Internationale Pressestimmen zum 70. Jahrestag der NATO-Gründung

Washington (APA/dpa/AFP) - Zum 70. Jahrestag der NATO-Gründung schreiben die Zeitungen am Donnerstag:...

Washington (APA/dpa/AFP) - Zum 70. Jahrestag der NATO-Gründung schreiben die Zeitungen am Donnerstag:

„Financial Times“ (London):

„Zwei Weltkriege haben die USA davon überzeugt, dass ihre nationale Sicherheit untrennbar mit jener Europas verbunden ist. Und ihre Verbündeten verstehen, dass Amerika ein lebenswichtiger Garant der europäischen Sicherheit ist. Der Kalte Krieg ist längst vorüber, aber die grundlegende Logik hat sich nicht verändert. Europa braucht die Unterstützung der USA, um Wladimir Putins Russland im Zaum zu halten. Für Washington ist die Allianz ein Stützpfeiler bei der Verteidigung seiner globalen Interessen. (...) Europa sollte mehr für seine territoriale Verteidigung tun. Die Lehre der letzten 70 Jahre besteht darin, dass die NATO ständig modernisiert und an neue Bedingungen angepasst werden muss. Die Ausbreitung der Cyber-Kriegführung, die Weiterverbreitung neuer Technologien und Chinas wachsende militärische Macht stellen neue Herausforderungen dar. Dies ist nicht die Zeit für westliche Demokratien, sich von der erfolgreichsten Militärallianz der Welt zu verabschieden.“

„De Telegraaf“ (Amsterdam):

„Die USA treten zu Recht auf die Bremse. Es ist wahrhaft grotesk, dass der NATO-Partner Türkei militärische Ausrüstung von den Russen kaufen will. Durch die Installation der S-400-Raketen würden die Russen Zugang zu den NATO-Computernetzen erhalten. Und somit könnten geheime Informationen über die F-35-Kampfjets in russische Hände gelangen. Die Beziehungen zur Türkei sind seit einiger Zeit angespannt, auch bei der Terrorismusbekämpfung. Sowohl der IS als auch Al Kaida nutzen die Türkei als Ausgangsbasis. Möglich wird dies, weil Ankara es vorzieht, lieber die kurdische PKK zu verfolgen. (...)

Um es milde auszudrücken. Es ist äußerst beunruhigend, dass sich die Türkei unter Erdogan weigert, ein zuverlässiger Bündnispartner zu sein.“

„Dagens Nyheter“ (Stockholm):

„Die NATO wird 70 Jahre alt. Ohne die Verteidigungsallianz gäbe es keine Sicherheit in Europa. Die EU hat eine wichtige Rolle für den Frieden gespielt, aber ohne die NATO und deren Rückgrat USA hätten die notwendigen Muskeln gefehlt. Nach dem Fall der Mauer war es kein Zufall, dass die Osteuropäer als Allererstes in die NATO wollten. Und Trump hat recht bei den Verteidigungsausgaben Europas. Weiterhin schaffen nur sechs Mitgliedsländer neben den USA das Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Deutschland, der Riese der EU, ist dabei das große Problemkind. Nur 1,3 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt gehen in die Verteidigung, versprochen sind 1,5 Prozent bis 2024. Es gibt alle möglichen Ausreden. Aber wenn Europa größere Verantwortung für seinen eigenen Schutz übernehmen soll, dann muss Deutschland mit dabei sein.“

„Stuttgarter Zeitung“:

„Das Geburtstagskind ist in Deutschland schlecht gelitten. Die meisten Politiker und Bürger nehmen zu wenig zur Kenntnis, dass die Bedrohung unseres Lebensmodells nicht ein Szenario von gestern ist, sondern hochaktuell. Die NATO ist daher heute gerade für die Deutschen genauso wichtig wie vor Jahrzehnten, ihr Wert unbezahlbar. Deshalb sind die Prioritäten der Bundesregierung in ihrer Finanzplanung verwunderlich.“

~ WEB http://www.nato.int/ ~ APA109 2019-04-04/10:03