Redewettbewerb in Schwaz: “Ich bin keine Wachsfigur“
Mit einer gehörigen Portion Mut und spannenden Themen im Gepäck ließen 21 Schüler beim Redewettbewerb in Schwaz aufhorchen. Sie brachten das Publikum zum Nachdenken und Innehalten, aber auch zum Lachen.
Von Eva-Maria Fankhauser
Schwaz –Die Stimmung im Saal der Wirtschaftskammer Schwaz ist locker. Die Sitzplätze füllen sich. Doch draußen im Gang herrscht Nervosität. Junge Schüler streifen durch die Flure. Der Blick starr auf ein Blatt Papier gerichtet. Ein junger Mann strafft sich, atmet tief durch und sucht seine innere Ruhe. Immer mehr Leute strömen in den Saal. Der Schülerin direkt am Eingang fällt das gar nicht auf. Sie rückt ihre Brille zurecht, während sie leise vor sich hin murmelt und auf ihre Notizen blickt. Immer wieder geht sie alles Satz für Satz durch.
Und dann ist es so weit: Der 67. Jugendredewettbewerb der höheren Schulen im Bezirk Schwaz beginnt. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Die erste Schülerin tritt vor das Publikum. Sie ist nervös. Aber ihre Stimme tönt warm durch den Saal. Anna-Maria Hirschhuber spricht über „Die scheinbare Nichtexistenz der Gefühle oder die Nebenwirkungen des Fortschritts“. Wort für Wort taut die Schülerin auf. Schüttelt die Nervosität ab und zieht die Zuhörer in ihren Bann.
Sechs Schüler hatten eine klassische Rede vorbereitet und sprachen sechs bis acht Minunten zu einem Thema ihrer Wahl. Völlig unvorbereitet mussten hingegen die Spontanredner ans Pult treten. Sie konnten sich zwischen zwei Themen entscheiden und hatten dann nur wenige Minunten zur Vorbereitung Zeit. Den Sieg errang Raphael Lederer. Mit viel Kreativität und Humor begeisterten die Teilnehmer in der Kategorie „Neues Sprachrohr“. Dabei gingen die Schüler nämlich kritische Themen an, die sie auf der Bühne aber mit viel Ironie und Witz präsentierten. Vor allem Selma Dedic, Akgül Kostu, Aze Özkan und Lena Sindram ernteten mit ihrem Auftritt zum Thema „Interreligiöser Dialog“ langanhaltenden Applaus. Ein Tisch, vier Stühle, ein Streit, vier Religionen, ein Vorurteil nach dem anderen und vier ausdrucksstarke junge Frauen – das war das Rezept für ihr „Neues Sprachrohr“.
Mit viel Überzeugungskraft und einer flammenden Rede punktete auch Hannes Eberharter. Er gewann die Kategorie „klassische Rede“ mit einem Appell, sich gegen die „Food-Mafia“ zu wehren. Mindestens genauso viel Eindruck bei den Zuhörern hinterließ auch der Schlusssatz dieser Schülerin: „Ich bin Lisa Musack und ich bin keine Wachsfigur.“ Sie sprach darüber, wie sehr man sich als junger Mensch wie eine Figur aus Wachs formen lässt und plädierte dafür, man selbst zu sein und seinen eigenen Weg zu finden.
Die Schüler bewiesen am Donnerstagabend beim Jugendredewettbewerb jede Menge Mut. Auch wenn bei so manchem die Hand zu Beginn der Rede noch zitterte, so wurden die Jugendlichen immer selbstbewusster und sicherer. Ihre Worte und Gedanken kamen beim Publikum und der Jury gut an.
Die Erstplatzierten haben sich fürs Landesfinale am 29. April im Landhaus in Innsbruck qualifiziert.