Berufsschule Landeck: Vom Klassenzimmer in die „Selchkuchl“
Im Keller der Fachberufsschule für Tourismus in Landeck wird seit Kurzem geselcht. Der Landeshauptmann legte selbst Hand an.
Von Matthias Reichle
Landeck – „Drei Kilo Schweinebauch, drei Kilo Rindfleisch und Fett“ – Chefkoch Herbert Osl gab die Anweisungen. Zucker, Gewürze, ein Schuss Wein und die übrigen Zutaten wurden von seinem Schüler gemischt und mit viel Muskelkraft und bloßen Händen verknetet. Sein Lehrling war nicht irgendwer – Landeshauptmann Günther Platter krempelte gestern selbst die Hemdsärmel hoch. In der Fachberufsschule für Tourismus in Landeck wurde er in der Produktion von Hauswürsten unterwiesen: von der Herstellung des Bräts über das Befüllen der Därme bis hin zum Abbinden der einzelnen Würste – sowohl Schüler als auch Lehrer waren schlussendlich von den Fähigkeiten ihres Gastes durchaus beeindruckt. „Schon wie im zweiten Lehrjahr“, lautete der Kommentar. Dann kam der eigentliche Höhepunkt: Mit einem Knopfdruck setzte Platter den ganzen Stolz der Schule in Betrieb: die neue Selch.
„Es war uns ein Anliegen, den Schülern die ursprünglichste Konservierungsmethode unserer Region beizubringen“, erklärt Direktor Günther Schwazer, wie es zu der neuesten Attraktion der Berufsschule kam. Gemeinsam mit dem Zammer Gemse-Wirt Seppl Haueis sprach er beim Land vor – und bekam den Wunsch erfüllt. Seit wenigen Monaten ist die Schule um eine Selchkammer reicher – wobei darin keine rußgeschwärzten Wände mehr zu sehen sind. Alles blitzt und blinkt. Rund 70.000 Euro haben die Anlage und die Adaption der Räume gekostet.
Auch für Chefkoch Herbert Osl war die Selch anfangs Neuland. „Ich hab ganz von vorn anfangen müssen“, erklärt er. Inzwischen ist er ein Selchexperte. Schwein, Lamm, Forelle, Lachs, Blutwurst – wenig, was von ihm noch nicht geräuchert wurde. „Ich bin begeistert. Ich lebe fürs Selchen, Kochen ist jetzt an zweiter Stelle“, schmunzelt er.
In der „Lehrselch“ zeigt man sich auch durchaus experimentierfreudig. So seien auch schon Fischwürste produziert worden, weiß Seppl Haueis.
Die Idee zur Selchanlage sei durch die Kooperation mit der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Imst entstanden, so Direktor Schwazer. Dort wird schon länger geräuchert. Neben LLA-Schülern war gestern mit Landwirtschafts-Lehrer Toni Rauch auch ein Experte zugegegen und leistete Unterstützung bei der Wurstproduktion.
Seit rund zwei Jahren gibt es einen regen Austausch zwischen den beiden Bildungsinstituten, in dessen Rahmen sich die Schüler zu verschiedenen Themen gegenseitig Besuche abstatten. Heuer standen Äpfel, Honig und Getreide im Mittelpunkt der Kooperation. Dass der Fokus in der Tourismusschule so stark auf regionalen Produkten liegt, gefiel wiederum LH Platter: „Die Leute müssen wissen, wo sie Urlaub machen. Das lässt sich über den Teller hervorragend vermitteln.“