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Wien-Marathon-Chef Konrad: „Es gibt keinen Vulkanausbruch“

Nach der Reichsbrücke teilt sich das Feld schnell auf, die Schnellsten werden in Wien nach knapp 2:10 Stunden am Rathausplatz erwartet.
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Der Tiroler Wolfgang Konrad organisiert mit seinem Team seit 31 Jahren den Wien-Marathon. 40.000 Läufer durch eine Stadt zu lotsen, stellt für ihn keine Hürde dar, an seiner Schröcksnadel-Kritik hält der 60-Jährige fest.

Ist die Anspannung heuer größer als bei Ihren 31 Wien-Marathons zuvor?

Konrad: Eigentlich nicht, wir sind in einer positiven Anspannung so wie jedes Jahr. Es gibt keine groben Einflüsse, keinen Vulkanausbruch wie 2010 (Flugausfälle durch Vulkan/Island, Anm.).

Wird die Herausforderung größer, den öffentlichen Raum zu nützen?

Konrad: Die Stadt wird nicht für den Marathon gebaut, sondern für 1,8 Millionen Leute. Kommendes Jahr wird es durch den U-Bahn-Bau noch einmal anders, aber wir wissen seit zwei Jahren, was auf uns zukommt.

Der Nutzen rechtfertigt den Aufwand.

Wolfgang Konrad, OK-Chef des Wien-Marathons.
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Konrad: Der Marathon sorgt einer Studie zufolge für 126.000 Nächtigungen durch Gäste, die nicht aus Wien kommen, inklusive Begleitpersonen kommen 90.000 Menschen. Und die Leute sind zu 85 Prozent wegen des Rennens in Wien.

Der FC Wacker Innsbruck verfügt über 6 Mio. Euro Budget – ein vergleichbarer Wert zu Ihrem Sportunternehmen?

Konrad: Das Marathon-Budget liegt bei 4 bis 4,5 Mio. Euro, die touristische Wertschöpfung liegt bei 24,7 Mio. Euro. Das gegeneinander aufzuwiegen, wäre allerdings nicht fair.

Sie warteten Anfang März mit ungewohnt scharfer Kritik im Zuge des Dopingskandals bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld auf. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel streite alles ab, „was ihm nicht in den Kram passt“.

Konrad: Es bestätigt sich ja, ich habe Recht, wenn man die Entwicklung der vergangenen Wochen mitverfolgt.

Den Skandal löste er allerdings nicht aus.

Konrad: Es ist aber seine Verantwortung. Da kann ich nicht sagen, es geht mich nichts an. Die Reaktionen fielen übrigens durchaus positiv aus.

War das Publikmachen der Vorwürfe geplant?

Konrad: Auf den Punkt gebracht: Es war ein Nebensatz in einem Interview, aber ein Profi greift das auf. Es war – zugegeben – nicht mein diplomatischster Sager, aber in der Sache habe ich Recht.

Wie sehen Sie die Aufarbeitung der Dopingcausa?

Konrad: Die interessiert mich nicht.

Aber die Folgen treffen auch Ihren Sohn Patrick, ein Radprofi und immerhin Gesamt-Siebenter beim Giro d’Italia 2018.

Konrad: Das stimmt. Patrick hat schon unter der Kohl-Geschichte gelitten (Dopingskandal 2009, Anm.), denn damals war er am Sprung, gut zu werden. Aber sobald es um die österreichischen Radsportler ging, war man in der Rad-Szene vorsichtig. Irgendwann wendete sich das Blatt aber – und dann passiert wieder etwas ...

Stichwort Radsport: Sie trugen dazu bei, dass die Straßenrad-WM 2018 in Tirol gelang. Lässt sich das Geschehen mit einem jährlich stattfindenden Marathon vergleichen?

Konrad: Das ist schwer. Ich blicke auf die WM mit Stolz zurück, das können alle Beteiligten tun. Der Weltverband meinte, es sei die beste WM überhaupt gewesen, das hätte uns niemand zugetraut. Und es war schon schwierig: Niemand wollte Fehler machen, aber wir hatten keine Lernkurve, es fehlte das Knowhow. Beim Marathon habe ich immerhin 31 Jahre Erfahrung.

Und es gab keine bedeutsame WM-Hürde?

Konrad: Nein, wer hätte das geglaubt? Einzig ein Sturm stellte uns vor eine große Herausforderung, aber auch das bekamen wir hin.

Sollte Tirol also weiterhin ein Land der Sportgroßereignisse sein?

Konrad: Am Montag nach der Nordischen Ski-WM sprach ich in einer Podiumsdiskussion darüber, dass Sport Zukunft verdient. Nehmen wir Tirol den Sport weg – Skifahren, Wandern, Mountainbiken, Laufen –, was würde touristisch gesehen übrig bleiben? Nichts. Sonne, Strand und Meer können wir nicht verkaufen. Sport muss in Tirol ein wichtiger Faktor bleiben!

Das Gespräch führte Florian Madl

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