Bezirk Imst

Sölden beharrt auf Kraftwerk Gurgl

In Gurgl, nahe der Talstation der Hochgurglbahn 1, soll die Gurgler Ache über ein Tirolerwehr fließen. Das entnommene Wasser wird in Zwieselstein, die Talstufe ausnutzend, zur Stromerzeugung verwendet.
© Schnabel

Vom ökologischen, wirtschaftlichen und emotionalen Standpunkt aus sei Söldens Kleinkraftwerk sinnvoller als das Megaprojekt der Tiwag im Kaunertal.

Von Thomas Parth

Sölden –Der einhellige Tenor von Gemeinde Sölden und Ötztal Tourismus ist klar und deutlich zu vernehmen: „Ötztaler Wasser muss im Ötztal bleiben.“ Damit sprechen sich sowohl Wirtschafts­treibende als auch Bauern und Politiker unisono für das Kraftwerk an der Gurgler Ache aus. Seit dem Jahr 2004 arbeite man bereits daran, dieses regionale Stromerzeugungsprojekt zu verwirklichen. „Seit 2008 laufen auch unsere Bewilligungsverfahren, die durch das Widerstreitverfahren unterbrochen wurden“, erinnert Vize-BM Reinhard Scheiber. Im Widerstreit befand sich die Gemeinde Sölden mit der Tiwag, die das Gurgler und Venter Wasser durch Stollen in das Großkraftwerk Kaunertal II ableiten möchte. Nachdem Sölden das Widerstreitverfahren gegen die Tiwag 2014 gewonnen hatte, mussten neue Gutachten nach Wiederaufnahme der Bewilligungsverfahren erbracht werden. Diese liegen mittlerweile vor und wurden dieser Tage eingereicht, dieTTberichtete. „Wir wurden zehn Jahre lang in die Warteschleife geschickt“, wettert Scheiber.

Der Ötztal Trail, der Ötztaler Radwanderweg, verläuft neben der Ötztaler Ache. „Das ist für mich ganz klar auch deshalb, weil der Erholungswert des Wassers ein ganz anderer ist als neben einer Autobahn“, kommentiert Bernhard Riml. Der Sölder Obmann des Ötztal Tourismus sieht weiteren Bedarf an Wasser. Er spannt den Bogen von der „Beschneiung unserer Skipisten über Rafting und Kajaking auf der Ache bis zur Landwirtschaft, die unsere Kulturlandschaft erhält“. Und von der Bildsprache im Marketing brauche man gar nicht erst zu reden anfangen. „Wasser ist unser wertvollstes Gut!“, betont Riml. Er plädiert – als Wirtschaftstreibender – dafür, das Ötztaler Wasser nicht einfach aus dem Tal rinnen zu lassen, sondern es in mehreren Talstufen zur Energiegewinnung nutzen. Allzu gerne würde die Gemeinde Sölden, ähnlich der Gemeinde St. Anton, sich selbst zu einem großen Teil mit hausgemachter Energie versorgen.

Was die Wirtschaftlichkeit des „Mega-Projektes im Kaunertal“ anbelange, so sei diese stark zu hinterfragen, gibt Vize-BM Scheiber zu bedenken. „Es muss für die Ableitung unseres Wassers ein mit Lkw befahrbarer und 23 Kilometer langer Tunnel quer durch den Berg getrieben werden. Die Instandhaltungs- und Ausgleichsmaßnahmen sind ebenfalls enorm und machen Kaunertal II unrentabel“, ist Scheiber überzeugt.

Söldens Projekt würde das Wasser an der Gurgler Ache mittels Tirolerwehr in Gurgl entnehmen, über eine Druckleitung nach Zwieselstein leiten, dort abbauen und der Ötztaler Ache wieder zuführen. „Als Kleinwasserkraftwerk unter 15 Megawattstunden beeinträchtigen wir die Natur kaum. Unser Wasser bleibt im Tal bei gleicher Wasserqualität und kann auch von den Nachbargemeinden genutzt werden“, beteuert Scheiber. Durch Kaunertal II hingegen würden 80 Prozent des Wassers der Gurgler Ache abgeleitet.

Darüber hinaus kritisieren die Sölder den so genannten „wasserwirtschaftlichen Rahmenplan“. Dieser sei vom Land Tirol als Eigentümer in Auftrag gegeben und von der Landestochter Tiwag erstellt worden. Durch den Tiroler Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter erlangte der Rahmenplan seine Wirksamkeit. „Wir sehen auch den Tiroler Landeshauptmann in einer fragwürdigen Doppelrolle. Einerseits als Eigentümervertreter der Tiwag, andererseits als Verwaltungsbehörde für unsere Bewilligungsverfahren“, macht Scheiber weiter Druck. Aus seiner Sicht müsse die Tiroler Landesregierung von einer „Entwässerung der Ötztaler Alpen“ Abstand nehmen.

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