Baumit-Chef: „Der Bauboom drückt das Sanierungsgeschäft“
Baustoff-Konzern Baumit eröffnete neues Fassadenzentrum in Hall für 5,3 Mio. Euro. Konzernchef Schmid rechnet nach Rekordjahr heuer mit 6 % Umsatzplus. Sanierungsgeschäft schwächelte wegen Billig-Energie und Bauboom.
Von Max Strozzi
Hall i.T. –Für 5,3 Millionen Euro hat das Baustoff-Unternehmen Baumit mit Sitz in Waldegg (NÖ) im vergangenen Jahr ein neues Fassadenzentrum mit Ausstellungs- und Schulungsflächen, einem Lager und einem Farbberatungszentrum mit 1000 Originalfarbmustern im Gewerbegebiet Hall/Thaur errichtet, unmittelbar in der Nähe des bisherigen Standortes an der Autobahnausfahrt Hall West. „Grund für den Neubau war eigentlich, dass uns das bisherige Lager gekündigt hat“, sagte Konzernchef Robert Schmid anlässlich der Eröffnung des 4300 m² großen Zentrums. „Bauwerber können beispielsweise mit ihren Hausfotos zu uns kommen und wir erstellen eine Visualisierung, wie das Gebäude mit einer anderen Fassadenfarbe aussieht“, erklärt Schmid. In das Zentrum ziehen auch die Firmen Murexin und Laurencic ein – wie Baumit gehören sie zur Schmid Industrieholding, wo Robert Schmid Mitgesellschafter und Geschäftsführer ist.
Im vergangenen Jahr überschritt der Konzern – das Unternehmen ist in 26 Ländern vertreten – mit 1,19 Mrd. Euro Umsatz erstmals die Milliardenschwelle. Die Baumit GmbH in Österreich setzte 251,4 Mio. Euro um. Nachdem die Baubranche auch heuer vielerorts einem guten Baujahr entgegenblickt – auch in Tirol –, rechnet Schmid konzernweit und auch in Österreich mit einem Umsatzwachstum von „fünf bis sechs Prozent“. „Osteuropa boomt, aber auch Deutschland“, sagt Schmid. Größtes Problem sei, genügend Lkw-Frachtraum zu bekommen.
Der Neubauboom sorge allerdings auch dafür, dass das Geschäft mit Haussanierungen – etwa mittels Fassadendämmungen – nachgelassen hat. „Das Sanierungsgeschäft in Österreich ist schwach“, sagt Schmid: „Das liegt zum einen daran, dass die verarbeitenden Firmen viel im Neubau eingesetzt sind.“ So fehle es an Arbeitskapazität für die Sanierungen. Weiterer Grund für das hinkende Sanierungsgeschäft seien auch die zuletzt günstigen Energiepreise gewesen. „Das Dämmen lohnte sich aus Sicht des Kunden nicht, weil die Energiepreise so günstig waren“, meint der Baumit-Chef. Somit dauere es länger, bis sich die Investition rechnet. Auch ortet Schmid in Österreich einen Mangel an Sanierungsförderungen: „Das ist aber nicht so der springende Punkt“, räumt er ein.
2018 kaufte Baumit Firmen in Frankreich und Deutschland zu und beschäftigt 1191 Mitarbeiter, davon 680 in Österreich und 10 in Hall. „Wir haben derzeit keine weiteren Expansionspläne“, sagt Schmid. In Spanien, den baltischen Staaten und England wolle Baumit aber stärker werden, sagt Schmid: „Wir sind dort zwar vertreten, aber nicht in der Stärke, die wir uns wünschen.“