Tabuthema Prostatakrebs: Männer bleiben Vorsorge-Muffel
Wien (APA) - 5.245 Männer erhielten 2016 in Österreich die Diagnose Prostatakrebs. Damit ist dies die häufigste Krebserkrankung bei Männern ...
Wien (APA) - 5.245 Männer erhielten 2016 in Österreich die Diagnose Prostatakrebs. Damit ist dies die häufigste Krebserkrankung bei Männern und deren häufigste Krebstodesursache. Im Frühstadium zeigen sich meist keinerlei Symptome. Daher sollte ab 45 die Prostatauntersuchung selbstverständlich sein, erläuterten Experten bei einem Pressegespräch unter dem Motto „Das Schweigen der Männer“ am Mittwoch in Wien.
Die Aktion „Loose Tie“ (lockere Krawatte) besteht hierzulande seit 2015 und soll, angelehnt an die etablierte „Pink Ribbon“-Initiative in Sachen Brustkrebs, die Thematik in den Fokus des heimischen Interesses rücken. Das „starke Geschlecht“ bleibt bis dato im Vergleich weit Vorsorge-ignorant: Stress, zu viele Termine und nicht zuletzt der Irrglaube, es träfe ohnedies immer nur „die anderen“ führen dazu, dass die Thematik ausgeblendet wird. Viele Erinnerungen wären notwendig, um Männer diesbezüglich zu motivieren, hieß es. Ausreden und Erklärungen, warum die Herren gerade auch in dieser Altersgruppe, nicht zum Prostata-Check gehen, sind breit gefächert. Oft passe der Gedanke einfach nicht ins Lebensbild, meinte Christoph Klinger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Urologie.
Die Österreichische Krebshilfe ruft also gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und dem Berufsverband der österreichischen Urologen auch heuer wieder im April alle Männer ab einem Alter von 45 Jahren auf, sich Zeit für diesen wichtigen Termin zu nehmen. Zum Start präsentierten Mediziner aktuelle Daten zu männlichen onkologische Patienten, Behandlungsmethoden und nicht zuletzt dem Stigma, das es für viele immer noch gibt.
„Nicht jeder Tumor muss gleich operiert oder bestrahlt werden“ schilderte Karl Dorfinger, Präsident des Berufsverbandes der Österreichischen Urologen. Oftmals werde über einen langen Zeitraum ausschließlich engmaschig überwacht. Die Therapie wird heute maßgeschneidert auf den jeweiligen Patienten, ergänzte Urologe Klinger. „Nicht jeder Prostatakrebs ist lebensbedrohlich“. Die neue Broschüre „Aus Liebe zum Leben. Krebsvorsorge für Männer“ informiert umfassend und räumt mit vielen Mythen auf. So bleibt bei vielen eine gewisse Verunsicherung über die Prostata-Untersuchung, die sich meist als unbegründet erweist.
Ein wichtiger Aspekt sei auch die psychoonkologische Begleitung: Rund 40 Prozent aller Krebspatienten entwickeln eine Depression, ergänzte Karin Isak von der Krebshilfe. Die Organisation führt rund 22.000 Beratungsgespräche pro Jahr, zwei Drittel davon mit Frauen. Vor allem ältere Männer haben oft große Schwierigkeiten, sich „Fremden“ anzuvertrauen oder auch konkrete Fragen über ihre Behandlung zu stellen. Es folge nicht selten ein Kontrollverlust, der ein Gefühl der Hilflosigkeit erzeugen kann. Die Krebshilfe hat daher ein spezielles Angebot für männliche Krebspatienten entwickelt
Die „Loose Tie Tour“ ist derzeit in Österreich unterwegs, um möglichst viele Menschen mit Informationen zu erreichen und zur Vorsorge zur bewegen. Im Mittelpunkt steht eine überdimensionale „begehbare Prostata“. Nächster Halt ist am 6. April im Tiroler Telfs, es folgen Tulln/NÖ, Linz/OÖ und Salzburg.
(S E R V I C E - Mehr Informationen www.LooseTie.at, https://www.facebook.com/LooseTie.at, https://loosetie.at/loosetie-tour/ und www.krebshilfe.net)