es um die aktuelle Verkehrsentwicklung geht. „Jetzt haben wir es auch amtlich. Die Dosierampel hat in Pflach durch den Ausweichverkehr eine Zunahme von 40 Prozent gebracht. Das ist vollkommen unbefriedigend.“ Er fordert die Experten auf, Lösungen auszuarbeiten, möglicherweise weitere Dosierampeln weiter nördlich aufzustellen. „Und eines ist auch klar. Wenn ich heute in der TT lese, dass Hotels im Tannheimer Tal gerade 40 Millionen Euro investieren, dann muss dieses Geld auch irgendwie wieder-,kommen‘.“ Helmut Schönherr gefällt diese „neue Form der Ausländerfeindlichkeit gegenüber Deutschen“ gar nicht. Mit den Autos käme auch der Wohlstand. Das würden viele übersehen.