Bezirk Reutte

Startschuss für neues Plansee-Ceratizit-Werk

Der Aushub der Industriefläche beim Kreckelmoos wird in die naheliegende Deponie Hurt gebracht.
© Helmut Mittermayr

In Kreckelmoos entsteht eine neue Halle für 300 Plansee-Ceratizit-Mitarbeiter. Die Produktion soll 2022 starten. Breitenwang hatte zum Info-Abend geladen. Anrainer befürchten Lärm beim nächtlichem Schichtwechsel.

Von Helmut Mittermayr

Breitenwang –Die Gemeinderatssitzung, die Dienstagabend im Veranstaltungszentrum über die Bühne ging, hatte historische Dimension – was den Besuch betraf. Bürgermeister Hanspeter Wagner hatte eine Einladung zur Bürgerversammlung an alle Breitenwanger Haushalte verschickt, sollte doch ein neues Projekt von Ceratizit, bei dem inzwischen schon die Bagger aufgefahren sind, der Bevölkerung nähergebracht werden. Der hohen Nachfrage nach Hartmetall-Werkzeug trägt Ceratizit Austria mit dem Bau einer im hohen zweistelligen Millionenbereich liegenden, weiteren Fertigungshalle beim Bad Kreckelmoos in Breitenwang Rechnung. Nur einen Kilometer vom Hauptwerk entfernt.

120 Interessierte waren ins VZ gekommen und sparten auch nicht mit Fragen. Rede und Antwort standen neben dem Gemeindechef auch Ceratizit-Geschäftsführer Peter Fink, Infrastrukturverantwortlicher Bernd Junginger, Projektleiter Tobias Raggl sowie Architekten des Planungsbüros ATP. Peter Fink präsentierte dann ein Modell des geplanten Neubaus. Das mehrgeschossige Gebäude hat eine Länge von 200 und eine Breite von 80 Metern und wird damit etwa doppelt so groß wie ein Fußballfeld sein. Bis zum Frühjahr 2022 soll das Gebäude bezugsbereit sein. Dann werden dort bis zu 300 Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb beschäftigt sein. Zudem entsteht ein Parkplatz mit 130 Stellplätzen.

BM Hanspeter Wagner zeigte sich nach der Sitzung erleichtert über den guten und streitfreien Verlauf der Versammlung. „In einer offenen Diskussion kamen aber auch Sorgen wie eine mögliche Lärmbelästigung oder das Abgasthema zur Sprache.“ Den Gemeindechef freut es besonders, dass mit Ceratizit ein einziger Partner gefunden wurde, der das 56.000 m² große Grundstück bebauen wird: „Die Optik wird dementsprechend einheitlich sein und könnte sogar eine Art Aushängeschild für Plansee werden, liegt das neue Werk dann doch direkt an der Umfahrung Reutte.“ Plansee gilt als „Hidden Champion“ – als Industriebetrieb kaum wahrnehmbar. Wagner weiter: „Ansonsten hätten hier vielleicht 20 kleine Firmen gebaut, alles wäre verhüttelt und unansehnlich geworden.“

BM Wagner, die Gemeinde war auch Verkäufer dieses Grundes, erklärt auch, dass die Auflagen für einen Industriebetrieb sehr hoch seien, er also keine besonderen Beeinträchtigungen erwarte. Einige Anrainer sahen dann aber eine mögliche Belastung durch den zu erwartenden Verkehr, vor allem beim Schichtwechsel, der auch nächtens stattfinden wird. Denn nahe bei den Häusern, unterhalb der Kreckelmoosstraße, wird ein eigener Werksparkplatz errichtet (siehe Foto oben). GF Peter Fink nahm die Anregung auf und erklärte, dass mit zusätzlichen Lärmschutzmaßnahmen vorgebeugt werden soll. Vom Parkplatz komme man dann in einem Tunnel unter der Planseestraße direkt zu den Hallen. Auch sollten die Bauarbeiten nicht mehr vor sechs Uhr Früh beginnen. Prinzipiell hofft Fink, dass die Mitarbeiter künftig auch stärker das Werksbusangebot wahrnehmen werden, wofür Plansee nahezu eine Million Euro im Jahr aufwendet.

Die Belastung durch den zusätzlichen Lkw-Verkehr sei gering. Nur drei Lastwagen würden vom neuen Werk aus täglich das Logistikcenter in Kempten anfahren. Der interne Werksverkehr zum einen Kilometer entfernten Headquarter wird abseits des öffentlichen Verkehrsnetzes und der Anrainer über den so genannten alten Müllplatzweg abgewickelt werden, den Plansee dafür asphaltieren wird. Eine bereits bestehende Unterführung unter der B179 ermöglicht dies. Der Weg wird mit Schranken gesperrt – alle bisherigen Nutzer, wie etwa Grundbesitzer oder der Hundesportverein, erhalten weiter Zugang.

Mit steigenden Einnahmen aus der Kommunalsteuer wird BM Wagner wohl auch kalkulieren können. Denn in der Endausbaustufe wird mit 300 Ceratizit-Mitarbeitern gerechnet. Nicht alle werden werksintern verschoben, also auch neue dazukommen. Der Bau wird sich bis 2021 ziehen, 2022 soll mit der Produktion begonnen werden. Auch Reuttes Marktchef Alois Oberer hatte sich vor zwei Jahren bemüht, das neue Werk zum Großfeld zu lotsen. Dieses Gewerbegebiet wurde anfangs von Plansee sogar favorisiert. Einzelne Grundbesitzer weigerten sich aber zu verkaufen, zudem war der Grundpreis in Reutte deutlich höher.

Derzeit sind drei Unternehmen der Plansee Group am Standort Breitenwang/Reutte tätig. Während die Plansee SE Halbzeug und Komponenten aus Wolfram- und Molybdänmetall fertigt, ist die Ceratizit Austria GmbH auf die Herstellung von Hartmetallwerkzeug für die zerspanende Bearbeitung fokussiert. Im neuen Gebäude werden künftig die Schleiferei und der Werkzeugbau untergebracht sein.

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