Generikamarkt in Österreich noch ausbaufähig

Wien (APA) - Der Markt für Nachahmepräparate, sogenannte Generika von nicht mehr patentgeschützten Arzneimitteln, ist in Österreich noch aus...

Wien (APA) - Der Markt für Nachahmepräparate, sogenannte Generika von nicht mehr patentgeschützten Arzneimitteln, ist in Österreich noch ausbaufähig. Derzeit macht er außerhalb des Krankenhausbereiches 38,5 Prozent bei den Packungen und 18 Prozent vom Arzneimittelumsatz aus, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Generikaverbandes in Wien.

„Bei einem anderen System machen in Deutschland Generika 76 Prozent der Verordnungen und elf Prozent vom Wert (Arzneimittelumsatz; Anm.) aus“, sagte Wolfgang Andiel, Präsident des Verbandes. „Österreich liegt im OECD-Vergleich bei den Generikaverordnungen im unteren Drittel.“ Die kostenmäßig günstigeren Nachahmemedikamente mit gleicher Qualität wie die Originalpräparate machten Mittel frei für die Finanzierung von Innovationen.

Andiel wünscht sich unter anderem ein „klares Bekenntnis zu Generika von Politik und Medizin“, Aufklärungsarbeit bei Ärzten, Apothekern und Patienten und wettbewerbsfördernde Maßnahmen bis hin zu einer möglichen Reduktion der Rezeptgebühr für diese Medikamente. Was den österreichischen Krankenversicherten kaum bewusst sein dürfte: 40 Prozent der auf Kassenrezept verschriebenen Arzneimittelpackungen zahlen sie zur Gänze selbst, weil der Preis unter der Rezeptgebühr von derzeit 6,10 Euro liegt. „Der durchschnittliche Generikapreis beträgt zwischen 5,80 und 6,20 Euro“, sagte Andiel. Laut den österreichischen Arzneimittelpreisregelungen kann der Preisabschlag im Vergleich zum Originalpräparat bis zu 65 Prozent betragen.

Jedenfalls wäre laut dem Generikaverband-Chef auch in Österreich zumindest ein Anteil von 55 Prozent der Nachahmepräparate an ärztlichen Verordnungen „leicht erreichbar“. Im Bundesländervergleich liegt Oberösterreich mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent an der Spitze. Dort gibt es aber vergleichsweise wenige niedergelassene Fachärzte. Wien und Niederösterreich seien bei den Generika eher schwächer vertreten. In Österreich werden pro Jahr rund 90 Millionen Packungen generischer Arzneimittel verkauft, aber 285 Millionen Packungen produziert. Das trägt 3,1 Milliarden Euro zum BIP bei.

Laut einer von Spectra-Marktforschung um den Jahreswechsel durchgeführten Befragung von 101 österreichischen Allgemeinmedizinern und 50 Apothekern halten 73 Prozent der Ärzte und 62 Prozent der Apotheker Generika für im Vergleich zu den Originalpräparaten gleichwertig. Ein Viertel der Ärzte und ein Drittel der Apotheker aber sind skeptisch.

Österreich gehört zu den letzten Ländern, in denen es noch keine Aut-idem-Regelung existiert, wonach der Arzt nur noch einen Wirkstoff in entsprechender Dosierung verschreibt, der Apotheker dann das preislich günstigste Medikament abgibt. Eine solche Regelung wird von der Pharmaindustrie auch nicht gefordert.

Schätzungsweise stimmen in Österreich rund 20 Prozent der abgegebenen Packungen nicht mit dem vom Arzt verschriebenen Produkt überein. Die Gründe dafür liegen vor allem darin, dass Apotheken bei den Generika einfach kaum alle auf dem Markt befindlichen Produkte im Lager haben können. Genauere Daten dazu wird es wohl erst mit der flächendeckenden Einführung der E-Medikation geben. Dann müssen laut Andiel die Apotheken in solchen Fällen einen entsprechenden Vermerk machen.