Lügen aufgedeckt?

Regisseur gibt Fehler in Jackson-Doku zu, Proteste in München

Der geplante Film soll auch Michael Jacksons schwere Kindheit und seinen tragischen Tod behandeln.
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Ein Biograf des verstorbenen „King of Pop“ twittert Unterlagen, die belegen, dass die Angaben der mutmaßlichen Missbrauchsopfer von Michael Jackson so nicht stimmen können. Regisseur Dan Reed hatte die Fehler eingeräumt. Vor der deutschen Premiere am Samstag gibt es deshalb Proteste.

München — Es ist Wasser auf die Mühlen aller Michael-Jackson-Fans, die an die Unschuld ihres Idols glauben. Der Regisseur der ohnehin schon umstrittenen Doku „Leaving Neverland", Dan Reed, räumt zeitliche Unstimmigkeiten in den Aussagen der mutmaßlichen Missbrauchsopfer des „King of Pop" ein.

James Safechuck erklärt im Film, er sei zwischen 1988 und 1992 auf der Neverland Train Station mehrmals misshandelt worden. Allerdings wurde die Zugstation erst 1993 gebaut und im Jahr danach eröffnet. Das belegte Jackson-Biograf Mike Smallcombe, indem er die Baugenehmigung mit offiziellem Stempel bei Twitter veröffentlichte. Regisseur Reed reagierte auf den Tweet und räumte ein, dass es am Datum der Eröffnung der Station keinen Zweifel gebe. Das Opfer habe den Missbrauch wohl falsch datiert. Smallcombe will das so nicht hinnehmen, immerhin handelt es sich um eine zeitliche Diskrepanz von drei Jahren.

Falschaussage, damals oder heute?

Und das ist wohl auch nicht der einzige Fehler, der dem Filmemacher unterlaufen ist. Wieder ist es Smallcombe, der darauf aufmerksam macht, dass das zweite vermeintliche Opfer, Wade Robson, ebenfalls eine falsche Zeitangabe macht. Er erklärt in der Dokumentation, seine Familie sei 1990 zum Grand Canyon gefahren, während er selbst allein mit Jackson auf der Neverland Ranch zurückgeblieben sei. Laut einem Gerichtsdokument, das Smallcombe vorliegt, ist Robson jedoch mit seiner Familie zum Grand Canyon gereist und war vor 1993 nicht ein einziges Mal mit Jackson allein.

Robson und Safechuck geben in der Dokumentation an, von dem Musiker über Jahre sexuell missbraucht worden zu sein. Die heute 36 und 40 Jahre alten Männer hatten in zwei Prozessen, in denen Jackson zu Lebzeiten wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs vor Gericht stand, zu seinen Gunsten ausgesagt. Er habe sich nie an ihnen vergangen, sagten sie damals. In „Leaving Neverland" erklären die beiden nun, dass Jackson sie massiv unter Druck gesetzt und zu diesen Falschaussagen gedrängt habe.

Proteste vor Deutschlandpremiere

Vor diesem Hintergrund strahlt der Privatsender ProSieben die Doku am Samstag erstmals im deutschen Fernsehen aus. Um auf die „Verleumdungen und Falschaussagen" aufmerksam zu machen, haben Jackson-Fans daher für Samstag Proteste vor der ProSieben-Zentrale in Unterföhring angekündigt. (tst)

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