Land hofft bei Lehrern auf „Optionslösung“
147 Bundeslehrer werden aus Mittelschulen abgezogen.Bildungsdirektion fordert vom Bund Gesetzesänderung.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck –Nicht nur ihr Name hat ein Ablaufdatum. Schon bald wird aus der „Neuen Mittelschule“ (NMS) nur noch die „Mittelschule“. Auch beim Lehrpersonal wird es bereits mit kommendem Herbst zu gröberen Veränderungen kommen. Denn der Bund zieht die Bundeslehrer (AHS und BMHS) aus den NMS ab. Der verschränkte personelle Unterricht von Hauptschul- und AHS-Lehrern sollte einst auch Vorhut für eine Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen sein. Doch die Gesamtschule ist tot.
Für Tirol heißt das, dass 147 Bundeslehrer nicht mehr in einer NMS unterrichten dürfen, sondern in AHS zurückkehren müssen. Laut dem Bildungsdirektor für Tirol, Paul Gappmaier, sieht das Bildungsministerium hierfür einen Etappenplan über vier Jahre vor. Pro Jahr sollen 25 Prozent retourgeführt werden. Wer dies dann im konkreten Fall sein wird, obliege der Bildungsdirektion, bestätigt Gappmaier. Vorgaben oder Kriterien hierfür gebe es jedenfalls noch keine.
Vorerst hofft man im Land und in der Bildungsdirektion, dass der Bund noch einlenkt und einer Alternative zustimmt. „Wenn nicht, dann schlittern wir ab Herbst in eine brenzlige Situation“, gibt Gappmaier zu bedenken.
Dass der Bund mit dieser Personalbereinigung sparen will, ist auch für die Bildungsdirektion offenkundig. Zumindest erspart er sich damit die Reisekosten, welche Bundeslehrer für den Unterricht in ihrer Zweitschule verrechnen konnten.
Das Dilemma haben die Länder. Denn die AHS-Lehrer könne man nicht einfach so auf die Straße setzen. Vielmehr gilt es, diese in das landesspezifische AHS- und BMHS-System zu reintegrieren. Von den nun betroffenen 147 Bundeslehrern haben 57 gar unbefristete Verträge. Für diese gelte es laut Bildungsdirektion im Ausmaß von 807 Unterrichtsstunden verpflichtend einen Platz in den höher bildenden Schulen zu schaffen. „Damit nehmen wir aber diesen Schulen auch einen gewissen Spielraum ihrer Autonomie“, sagt Gappmaier. Andererseits sei es kein Leichtes, die entstehende Personallücke bei den NMS einfach so aufzufüllen: „Da tut sich eine Schere auf, die uns schmerzt und Kopfzerbrechen bereitet.“
Die „Alternative“, auf die Tirol spekuliert, hat man dem Ministerium dieser Tage bereits unterbreitet. So will man erreichen, dass zumindest all jene Lehrer, die sich aktuell noch in der alten (Diplom-)Ausbildung befinden, künftig auch an NMS unterrichten dürfen. Gerade diese Junglehrer, so Gappmaier, stünden nämlich durch die neuen Bundesvorgaben zwischen allen Stühlen. Ihnen fehle einerseits die – mit der neuen Lehrerausbildung jetzt miterworbene – Lehrberechtigung für NMS, andererseits hätten sie kaum eine Chance, regulär an AHS unterzukommen. Dieses Personaldilemma könnte der Bund mit besagter Gesetzesänderung „rechtlich elegant lösen“, sagt Gappmaier. Die ersten Rückmeldungen aus dem Ministerium seien positiv.
Voraussetzung für all das wäre natürlich, dass die noch nicht fertig studierten Bundeslehrer in den Landesdienst „optieren“. Die gleiche Möglichkeit soll übrigens auch jenen eingesessenen AHS-Lehrern offenstehen, die von den NMS abgezogen werden. Der Haken: Gehaltseinbußen dürften damit wohl einhergehen.
Jedoch drängt die Zeit bis zum Herbst, die von Tirol forcierte Gesetzesänderung müsse rasch greifen. Derweil muss sich die Bildungsdirektion selbst helfen. Und zwar mittels „dienstrechtlichen Eingriffen“. So werde man in den Mittelschulen Karenzierungen zurückfahren, ebenso sollen Ansuchen auf Teilzeit strikter gehandhabt werden. Der Doppelunterricht in den NMS soll nämlich nicht dem Sparstift zum Opfer fallen.