Andrea Berg mit neuem Album „Mosaik“: „Erfolgsgeheimnis ist Leidenschaft“
Für ihr 17. Album „Mosaik“ arbeitete Andrea Berg mit Dieter Bohlen, DJ Bobo und Xavier Naidoo zusammen. Zweieinhalb Jahre habe die Entstehung gedauert, 250 Songs habe die Sängerin dafür angehört und 25 schließlich ausgewählt.
Wien – „Schlagerkönigin“ Andrea Berg hat ihr 17. Album „Mosaik“ herausgebracht. „Ich habe Musik immer als das gelebt, was sie für mich ist, nämlich Leidenschaft. Vielleicht ist das mein Erfolgsgeheimnis“, sagte die laut ihrem Label „erfolgreichste Sängerin der deutschen Chart-Geschichte“ im Gespräch mit der APA. Die 53-Jährige sprach auch über ihren Duett-Partner Xavier Naidoo und die Lust am Leben.
„Mosaik“ sei „der Beweis, dass nichts im Leben durch Zufall passiert“, betonte Berg. Denn zweieinhalb Jahre lang habe sie Lieder für ein neues Album geschrieben, mit 32 Komponisten gearbeitet, 250 Songs angehört und 25 ausgewählt. Als Albumtitel stand „Träume“ fest, auch das Cover war fertig. „Aber ich hatte so eine innere Unruhe, irgendwie passte das alles nicht zusammen, es fehlt etwas“, erzählte die 53-Jährige. „Ich dachte, ich bin keine Träumerin, ich lebe das Leben.“ Und dann plötzlich habe sie an einem Abend die Zeile „in jedem Scherbenmeer seh‘ ich ein Mosaik“ niedergeschrieben.
„Klar, das ist das Leben, das Leben ist ein Mosaik“, seien ihre Gedanken gewesen, „es ist unberechenbar, es gibt Scherben, aber die sind bunt, keine Scherbe ist wie die andere. Jeder Tag ist ein neues Geschenk, ein neues Abenteuer. Da habe ich alles weggeschmissen und gesagt: Das ist der Titelsong!“
„Will dem Publikum nicht erzählen, dass alles gut ist“
Dem Schlager wird oft vorgeworfen, eine heile Welt vorzugaukeln. Andrea Berg will ihrem Publikum gar nicht erzählen, dass alles gut ist, Songs wie „Steh auf“ oder „Ab sofort wird gelebt“ haben aber eine klare Botschaft: „Man soll bewusst leben!“, so die deutsche Entertainerin. „Nichts ist schlimmer, als wenn man sein Herz am Montag an der Stechuhr abgibt, sich die ganze Woche über Tagträumen hingibt und sich am Freitag sein Herz wieder abholt. Ob ich den Freitag noch erreiche, weiß ich ja nicht. Deswegen soll man das Leben als das nehmen, was es ist – ein großes Abenteuer. Und nie vergessen, dankbar zu sein. Hören wir doch auf, Erwartungen hinterherzulaufen. Wir müssen jetzt lebendig sein, alles mit Liebe ausfüllen.“
Dieter Bohlen arbeitete an drei Songs auf „Mosaik“ mit Berg zusammen. Über ihn sagte sie: „Ich kann mit Dieter Bohlen über den Sinn des Lebens reden.“ Mit Xavier Naidoo gibt es sogar ein Duett. „Xavier war die emotionalste Begegnung in meiner musikalischen Karriere, weil dieser Mensch so viel Spiritualität hat“, sagte die Sängerin. Bedenken, weil Naidoo wegen diverser politischer Äußerungen ins Schussfeld geraten war, hat sie nicht.
Ebenfalls seine Spuren auf „Mosaik“ hinterlassen hat DJ Bobo. Im Gegensatz zu mancher Kollegin ist Berg dem Schlager aber trotz Eurodance-Anklängen recht treu geblieben. „Wir probieren natürlich Sachen aus, auch bei älteren Liedern“, erwiderte die Sängerin. Wenn du 26 Jahre lang ‚Hoch auf dem Kilimandscharo, da liegt im Sommer noch Schnee‘ singst, hast du irgendwann mal Bock, etwas zu verändern. Eine geile Melodie, einen geilen Song kannst du instrumentieren, wie du willst. Du musst nur aufrichtig sein. Die deutsche Sprache hat so viel mehr als das, was der Schlager früher transportiert hat. Heute ist ja alles fließend. Mache ich deutschen Pop? Oder Schlager? Oder Volksmusik? Alles stimmt, das ist das Schöne.“
„Ich musste zum Glück nie von der Musik leben“
Dass sie zwei Jahre an „Mosaik“ gearbeitet habe, sei nicht der größer gewordenen Konkurrenz geschuldet, betonte Berg. „Für mich ist Erfolg nicht mit einer Erwartung verbunden. Ich lasse mich auch gerne treiben. Ich bin lebendig und keine Maschine, die jeden Tag einen Song schreibt. Wann kommt das Album? Wenn ich es fertig habe, wenn ich damit zufrieden bin. Deswegen habe ich null Druck. Ich musste zum Glück nie von der Musik leben, ich hatte immer einen echten Beruf. Da kann man mich jetzt auslachen, aber Musik ist nicht mein Beruf, sondern meine Passion, mein Hobby. Vielleicht habe ich deshalb über die vielen Jahre durchgehalten.“
Die kommende Tour führt Andrea Berg auch durch Österreich. Ein Spektakel könne man „unbedingt“ erwarten, versprach Berg, sagte aber zugleich: „Bei der Seele müssen wir ansetzen, dann können wir etwas Großes schaffen. Wenn ich mich nicht mit nackten Füßen an den Bühnenrand setzen kann, begleitet von einer akustischen Gitarre, wenn man nicht in der Halle eine Stecknadel fallen hören kann, weil die Leute bewegt sind, brauchen wir auch keine Raketen vom Dach schießen. Das ganze Wettrüsten bringt überhaupt nichts, wenn du nicht im Kern echt bist und die Menschen überzeugst, indem du sie abholst und sie berührst.“
Und daher ist die Frage nach dem größten Glück für die Schlagerkönig prompt beantwortet: „Wenn die Leute nach der Show sagen: ‚Andrea, wir haben getanzt, gelacht, geweint, wir hatten Gänsehaut, es war ein wunderschöner Abend.‘ Dann gehe ich nach Hause und sage: ‚Danke lieber Gott, mehr will ich nicht.‘“
Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann, APA