Bezirk Landeck

Ärger um Ischgler Taxistandplätze: Taxler sehen Gefahr

© Reichle

In Ischgl brodelt es zwischen Gemeinde und Taxlern. Letztere sind mit den neu verordneten Standplätzen unzufrieden – diese seien gefährlich. Gemeinde, Polizei und Bezirkshauptmannschaft sehen das anders.

Von Matthias Reichle

Ischgl – Bei den Ischgler Taxlern liegen die Nerven derzeit blank. „Es ist furchtbar. Die Leute laufen besoffen auf die Straße. Wenn da etwas passiert!“– Leo Berisha und Tare­k Ghannam, beide Taxiunternehmer in der Paznauner Tourismusmetropole, sprechen von einem regelrechten „Chao­s“, das sich an so manchem Abend in der Ischgler Partymeile abspielen würde.

Der Grund ihrer Warnungen sind die neuen temporären Taxistandplätze, die die Gemeinde für die heurige Wintersaison ausgewiesen hat. Eigentlich wären diese eine langjährige Forderung der Unternehmer selbst – liegen aber ungünstig.

Künftig sollen die Taxifahrer nämlich zwischen 21 und 6 Uhr Früh bei der Bushaltestelle an der Silvrettastraße auf ihre Kundschaft warten. Rund 150 Meter vom Après-Ski-Hotspot am Silvrettaplatz entfernt. Sie sprechen von „gefährlichen Situationen“, die sich abspielen würden, wenn Passanten die Fahrbahn queren. Sogar ein Unfall soll schon auf der viel befahrenen Landesstraße passiert sein.

Von einem solchen weiß man in der Polizeiinspektion Ischgl nichts – kennt aber freilich die jahrelangen Konflikte. Fünf Unternehmen mit über 50 Fahrzeugen sind in Ischgl unterwegs – nicht ohne dass es immer wieder Probleme gibt. Die Warnungen der Taxler bestätigt man nicht – im Gegenteil: „Zu gefährlichen Situationen ist es gekommen, als die Taxis noch direkt beim Kreisverkehr Gäste aufgenommen haben“, betont ein Beamter. Die Gemeinde hab­e daraufhin reagiert und die temporären Stellplätze ausgewiesen.

Dass die neuen Taxistandplätze gefährlich seien, dagegen wehrt sich auch Bürgermeister Werner Kurz selbst. „Es gibt einen Gehsteig und eine Unterführung auf die andere Seite. Wenn, dann sind die Taxis selbst gefährlich, wenn sie durchs Dorf donnern, um Gäste aufzunehmen.“ Die Belastung sei groß, ebenso der Ärger in der Bevölkerung – es gebe Beschwerden. „Wir haben seit zehn Jahren immer die gleiche Diskussion“, betont Kurz und prangert dabei „die Gier“ der Taxler an, die sich an keine Regeln halten würden.

Diese sind in Ischgl durchaus streng. In den Dorfkern dürfen nur ausgewählte Fahrzeuge mit Berechtigung einfahren, wenn sie angefordert werden. Auf Gäste warten ist in der Partyzone hingegen nicht erlaubt. Seit heuer soll das noch strenger kontrolliert werden – nicht nur von der Polizei, sondern auch von der gemeinde­eigenen Security.

„Die Situation ist unbefriedigend“, betont Gabriel Klammer, Geschäftsführer in der Sparte Transport und Verkehr bei der Wirtschaftskammer Tirol. Für ihn ist die Situation mit den neuen Taxistandplätzen ein „Wahnsinn“. „Die Taxis dürfen nicht mehr zum Kunden, die Kunden müssen zum Taxi.“ Dass man hier auf einer Bundesstraße einen Taxi­standplatz ausgewiesen hat, sei ein Ischgler „Unikum“, prangert er an. Auch er sieht Gefahren, „wenn angetrunken­e Après-Ski-Gäste über die Straß­e wanken“. Klammer will für die Situation in Ischg­l aber nicht allein der Gemeinde den Schwarzen Peter zuschieben. Auch Unternehmen würden Regeln brechen. „Sie verhalten sich so, weil sie Geld verdienen müssen.“ Das würde ihnen aufgrund der Situation aber erschwert. Die Taxler berichten von durchaus eigenartigen Situationen, zu denen es im täglichen Geschäft kommt. Sie sammeln zahlreiche Strafzettel. „Es braucht Taxis in Ischgl.“ Mit etwas gutem Willen würde man bessere Plätze finden, so Klammer

An der Bezirkshauptmannschaft Landeck will man nichts von Gefahren wissen. „Die Rückmeldungen der Gemeind­e und Polizei sind positiv. Die Standplätze sind vertretbar“, erklärt der Leiter der Verkehrsabteilung, BHStv. Siggi Geiger. „Es ist nichts anderes als eine Bushaltestelle, die in der Nacht zum Taxistandplatz wird.“ Probleme würden entstehen, wenn Taxis in der Fußgängerzone, wo immer viel Betrieb herrsche, unterwegs seien. „Wenn ein Gast von einem Nachtlokal 150 bis 200 Meter zum Taxi gehen muss, ist das zumutbar.“ Für Geiger ist die neue Verordnung deshalb nur ein erster Schritt, um das Problem in den Griff zu bekommen. „Dass der Gast vom Lokal ins Taxi stolpert, das wird es in Zukunft nicht mehr geben“, erklärt er.

Derzeit gibt es in Ischgl ein­e Arbeitsgruppe, um neue Regeln für die Taxiunternehmen aufzustellen. Dass auch die Einfahrtserlaubnis in den Ortskern ein Thema ist, bestätigt Bürgermeister Kurz. Auch zusätzliche Standplätze sollen ausgewiesen werden.

„Es gibt Platz genug“, betont Taxiunternehmer Ghannam – der sich neue Wartebereiche beim TVB und bei der Seilbahn direkt wünscht.

Ob man sich darauf aber einigen kann, hinter dieser Frag­e steht derzeit ein großes Fragezeichen.

Die Bushaltestelle an der Silvrettastraße wurde als temporärer Taxistandplatz verordnet. Die Taxler wehren sich dagegen.
© TT/Thomas Böhm

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