Kunst

Hermann Nitsch: Mit den bloßen Händen durchpflügte Farborgien

„Schüttbild“ von Hermann Nitsch, 2018, Acryl auf 200x300 Zentimeter großer Leinwand.
© atelier hermann nitsch

Ein altersmild gewordener Hermann Nitsch in der Innsbrucker Galerie Thoman. Die Lust an der Farbe ist dem 80-Jährigen geblieben.

Von Edith Schlocker

Innsbruck –Die Zeiten, in denen Blut der Stoff war, mit dem Hermann Nitsch am liebsten im Rahmen von orgiastischen theatralen Aktionen seine Bilder gemalt bzw. große Leinwände beschüttet hat, sind wohl endgültig vorbei. Scheint der inzwischen 80-Jährige doch altersmild geworden zu sein. Um in den letzten Jahren Bilder zu malen, die sehr bunt und in spielerisch expressivem Duktus auf große Papiere oder Leinwände geschrieben sind.

Ganz aus dem Bauch heraus lässt es der Künstler da spritzen und rinnen, lässt er Farbgebirge sich verknäueln, die Nitsch offensichtlich mit großer Lust mit seinen bloßen Händen durchpflügt. Assoziatives ist in diesen Farborgien kaum zu finden, soll es auch gar nicht. Hermann Nitsch geht es hier um pure Malerei, um die reine Lust am Farbigen, der Farbe in diversen Aggregatszuständen, auch um Experiment.

Der Künstler wurde vergangenen Sommer 80 Jahre alt.
© APA

Besonders die auf am Boden liegenden riesigen Papieren gemalten bzw. getropften Arbeiten kommen in ihrer Leichtigkeit für Nitsch komplett ungewohnt daher. Das Weiß des Blattes ist hier immer wichtiger Teil der Gestaltung als Pendant zum sich vielfach überlagernden Farbigen. Der kalkulierte Zufall spielt bei diesem Tun eine wichtige Rolle, genauso wie der Kopf bei der Definition des ganz klar gewählten Ausschnitts als Produkt dieser Malaktionen.

Trotz der Unverkennbarkeit seiner Handschrift wird Hermann Nitsch nicht müde, Neues auszuprobieren. Wenn er bei einem der in der Ausstellung zu sehenden Bilder etwa am oberen Rand mit Pipetten aufgetragene Farben senkrechte Streifen auf die Leinwand über einen amorph fleckigen Hintergrund ziehen lässt, der in seiner Farbigkeit altes Blut sein könnte, es aber nicht ist.

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