Prager Außenminister kritisiert Zeman für Verbalattacken in Wien

Prag/Wien (APA) - Für die Verbalattacken während seines Wien-Besuchs muss der tschechische Präsident Milos Zeman nun auch Kritik von seinem ...

Prag/Wien (APA) - Für die Verbalattacken während seines Wien-Besuchs muss der tschechische Präsident Milos Zeman nun auch Kritik von seinem eigenen Außenminister Tomas Petricek einstecken. „Es ist nicht notwendig, Politiker von Nachbarstaaten zu bewerten“, mahnte Petricek am Mittwochabend auf Twitter. Vertreter Tschechiens hätten vielmehr die Aufgabe, „die Beziehungen zu unseren Nachbarn zu entwickeln“.

Zeman hatte am Dienstagabend bei einem Treffen mit Auslandstschechen in der tschechischen Botschaft unter anderem den anwesenden Wiener Ex-Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) scharf angegriffen. Er monierte, dass die Stadt Wien der tschechischen Komensky-Schule während Häupls 24-jähriger Amtszeit „nicht einmal einen Schilling“ gegeben habe. „Sie runzeln die Stirn, Herr Ex-Bürgermeister?“, fragte er Häupl: „Wissen Sie, warum ich 30 Jahre in der Politik bin, sechs Jahre mehr als Sie? Weil ich immer ehrlich war und nie jemandem geschmeichelt habe.“ Zeman zeigte sich weiters erfreut, dass die Grünen nicht mehr in den Parlamenten Österreichs und Tschechiens säßen, weil es nun bei Verkehrsprojekten „eine etwas einfachere Situation“ gebe. Die Grünen sähen nämlich „immer, dass es dort irgendein Fröschlein, irgendein Käferchen, irgendein Blümchen gibt“, machte sich Zeman über das Umweltengagement der Ökoparteien lustig.

Petricek trat Zeman laut einem Bericht der Nachrichtenagentur CTK auch inhaltlich entgegen und sprach von „außerordentlichen Beziehungen“ zwischen der tschechischen und österreichischen Hauptstadt. „Wien hat die Komensky-Schule mit einer Million Euro unterstützt. Wir danken der Stadt dafür“, twitterte der Außenminister am Rande der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der NATO-Gründung in Washington.

Aus dem tschechischen Präsidentenamt hieß es daraufhin, dass Zeman seine Informationen über die Schulfinanzierung von der tschechischen Botschafterin Ivana Cervenkova erhalten habe. Cervenkova sprach von einem Missverständnis. Sie habe gesagt, dass die Schule keine regelmäßigen Subventionen erhalte. Ihre Worte seien aus dem Kontext genommen worden.

Tschechische Oppositionelle zeigten sich empört über die Aussagen Zemans im Rahmen seines offiziellen Besuchs, bei dem er am Mittwoch Bundespräsident Alexander Van der Bellen traf. „Sollte Milos Zeman bei einem Besuch in Österreich tatsächlich gelogen haben, ist das eine große internationale Schande und ein Grund für eine Entschuldigung“, sagte der Chef der liberal-konservativen Partei Top 09, Jiri Pospisil, am Mittwoch laut tschechischer Nachrichtenagentur CTK. Der Vizechef der konservativen Bürgerdemokraten (ODS), Martin Kupka, hoffte, dass österreichische Medien die Aussagen des Präsidenten „mit höflichem Schweigen übergehen“. Der christdemokratische Parteichef Marek Vyborny (KDU-CSL) sprach auf Twitter von einem „traurigen Bild des staatsmännischen Geschicks unseres Staatsoberhaupts“. Kritik kam auch von der liberalen Partei Bürgermeister und Unabhängige (STAN).