TT-Interview

Kühbauer vor Gastspiel am Tivoli: „Dürfen uns keinen Meter schenken“

Da war die Welt noch in Ordnung – Anfang Oktober präsentierte Fredy Bickel, Rapids Geschäftsführer Sport, Didi Kühbauer noch als neuen Cheftrainer. Die Zusammenarbeit wird mit dieser Saison enden.
© gepa

Bei Rapid wurde gestern die Trennung von Sportchef Fredy Bickel mit Ende Juni publik. Cheftrainer Didi Kühbauer fordert für das Gastspiel beim FC Wacker (heute/17 Uhr) volle Konzentration aufs Wesentliche.

Nach dem Einzug ins ÖFB-Cupfinale wurde jetzt die baldige Trennung von Sportchef Fredy Bickel bekannt. Mit welcher Gemütslage reisen Sie nach einer turbulenten Woche nach Innsbruck?

Dietmar Kühbauer: Was Fred­y Bickel betrifft, kann ich sagen, wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Trotzdem haben wir auch — und sicher auch in seinem Interesse — unsere sportlichen Aufgaben zu erfüllen. Sein Abschied darf nicht zum Thema Nummer eins werden. Das wird aber auch nicht passieren.

Sieben Trainer verloren in dieser Saison schon vorzeitig ihren Job, jetzt geht bei Rapid bald der Sportchef. Die Zeiten scheinen immer rauer zu werden?

Kühbauer: Natürlich ist es nicht schön, vor allem für den Betroffenen. Es mag sich pragmatisch anhören, aber so ist der Fußball. Wir Profis müssen das hinnehmen und uns aufs Wesentliche konzentrieren.

Der Modus mit Liga- und Punkteteilung, mit oberem (Meister-Runde) und unterem Play-off (Quali-Gruppe) hat den Druck zusätzlich erhöht?

Kühbauer: Ich halte den Modus nicht für optimal, aber das hat nichts mit uns zu tun — denn wir haben uns selber dorthin gebracht, wo wir jetzt stehen. Aber wenn der Modus nicht wäre, wären sicher nicht schon sieben Trainer weg. Die Ligareform erhöht den Druck auf Clubs sowie Trainer noch mehr. Und warum soll beispielsweise Salzburg als Tabellenführer oder jedes andere Team um die halben eroberten Punkte gebracht werden?

Trauern Sie dem Meister-Play-off noch nach?

Kühbauer: Natürlich ist die untere Tabellenhälfte nicht der Anspruch, den wir haben. Aber es wurde jetzt schon so viel darüber geschrieben — es ist genug. Wir konzentrieren uns jetzt darauf, gut Fußball zu spielen, und das hat im Frühjahr ganz gut funktioniert.

Ist in der Quali-Runde Platz eins, also gesamt Platz sieben in der Liga, ein Muss?

Kühbauer: Ich will nicht immer über Platz sieben reden. Wenn wir gut spielen, kommt alles von alleine, das heißt auch eine gute Platzierung.

Wie sehr hat der Aufstieg ins Cupfinale Ihre Mannschaft gepusht?

Kühbauer: Natürlich war es für die Köpfe ungeheim wichtig, aber es heißt für das Wacker-Match rein gar nichts. Wir dürfen uns in Innsbruck deswegen keinen einzigen Meter schenken, denn sonst fallen wir ganz schnell wieder auf unsere Hintern.

Welche Eindrücke haben Sie vom „FC Wacker neu" unter Thomas Grumser?

Kühbauer: Ein neuer Trainer bringt immer Veränderung. Wir sind darauf vorbereitet.

Rapids 1:0-Sieg im Herbst war am Tivoli mit einem Treffer in der Nachspielzeit denkbar glücklich?

Kühbauer: Für uns war es ein wunderschöner Sieg. Für den FC Wacker war es natürlich denkbar bitter und unglücklich, wenn man durch so einen späten Treffer verliert.

Sie sind jetzt seit Anfang Oktober bei Rapid im Amt. Wie nehmen Sie als Rapid-Legende das doch oft unruhige Treiben rund um den Rekordmeister wahr?

Kühbauer: Es ist schwieriger als bei jedem anderen Club. Bei Rapid ist der Druck immer größer, aber damit muss man leben. Und deswegen laufe ich sicher nicht unrund. Die Aufgabe ist jeden Tag spannend und reizt mich im positiven Sinn. Und sportlich glaube ich schon, dass es im Frühjahr in die richtige Richtung geht.

Ein kurzer Seitenblick zum ÖFB-Team. Haben Sie sich mehr über Österreichs Niederlage in Israel geärgert oder mehr für Andreas Herzog gefreut?

Kühbauer: Das sind zwei Seiten: Als Österreicher hat mich die Niederlage, die für die EM-Quali schlecht war, ganz sicher nicht gefreut. Für einen guten österreichischen Typen wie den Andi habe ich mich auf der anderen Seite gefreut.

Sie sind seit Mittwoch ein Jahr älter. Was bedeutet die Zahl 48 für Sie?

Kühbauer: Ich habe es nicht so mit dem Geburtstag-Feiern. Das ist mir so was von wurscht, wie wenn eben gerade in China einer mit dem Radl fährt. Wichtig ist, dass ich mich körperlich gut fühle, es meinem Umfeld gut geht und meine Mannschaft fit ist und ein gutes Spiel abliefert.

Das Gespräch führte Alex Gruber

Die Hartberg-Gala nährt Wackers Mut

Der FC Wacker Innsbruck baut heute im Heimspiel gegen Rapid auch ein Stück weit auf die Art und Weise, wie der 2:0-Auftakterfolg in Hartberg errungen wurde.

„Wenn wir unsere Sachen konsequent machen, sind wir ungut zu bespielen, daraus zieht man Kraft", diktiert Cheftrainer Thomas Grumser, der im nächsten Atemzug aber auch relativiert: „Man kann sich im Fußball vom Vorwochenende nichts kaufen. Wir müssen vom ersten Moment an wieder an unsere Grenzen gehen, um ein gutes Resultat zu erzielen."

Auf der Suche nach der Startaufstellung wartete der FCW-Trainer noch das gestrige Abschlusstraining ab. Möglich, dass Murat Satin anstelle des gesperrten Cheikhou Dieng auf den rechten Offensivflügel rückt und ein weiterer zentraler Mittelfeldspieler seine Chance erhält. Grumser hat viele Optionen: „Die Trainingswoche war sehr gut, die Spieler machen uns die Entscheidung schwer."

Hellseherische Fähigkeiten, ob die ÖFB-Cupschlacht samt Verlängerung und Elferschießen am Mittwoch beim LASK, Rapid auch heute müde macht, wollte Grumser nicht preisgeben: „Vielleicht ist im Finish das ein oder andere Prozent mehr bei uns. Aber ich halte nichts davon, mich damit zu beschäftigen, wie es Rapid geht. Es geht um uns. Momentan geht es uns gut und das soll auch nach diesem Spiel so bleiben." Satin ergänzt im Abstiegskampf : „Es geht um Siege — egal gegen wen. Ich will immer an meine Grenzen und an mein Limit gehen." Das müssen alle. (lex)

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