Material aus der alten Mülldeponie als Mahnmal in Kössen
Anlässlich der 1. Kössener Kunst-, Kultur- und Umwelttage wird auch der Skulpturenweg aus „Altlasten“ an der Staffenbrücke eröffnet.
Von Michael Mader
Kössen –Vom 26. bis 27. April dreht sich in der Gemeinde Kössen alles um das Thema Müll. Hauptattraktion der 1. Kössener Kunst-, Kultur- und Umwelttage ist dabei am Freitag um 15 Uhr die Eröffnung des Skulpturenweges an der Staffenbrücke.
Dessen Entstehung hat eine lange (Vor-)Geschichte: Im Zuge der Arbeiten für den Hochwasserschutz an der Großache musste die „Auwirtslacke“ geräumt werden. Dort hatte die Gemeinde bis vor ca. 35 Jahren einen zentralen Müllplatz betrieben.
Mehr als 50.000 Kubikmeter Material mussten nun nach heutigen Umweltstandards zerlegt, verwertet und entsorgt werden. Alleine der Zeitaufwand für die händische Sortierung betrug 6790 Stunden, die von 56 Asylwerbern aufgebracht wurden.
Im Zuge der Grabungen wurden Künstler eingeladen, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Daraus ist das Kunstprojekt „Transformationen+“ entstanden. Insgesamt 19 Künstler aus fünf Nationen schufen aus dem Material der ehemaligen Mülldeponie 34 Werke. Etliche davon sind auf dem Skulpturenweg zu sehen. „Sie sollen als Mahnmal dienen, um in Zukunft mit der Umwelt sinnvoller umzugehen. Die Bevölkerung soll wachgerüttelt werden“, erklärt Emanuel Daxer, Obmann des Kunstausschusses, der das Projekt für die Gemeinde betreut. Die Projektleitung bei den Künstlern haben Hartmut Brinkmann und Leo de Romedis übernommen.
Da einige der Kunstwerke bereits stehen, gibt es auch schon die unterschiedlichsten Reaktionen, wie Daxer bestätigt: „Eine Künstlerin hat mir erzählt, dass sie fünf Spaziergänger getroffen hat. Drei waren begeistert, zwei waren abgeneigt. Erst im Gespräch konnte ihnen der Sinn der Skulpturen erklärt werden.“ Brinkmann bekräftigt, dass es zur Eröffnung kleine Broschüren geben soll, die den Sinn und Zweck erklären. Für Bürgermeister Reinhold Flörl ist das noch zu wenig: „Polarisieren wird das Projekt sowieso. Wir müssen die Werke auch mit entsprechenden Schildern erklären.“
Martin Steiner vom Technischen Büro für Umweltschutz, der 2014 mit dem Gesamtrückbau der „Altablagerung“ beauftragt worden ist, erinnert sich: „Gefunden wurde so ziemlich alles. Vom Artilleriegeschoss, einem Teil der alten Friedhofsmauer, ganzen Stalleinrichtungen, dem Ortsende-Schild von Kössen bis hin zu insgesamt 100 Autos. Das schwerste war ein alter gelber Postbus.“
Das Programm für 26. und 27. April hat aber noch mehr als den Skulpturenweg zu bieten: So gibt es ein Fachseminar für Gemeindemandatare, wie ein Müllplatz „geräumt“ wird, eine Podiumsdiskussion (Wie viel Mensch hält die Erde noch aus?), eine Umweltausstellung und Filmvorführungen im Veranstaltungszentrum Kaiserwinkl.