Salzburg will Zahl der Langstrecken-Tiertransporte reduzieren
Salzburgs Agrarlandesrat Josef Schwaiger will den Heimmarkt ankurbeln und fordert Zugriff auf Live-GPS-Daten der Lkw für Behörden. Auch das Mindestalter von Kälbern für einen Transport soll verdoppelt werden.
Nach der in den letzten Wochen aufgeflammten Debatte (TT-Online berichtete) hat will nun auch das Land Salzburg die Zahl der Fuhren von Kälbern über lange Strecken reduzieren, erklärte dazu Agrarlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP hat dazu am Mittwoch.
In einem ersten Schritt dürfen ab sofort die Amtstierärzte in der Sammelstelle Bergheim (Flachgau), dem größten Kälberumschlagplatz in Österreich, Transporte nur mehr abfertigen, wenn der endgültige "bäuerliche" Bestimmungsort bekannt ist. Die Amtstierärzte sind damit für den gesamten Transport zuständig, nicht nur bis zum nächsten Umschlagplatz. Diese Maßnahme gilt allerdings einzig für Fuhren über die Sammelstelle in Bozen, wohin 2018 nur rund fünf Prozent der Kälber gebracht wurden.
Die Forderung nach mehr Kontrollen von internationalen Tiertransporten durch Salzburg sei unter den derzeitigen Rahmenbedingungen übrigens nicht sinnvoll, sagte am Dienstag Manfred Pledl, einer von zwei Tiertransportinspektoren im Bundesland Salzburg. Weil man nicht wisse, wann die Lkw einreisen, würden er und sein Kollege auf der Autobahn oft ganze Nächte vergeblich auf Transporte warten.
Tiere überwiegend fit
Grundsätzlich relativierte Tiertransportinspektor Pledl am Mittwoch die Kritik an der hohen Zahl illegaler Tiertransporte. "Der überwiegende Teil der Tiere kommt in einem sehr fitten Zustand an." Pledl bezifferte die Verendungsrate heute mit 0,016 Prozent, "was auch mit Vorerkrankungen der Kälber zu tun haben kann." 2018 hätten er und sein Kollege in Salzburg 104 Kontrollen vorgenommen - in keinem einzigen Fall sei dabei eine Abladung von Tieren notwendig gewesen, weil sich diese in einem schlechten Zustand befunden hätten. Tiertransporte in Drittländer wie die Türkei oder nach Nordafrika gebe es von Salzburg aus übrigens nicht.
Salzburg will, dass die Behörden Zugriff auf die Live-GPS-Daten der Fuhren bekommen und die Transportrouten im Vorhinein verpflichtend fixiert werden. Außerdem wünscht man sich eine Datenbank, in der die tatsächlichen Fahrstrecken samt Pausen gesammelt werden, um sie im Nachhinein kontrollieren zu können. Zudem möchte Schwaiger das Mindestalter von Kälbern für einen Transport von derzeit zwei auf vier Wochen verdoppeln - allesamt Maßnahmen, die nur auf Bundes- und EU-Ebene umsetzbar sind.
Tierschützer verwundert
David Richter vom Verein gegen Tierfabriken zeigte sich erfreut, relativierte aber die Ausagen von Schwaiger. „Aber ganz ehrlich: Es geht hier nur um ohnehin schon bestehendes Recht", so der Tierschützer.
Einerseits solle nur mehr nach Angabe des „bäuerlichen" Bestimmungsorts abgefertigt werden — auch bei Transporten nach Spanien und Polen; aber in Vic solle die Sammelstelle als Bestimmungsort akzeptiert werden„Unseren Information nach ist die Transportpraxis in Vic nicht anders als in Bozen. Kälber werden angeliefert und innerhalb kurzer Zeit zu den Mastbetrieben im Land weitertransportiert", so Richter. Auch die Transportzeit sei hier nur unerheblich anders. Von einer Ausnahme zu sprechen, weil von Vic aus „regionale Betriebe" angefahren würde, sei absurd. Entweder handle es sich um Sammelstellen für den Weitertransport oder eben um die Bestimmungsorte — so sehe es auch das Gesetz. Für Vic müssten deshalb eigentlich dieselben Spielregeln gelten."
Sammelstelle Bergheim
Insgesamt haben von Bergheim aus im Vorjahr 30.000 Kälber in Langtransporten in andere EU-Länder verlassen, vorwiegend nach Norditalien, Nordspanien und Polen. Drei bis vier Mal die Woche verlässt ein Lkw die Flachgauer Gemeinde in eines dieser Länder. Zuletzt war Kritik laut geworden, dass bei der Bewilligung der Fuhren offenbar nicht nachgefragt wurde, wie und womit die Kälber unterwegs versorgt werden sollen.